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Ernährungstipps Fettes Brot ist gut, vegane Wurst schlecht

Autor: Dr. Vera Seifert

Was soll man Brotliebhabern empfehlen? Was soll man Brotliebhabern empfehlen? © BarTa - stock.adobe.com
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In der Ernährungsmedizin gibt es viele neue Erkenntnisse – unter anderem zu Brot, Low Carb und Kalorienrestriktion. Ein Diabetologe erklärt, welche Diätempfehlungen heute noch haltbar sind und welche nicht.

Fünf veränderbare Risikofaktoren sind für über 50 % der Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich: hoher BMI, hoher systolischer Blutdruck, hohes Non-HDL-Cholesterin, Rauchen und Diabetes. Rund ein Fünftel der Sterbefälle gehen auf das Konto dieser Top-Five. Prävention ist also dringend geboten. Doch Deutschland hinkt dabei im Vergleich zu anderen Ländern hinterher, betonte Prof. Dr. Stephan Martin, Westdeutsches Diabetes- und Gesundheitszentrum Düsseldorf. Die Klassiker unter den Diätempfehlungen seien hierzulande immer noch „Low Fat“ und „weniger Kalorien“. 

Intermittierendes Fasten senkt Gewicht und HbA1c

Wie sieht die wissenschaftliche Evidenz aus? Laut einer großen Umbrella-Studie wurde bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ein sicherer Einfluss auf Körpergewicht, BMI und Bauchumfang nur für flüssigen Mahlzeitenersatz gefunden. Das HbA1c sowie die Triglyzeride ließen sich durch Low-Carb-Diäten (< 26 % Gesamtenergie) am besten senken. Low-Fat-Diäten zählen nicht zu den effizienten Methoden. Auch der Grundsatz „Hauptsache: weniger Kalorien“ ist laut Prof. Martin nicht mehr haltbar. Deshalb stehe im DMP Adipositas, dass man nicht unbedingt auf Kalorien achten muss. 

Was bringt intermittierendes Fasten? Dazu gibt es eine Studie mit 75 stark übergewichtigen Typ-2-Diabetikern. Die Forscher teilten die Patienten mit einem durchschnittlichen BMI von 39 kg/m2 in drei Gruppen ein:

  • In der ersten durfte nur zwischen 12 und 20 Uhr gegessen werden, ohne Kalorienzählen.
  • In der Zweiten galt: 25 % Kalorienrestriktion.
  • Die Dritte erhielt keine Vorgaben. 

Das intermittierende Fasten hatte nach sechs Monaten den größten Effekt auf das Körpergewicht (-3,6 kg). In puncto HbA1c war intermittierendes Fasten und Kalorienrestriktion gleich effektiv (-0,9 %). Intermittierendes Fasten ist für die Patienten aber möglicherweise leichter umzusetzen, meinte Prof. Martin. 

Und was ist mit Vitamin D?

In einer Studie mit 1.256 Menschen mit Prädiabetes hat man die Einnahme von Vitamin D gegen Placebo getestet mit dem Endpunkt „Manifestation eines Typ-2-Diabetes“. Das Ergebnis: kein Unterschied. Als „Sargnagel für Vitamin D“ bezeichnete Prof. Martin eine neue Studie mit 500.962 Teilnehmern. Personen mit hohen Vitamin-D-Spiegeln waren zwar besser vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall geschützt und hatten eine geringere Mortalität. Berücksichtigte man allerdings die Genvarianten der Teilnehmer, die mit der Höhe der Vitamin-D-Konzentration zusammenhängen, ergaben sich keine Unterschiede mehr. Ergo muss man das hohe Vitamin D als Surrogatparameter ansehen für längeren Aufenthalt im Freien, der in der Regel auch mehr Bewegung beinhaltet, so Prof. Martin.

Eine andere Studie verglich intermittierendes Fasten mit kohlenhydratreduzierter Kost und der Kombination aus beidem bei Personen ohne Diabetes. Gewicht verloren die meisten Probanden, wobei Low Carb plus intermittierendes Fasten die größten Effekte hatte (durchschnittlich 5 kg in drei Monaten). Man sollte den Patienten immer einen Blumenstrauß an Angeboten machen, so Prof. Martin. Low Carb oder intermittierendes Fasten allein oder die Kombination, je nach persönlichen Vorlieben. 

