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Akute Extremitätenischämie Egal wer, Hauptsache schnell

DGIM 2024 Autor: Dr. Anja Braunwarth

Schnelles Handeln ist das Wichtigste bei einem akuten Gefäßverschluss der Extremitäten. Schnelles Handeln ist das Wichtigste bei einem akuten Gefäßverschluss der Extremitäten. © SMPTY – stock.adobe.com
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Endovaskuläre Intervention oder OP beim akuten Verschluss an Arm und Bein? Zu dieser Frage sollten sich Angiologe und Chirurg einen Schlagabtausch liefern. Sie schlossen aber eher einen Burgfrieden. Denn bei einer akuten Extremitätenischämie kommt es darauf an, sie schnell zu erkennen und umgehend zu handeln. „Wer das von uns dann macht, ist fast egal“, betonte Prof. Dr. Thomas Zeller von der Angiologie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg – Bad Krozingen. Nichtsdestotrotz sprach er sich seinem Fachbereich entsprechend eher für ein endovaskuläres Vorgehen aus.

Die wohl beste Methode dafür ist die mechanische Thrombektomie. Für organisierte und eher lokal umschriebene Gerinnsel kann die Fixation mit einem Stent eine schnelle und effektive Alternative sein. Als Goldstandard für die Rekanalisation femoro-poplitealer Verschlüsse oder der Arterien zwischen A. subclavia und A. brachialis nannte der Kollege die Rotationsaspirationsthrombektomie. Rein aspirationsbasierte Katheter verstopfen leicht, können lediglich geringe Mengen an Material abtragen und eignen sich nur für frische Thromben oder die Unterschenkelarterien. Die zusätzliche Rotation ermöglicht es dagegen, auch subakute oder chronische Gerinnsel zu entfernen. Das interventionelle Verfahren ist weniger invasiv als eine OP und mit einem kürzeren Krankenhausaufenthalt verbunden, was auch die Kosten reduziert, betonte der Angiologe.

Das letzte Argument ließ Prof. Dr. Markus Steinbauer von der Klinik für Gefäßchirurgie am Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg nicht ganz gelten. Denn kleinere Emboli lassen sich problemlos in Lokalanästhesie über einen kleinen Schnitt entfernen – also schnell, wenig invasiv und billig. 

Generell vertrat er die Meinung, dass die chirurgische Behandlung akuter Extremitätenischämien die meisten Möglichkeiten verspricht. Zum einen handelt es sich bei akuten Gefäßverschlüssen nicht ausschließlich um Thromben oder Embolien, es können auch Aneurysmen, Dissektionen oder Traumafolgen dahinterstecken, die operativ versorgt werden müssen. Zum anderen dürfe man Fasziotomien, Infektsanierungen und Amputationen nicht vergessen. 

Insgesamt favorisierte er aber ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen: „das Beste aus beiden Welten“. In der eigenen Klinik wurde ein Hybrid-OP, ein OP mit „Angiosuite“, installiert. Dorthin kommen die Patienten sofort, wenn in der Notaufnahme durch Duplex-Sono ein Verschluss festgestellt wurde. Je nach Befund entscheidet das Team dann, ob die Chirurgen oder die Interventionalisten den Vorrang bekommen.

Akute Extremitätenischämie und Thrombophilie-Screening | Dr. Klaus Amendt

Quelle: 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin 2024