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COVID-19 Mit dem HbA1c steigt das Sterberisiko

Autor: Dr. Judith Lorenz

Neben dem HbA1c-Wert kommt es beim Verlauf unter anderem auch auf das Geschlecht und die ethnische Abstammung an. Neben dem HbA1c-Wert kommt es beim Verlauf unter anderem auch auf das Geschlecht und die ethnische Abstammung an. © iStock/AaronAmat
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Wie schwer eine Infektion mit SARS-CoV-2 bei Menschen mit Typ-2-Diabetes verläuft, hängt ganz wesentlich von der Stabilität ihrer Glukoseverläufe ab: Mit steigendem HbA1c-Wert erhöht sich auch das Risiko für einen Klinikaufenthalt, für invasive Beatmung und für einen tödlichen Ausgang der Infektion.

Diabetes gilt als starker Risikofaktor für einen schweren Verlauf bei COVID-19: Er begünstigt Komplikationen und verschlechtert die Überlebensprognose, berichtet Dr. Rachel Wong von der Stony Brook University. Gemeinsam mit weiteren US-Forscher*innen ging sie nun der Frage nach, inwiefern die glykämische Kontrolle das Outcome von Menschen mit Typ-2-Diabetes beeinflusst. 

Hierzu identifizierte das Forschungsteam mithilfe der Datenbank der National COVID Cohort Collaborative (N3C), einer longitudinalen multizentrischen Kohorte von Personen mit COVID-19-Infektion, 39.616 Patient*innen mit Typ-2-Diabetes. In allen Fällen war innerhalb eines Jahres vor bzw. innerhalb einer Woche nach der Infektion mindestens einmal das HbA1c bestimmt worden. Für die Analyse wurde jeweils der jüngste Messwert berücksichtigt. Als primären Studienendpunkt definierten sie die 30-Tages-Mortalität nach der ersten bestätigten COVID-19-Diagnose. Zusätzlich prüften sie, wie viele Betroffene innerhalb von 7 Tagen vor bzw. 30 Tagen nach der COVID-19-Diagnose hospitalisiert werden mussten, eine invasive Beatmung oder eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) benötigten und wie lange der Klinikaufenthalt dauerte.

Je etwa die Hälfte der Studienteilnehmenden waren Frauen bzw. Männer (im Schnitt 62,1 Jahre, durchschnittlicher HbA1c-Wert bei 7,6 %). 19.401 Personen (49 %) mussten stationär behandelt werden, 2.779 (7 %) benötigten eine invasive Beatmung oder ECMO und 2.242 (5,7 %) verstarben. Mit steigendem HbA1c-Wert war eine Zunahme des Sterberisikos zu beobachten: Im Vergleich zu einem HbA1c zwischen 6 und 7 % lag es bei Werten zwischen 7 und 8 % um 17 %, bei einem HbA1c zwischen 8 und 9 % um 40 %, bei einem HbA1c zwischen 9 und 10 % um 37 % und bei einem HbA1c von über 10 % um 46 % höher. 

Auch männliches Geschlecht, höheres Alter, hispanische oder lateinamerikanische Abstammung, ein extrem hoher (> 40 kg/m2) und ein sehr niedriger BMI (< 25 kg/m2) sowie verschiedene Vorerkrankungen gingen mit erhöhter Mortalität einher. Die Wahrscheinlichkeit einer Hospitalisation nahm ebenfalls mit steigendem HbA1c-Wert zu: Bei einem Wert über 10 % verdoppelte sich etwa das Risiko hierfür. Mit dem HbA1c-Wert stieg ferner das Risiko für invasive Beatmung bzw. für einen ECMO-Bedarf, wobei sich hierbei ab einem HbA1c von 9 bis 10 % ein Plateau einstellte: Das Risiko lag hier um knapp 60 % höher. 

Ethnische Zusammensetzung des Studienkollektivs

  • Europäische Abstammung 55,4 %
  • Afroamerikanische Abstammung 26,4 %
  • Hispanische oder lateinamerikanische Abstammung 16,1 %

Beim Typ-2-Diabetes begünstigen höhere HbA1c-Werte einen schweren COVID-19-Verlauf, so die Autor*innen. Mit Blick auf die ethnische Vielfalt der US-Bevölkerung stellen sie fest, dass auch die Abstammung offenbar einen wesentlichen Einfluss auf die COVID-19-Prognose hat.

Quelle: Wong R et al. Diabetes Care 2022; DOI: 10.2337/dc21-2186