Und was soll man Brotliebhabern empfehlen? Der übliche Ratschlag lautet: Besser Vollkornprodukte als weiße Brötchen. In der Düsseldorfer Brotstudie kamen der Referent und seine Kollegen aber zu anderen Ergebnissen. In Zusammenarbeit mit einer großen Bäckerei hat man untersucht, wie verschiedene Brotsorten den Blutzucker ansteigen ließen. Interessanterweise ließ sich zwischen Weizenmehlbrötchen, Roggen-, Buchweizen- oder Dinkelbrot kein Unterschied feststellen. Prof. Martin dazu: „Ob Sie Cola trinken oder Roggenbrot essen, ist kein großer Unterschied.“ Bäcker Hinkel hat dann aber noch ein neues selbst kreiertes Brot (s. Kasten) ins Spiel gebracht. Die Abendschnitte enthält kein Mehl, dafür einen hohen Prozentsatz rheinische Ackerbohne und hat einen hohen Fettanteil. Die Innovation führte zu keinem Ausschlag in der Blutzuckerkurve und ließ auch das postprandiale Insulin nicht ansteigen. 

Low-Insulin-Brot

Zutaten: Wasser, Hafer, Sonnenblumenkerne, Leinsaat, Mandeln, Chiasamen, Ackerbohne, Flohsamenschalen, Honig, Salz.

Inhaltsstoffe pro 100 g:

  • Fett: 15,5 g (davon gesättigte Fettsäuren: 0,7 g)
  • Kohlenhydrate: 15,6 g
  • Ballaststoffe: 6,8 g
  • Eiweiß: 10,1 g
  • Salz: 1,0 g
  • Broteinheiten: 1,3
  • lösliche Ballaststoffe: < 0,1 g
  • unlösliche Ballaststoffe: 0,6 g
  • Brennwert: 254 kcal

Deshalb nennt es Prof. Martin auch Low-Insulin-Brot. Dessen Verzehr über drei Monate führte zudem im Vergleich zu Roggenbrot zu 1,8 kg (vs. 0,1 kg) Gewichtsreduktion. 

Sollte man künstliche Süßstoffe zur Gewichtsreduktion einsetzen? Prof. Martin rät davon ab. Deren Aufnahme ist mit einer höheren Rate kardiovaskulärer und zerebrovaskulärer Erkrankungen sowie der Entstehung von Karzinomen assoziiert. Davon abgesehen führen sie laut einer Studie zu einer Gewichtszunahme statt einer -abnahme. Die WHO rät ausdrücklich vom Ersatz von Zucker durch künstliche Süßstoffe zur Gewichtsreduktion ab, so Prof. Martin.

Frische Lebensmittel sollten die Basis der Ernährung bilden. Stark verarbeitete Produkte hingegen, z.B. Tiefkühlpizza, Fischstäbchen, Chips, Cerealien, Wurst und Limo, sollte man möglichst meiden. Dieser Grundsatz wird bestätigt durch eine neue Studie: Je mehr stark verarbeitete Lebensmittel konsumiert wurden, desto höher waren die Mortalität sowie die Morbidität für eine Reihe von Krankheiten, u.a. kolorektale Tumoren, M. Crohn, metabolisches Syndrom und Typ-2-Diabetes. 

Emulgatoren als problematische Zusätze

Das Gefährliche an hoch verarbeiteten Lebensmitteln ist wohl deren hoher Gehalt an Emulgatoren. Besonders viele davon sind enthalten in Kuchen, Keksen und Fruchtsäften. Auch in veganen Wurstwaren wird man fündig. Prof. Martins Meinung dazu: „Veganes Würstchen ist fraktionierter Suizid.“ 

Als Abschluss-Schmankerl präsentierte er noch neue Daten, wonach Taurin ein Lebenselixier zu sein scheint. Man weiß, dass der Taurinspiegel im Laufe des Lebens absinkt. Substituiert man Taurin, wirkt sich dies beim Wurm und bei der Maus lebensverlängernd aus, wie Forscher feststellen konnten. Beim Menschen ist ein niedriger Taurinspiegel u.a. mit Diabetes, Adipositas, Hypertonie und Lebererkrankungen assoziiert. Ob Taurinmangel beim Menschen das Altern fördert und ob die Substitution als Jungbrunnen taugt, müssten künftige Studien zeigen. Die Hersteller von Energydrinks würde es freuen.

Quelle: 19. Diabetologie-Update-Seminar