Kontinuierliches Glukosemonitoring Gesundes Geburtsgewicht dank CGM
Das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) hat das Diabetesmanagement revolutioniert und ist auch bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes fest etabliert. Schließlich variiert deren Insulinsensitivität und Glukosetoleranz im Gestationsverlauf angesichts der kontinuierlichen metabolischen Adaptationsvorgänge erheblich, betont Professor Dr. Eleanor Scott von der Universität Leeds.
Trotz dieser Technologie ist die Prävalenz sogenannter Large-for-Gestational-Age-Geburten (LGA) allerdings hoch. Eine LGA-Situation liegt vor, wenn ein Neugeborenes mit einem Geburtsgewicht oberhalb der 90. Perzentile zur Welt kommt. Zusammen mit einem Forscherteam aus Großbritannien, Kanada und Schweden ging Prof. Scott nach Auswertung umfangreicher Patientendaten daher der Frage nach, welche Glukosewerte im Wochen- und Tagesverlauf mit einem normalen Geburtsgewicht korrelieren.
386 Schwangere, 10,5 Millionen Glukosewerte
Hierzu werteten die Forschenden die Daten von insgesamt 386 Schwangeren mit Typ-1-Diabetes aus, deren Glukosewerte im Rahmen der Teilnahme an der internationalen CONCEPTT-Studie bzw. einer schwedischen Beobachtungsstudie mittels CGM überwacht worden waren. In allen Fällen handelte es sich um Einlingsschwangerschaften.
Davon ausgehend, dass CGM-Systeme bis zu 288 Messungen pro Tag vornehmen, berücksichtigten die Wissenschaftler*innen mehr als 10,5 Millionen Glukosewerte. Sie berechneten für jede Schwangere sowie für jede einzelne Schwangerschaftswoche die durchschnittlichen Glukosekonzentrationen, die 24-Stunden-Tagesprofile sowie den Anteil der Zeit, den die Frauen jeweils in dem für die Schwangerschaft gültigen Zielbereich (63 bis 140 mg/dl) verbracht hatten. Anschließend verglichen sie diejenigen Frauen, die ein LGA-Neugeborenes zur Welt gebracht hatten, bezüglich der CGM-Parameter mit den Müttern normalgewichtiger (10. bis 90. Gewichtsperzentile) Neugeborener. Insgesamt 232 Mütter (60 %) brachten ein LGA-Neugeborenes zur Welt.
Fokus auf die wöchentlichen CGM-Profile legen
Die Studie offenbarte zunächst eine Reihe von Gemeinsamkeiten der beiden Schwangerengruppen: Sowohl bei den Frauen mit späterer LGA-Geburt als auch bei den Frauen mit einem normalgewichtigen Kind nahm die durchschnittliche Glukosekonzentration in den ersten zehn Schwangerschaftswochen steil ab, während gleichzeitig der Anteil der Zeit, den die Frauen im Zielbereich verbrachten, steil zunahm. Bis etwa zur 28. Schwangerschaftswoche erreichten beide Parameter anschließend ein Plateau, bevor die Glukosekonzentration bis zur Geburt erneut abnahm, der Anteil der Zeit im Zielbereich dagegen nochmals anstieg. Erst im späten dritten Trimester erreichten die Schwangeren in beiden Gruppen den nach dem internationalen Konsens empfohlenen Anteil von mindestens 70 % Zeit im Zielbereich.
Wichtiger scheint es daher, auf die Unterschiede zwischen den beiden Schwangerengruppen zu schauen: So waren die durchschnittlichen Glukosewerte bei Schwangeren, die normalgewichtige Kinder zur Welt brachten, insgesamt niedriger, und diese Frauen verbrachten auch generell mehr Zeit im Zielbereich (siehe Kasten).
Ob eine Schwangere mit Typ-1-Diabetes ein Baby mit LGA oder mit normalem Geburtsgewicht zur Welt bringt, entscheidet sich demnach offenbar etwa ab der zehnten Schwangerschaftswoche. Angesichts ihrer Studienergebnisse hält Prof. Scott es für wichtig, den Fokus bei der Betreuung schwangerer Frauen mit Typ-1-Diabetes stärker auf die wöchentlichen CGM-Profile zu legen, um die glykämische Kontrolle bereits im frühen Gestationsverlauf optimieren und das Risiko für LGA-Geburten verringern zu können.
Literatur:
Scott EM et al. Diabetes Care 2022; 45 (8): 1724–1734; doi: 10.2337/dc22-0078