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Adipositas-Paradox Fettverteilung ist wichtiger für die Prognose bei Herzinsuffizienz als das Gewicht

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Sowohl für den BMI als auch für die Waist-to-Height-Ratio zeigte sich eine Assoziation zwischen Adipositas und dem Risiko für Hospitalisierung und Mortalität. Sowohl für den BMI als auch für die Waist-to-Height-Ratio zeigte sich eine Assoziation zwischen Adipositas und dem Risiko für Hospitalisierung und Mortalität. © graziella – stock.adobe.com
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Reichlich Körperfülle soll für Herzinsuffiziente gesünder sein. Dieser vor einigen Jahren entdeckte Zusammenhang wurde nun widerlegt.

Klinische Daten sprechen dafür, dass Herzinsuffizienz-Patienten länger leben, wenn sie einen BMI im übergewichtigen oder adipösen Bereich aufweisen. Diese überraschende Beobachtung wurde als „Adipositas-Paradox“ bezeichnet. Doch dieser vermeintliche Überlebensvorteil schmilzt wie Schnee in der Sonne, wenn man andere anthropometrische Parameter heranzieht, z.B. die Waist-to-Height-Ratio.

Dr. Jawad Butt, Universität Glasgow, und Koautoren verglichen anhand von Daten der PARADIGM-HF-Studie den prognostischen Wert von BMI und anderen nicht gewichtsbezogenen Indizes. In der prospektiven Studie war die Auswirkung einer Therapie mit einem ARNI oder einem ACE-Hemmer bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion auf Mortalität und Morbidität untersucht worden. Zum primären kombinierten Endpunkt zählten die Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz und die kardiovaskuläre Mortalität

Patienten mit einem BMI ≥ 25 kg/m2 wiesen ein geringeres Mortalitätsrisiko auf als Normalgewichtige. Doch das Adipositas-Paradox hielt nicht stand, wenn andere prognostische Variablen wie natriuretische Peptide einkalkuliert wurden. Weniger deutlich, aber noch sichtbar, zeigte sich initial ein Überlebensvorteil bei einem größeren Taille-Körpergrößen-Verhältnis (Waist-to-Height-Ratio). Die Adjustierung für andere Einflussfaktoren eliminierte aber auch diesen Unterschied.

Sowohl für den BMI als auch für die Waist-to-Height-Ratio zeigte sich eine Assoziation zwischen Adipositas und dem Risiko für Hospitalisierung und Mortalität. Für die Waist-to-Height-Ratio wurde er besonders deutlich: Etwa um 40 % höher lag das Risiko für den primären Endpunkt in der fünften Quintile verglichen mit der ersten.

Relevant für Mortalitäts- und Morbiditäts-Endpunkte ist vor allem die Verteilung des Körperfetts, betonen die Autoren. Sie bleibt aber unberücksichtigt, wenn man nur den BMI als Maß für die Adipositas nutzt. Parameter, die sich nicht auf das Gewicht, sondern auf die Fettverteilung beziehen, liefern ein genaueres Bild der Risikosituation.

Quelle: Butt JH et al. Eur Heart J 2023; DOI: 10.1093/eurheartj/ehad083