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Endoprothetik Frühe postoperative Mobilisation im Fast Track

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Nach einer Hüft-TEP erhalten Patienten beim Fast-Track-Verfahren möglichst früh Physio- und Ergotherapie. Nach einer Hüft-TEP erhalten Patienten beim Fast-Track-Verfahren möglichst früh Physio- und Ergotherapie. © wikimedia/ Hellerhoff
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Fast-Track-Programme in der Endoprothetik ermöglichen eine schnellere Erholung und Mobilisation des Patienten nach dem Eingriff. Zudem verkürzen sie den Krankenhausaufenthalt und vermindern Morbidität und Mortalität. 

Schon die OP-Vorbereitung läuft bei einem Fast-Track-Konzept anders als üblich. Präoperativ werden z.B. keine Sedativa eingesetzt, sondern nur NSAR. Diese mindern Schmerzen und Schwellung und senken den Opioidbedarf. Bereits im Vorfeld nehmen die Patienten an Seminaren teil, in denen sie u.a. eine physiotherapeutische Anleitung für richtiges Gehen erhalten. Außerdem sollten Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz vor dem Eingriff so kurz wie möglich andauern.

Blutsperre, Drainagen und Blasenkatheter sind tabu

Die Eingriffe selbst werden möglichst minimalinvasiv und mit Regionalanästhesie durchgeführt. Lokalanästhetika und Kurznarkose tragen dazu bei, dass die sensomotorischen Funktionen des Patienten rascher wiederhergestellt sind. So ist eine frühere Mobilisation möglich. Zudem treten postoperativ weniger Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Auf Blutsperre wird verzichtet, da diese das Auftreten von Schmerzen und Schwellung fördert. Es werden keine Wunddrainagen gelegt. Blasenkatheter kommen nicht zum Einsatz.

Tranexamsäure zur Blutungsprophylaxe gehört auch bei Fast-Track-Konzepten zum Management der Patienten. Zur periendoprothetischen Schmerztherapie haben sich Kombinationen aus oralen Analgetika und lokaler Infiltrationsanalgesie bewährt. Opioide sollten dabei sehr zurückhaltend eingesetzt werden. 

Sobald die Patienten nach dem Eingriff die vollständige sensomotorische Funktion wiedererlangt haben und kardiopulmonal stabil sind, werden sie durch intensive Physio- und Ergotherapie umgehend unter voller Belastung und mit vollem Bewegungsumfang mobilisiert.  

Per Timed-Up-and-Go-Test Mobilisierungserfolg messen

Wenig untersucht wurde bisher, wie genau sich Fast Track auf den postoperativen Verlauf auswirkt. Prof. Dr. Felix Greimel, Asklepios-Klinikum Bad Abbach, und Kollegen haben diese Frage in einer randomisierten Vergleichsstudie aufgegriffen. 194 Patienten mit primärer Hüftgelenksendoprothese wurden dabei entweder nach Fast-Track-Prinzipien oder konventionell behandelt. Als Maß für den Mobilisierungserfolg diente der Timed-Up-and-Go-Test (TUG), der täglich durchgeführt wurde. Die TUG-Werte entwickelten sich in der Fast-Track-Gruppe bis zum sechsten postoperativen Tag signifikant besser. Auch die erreichbare Gehstrecke nahm signifikant schneller zu. Im Schmerzniveau zeigte sich kein signifikanter Unterschied. 

Komplikationen wurden in der ersten postoperativen Woche nicht beobachtet.

Durch ein Fast-Track-Konzept in der elektiven Hüftgelenksendoprothetik kann die frühe Mobilität signifikant verbessert werden, ohne dass das Komplikationsrisiko oder das Schmerzniveau zunehmen, so das Fazit der Autoren.

Quelle: Greimel F et al. Orthopädie 2024; 53: 117-126; DOI: 10.1007/s00132-023-04465-4