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CEDUR-Register Mehr Zeit für CED-Patienten

Koloproktologen-Kongress 2024 Autor: Friederike Klein

Mit CEDUR lassen sich neue Symptome ganz einfach per Tablet aktualisieren. Die Datenübertragung erfolgt in Echtzeit direkt in die medizinische Akte des Patienten. (Agenturfoto) Mit CEDUR lassen sich neue Symptome ganz einfach per Tablet aktualisieren. Die Datenübertragung erfolgt in Echtzeit direkt in die medizinische Akte des Patienten. (Agenturfoto) © sebra – stock.adobe.com
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Patientenberichtete Endpunkte sollen zukünftig stärker zur Überprüfung des Behandlungserfolgs herangezogen werden. Das CEDUR-Register unterstützt Patienten mit CED und ihre Ärzte nicht nur dabei, es verbessert auch die Versorgung. 

Auch im Register für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen CEDUR werden patientenberichtete Endpunkte (patient reported outcome measures, PROM) erhoben. Der häufigen Befürchtung von noch mehr Arbeit durch viele Fragebogen trat Dr. Stefanie Howaldt, Initiatorin des Registers vom Therapiezentrum CED in Hamburg, anlässlich des 50. Deutschen Koloproktologenkongresses entgegen. Im Gegenteil: Die Datenerhebung müsse letztlich Zeit sparen, stellte sie klar. Das geht natürlich nicht, wenn Papierfragebogen verwendet werden. 

Im Rahmen von CEDUR erfolgt die Abfrage digital per Tablet im Wartezimmer. Das schaffen ihrer Erfahrung nach längst auch viele ältere Patientinnen und Patienten. Ergänzend können die von einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) Betroffenen dank des webbasierten Systems von CEDUR mittels eines QR-Zugangscodes auch von zu Hause zwischen den quartalsweisen Kontrollterminen Symptome erfassen. „Patientinnen und Patienten brauchen uns immer, nicht nur alle drei Monate“, betonte Dr. Howaldt. Für die Teilnahme am CEDUR-Register benötigen Patientinnen und Patienten ein internetfähiges Tablet oder Smartphone mit Android-Betriebssystem.

Die CED ist eine komplexe Erkrankung mit Diarrhöen, abdominellen Schmerzen, Stuhldrang/Stuhlinkontinenz, Fisteln, Abszessen und Gelenkschmerzen. Es gilt: Ein Mehr an Entzündung bedeutet ein Mehr an Symptomen. Die Beurteilung der Krankheitsaktivität erfordert eine ausführliche Anamnese. Das dazu notwendige lange Gespräch ist fachärztlich allerdings nicht abrechenbar. Genau da kann die elektronisch unterstützte, strukturierte Datenerhebung und -auswertung in CEDUR Zeit sparen. Die PROM-Daten können in Echtzeit in die medizinische Akte des Patienten übertragen werden und stehen dem Behandelnden sofort für das Arzt-Patienten-Gespräch zur Verfügung. Dabei müssen Ergebnisse der PROM-Fragebogen nicht einzeln ausgewertet werden. Das System markiert Abweichungen und Aufälligkeiten, und nur die werden besprochen. 

PROM können wichtige Hinweise darauf geben, dass es Probleme gibt, die bei der herkömmlichen klinischen Dokumentation nicht auffallen. Dr. Howaldt berichtete von dem Fall eines Patienten, der nach der Infusion eines Biologikums, die er laut Standarddokumentation gut vertragen hatte, angeblich beschwerdefrei die Praxis verlassen hatte. In CEDUR gab der Patient dann allerdings 13 flüssige oder breiige Stuhlgänge mit deutlichen Blutbeimengungen pro Tag an. Über eine Woche litt er nach eigenem Bekunden unter schweren Bauchschmerzen und beurteilte sein Allgemeinbefinden in CEDUR als sehr schlecht. Dies ist ein Beispiel dafür, wie PROM wichtige Zusatzinformation liefern und auf einen Optimierungsbedarf hinweisen können. 

CEDUR 

  • Das CEDUR-Register ist unabhängig aus ärztlicher Initiative gegründet worden. 
  • Ziel ist unter anderem die Evaluation der Versorgungsdaten.
  • CEDUR ist für alle Patienten mit CED im Alter über 18 Jahre geöffnet, es wird nicht nach Medikation oder anderen Kriterien ausgewählt.
  • CEDUR ist webbasiert und damit universell und sofort einsatzbereit.
  • PROM werden erhoben mit den Instrumenten „Short IBQD“, „FACIT-F“, „Bowel Urgency Skala“, „CDAI“ und „pMayo-Score“.
  • Aktuell sind 3.600 Patientinnen und Patienten in sieben Zentren in Deutschland eingeschlossen.

CEDUR hilft dem Arzt bereits vor dem Gespräch mit Patienten, einen Überblick über Symptome, Krankheitsaktivität und die aktuelle Medikation zu bekommen. Damit liegen bereits zum Termin mehr Informationen vor, als im Gespräch normalerweise überhaupt erhoben werden können, sagte Dr. Howaldt. Viele Standardfragen fallen weg und es bleibt mehr Zeit für das Patientengespräch. Sehr kranke Patienten lassen sich leicht identifizieren. 

Nach dem Arztgespräch ist die Dokumentation bereits in der Patientenakte vorhanden. Das Sytem unterstützt bei der strukturierten Erhebung und Dokumentation von Aktivitätsscores, was bei Regressen hilfreich ist. Auch Patienten profitieren von der Veränderung der Gespräche mit dem Behandelnden: Sie können ihre Krankheit durch die strukturierte Symptomerhebung und den Symptomverlauf besser einschätzen. Die Veränderung unter der Therapie im Verlauf wird deutlicher erkennbar und daraus resultiert eine höhere Compliance, ist Dr. Howaldts Erfahrung. 

Quelle: 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress