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Hypoaktive Sexualstörung Peptidhormon macht müde Männer munter

Autor: Alexandra Simbrich

Im Vergleich zu Placebo aktivierte das Peptidhormon die Areale im Gehirn, die für die Verarbeitung von sexuellen Stimuli zuständig sind, berichten Dr. Mills und Kollegen. Im Vergleich zu Placebo aktivierte das Peptidhormon die Areale im Gehirn, die für die Verarbeitung von sexuellen Stimuli zuständig sind, berichten Dr. Mills und Kollegen. © fizkes – stock.adobe.com
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Für Männer mit krankhaft vermindertem sexuellem Verlangen gibt es womöglich bald eine Pharmakotherapie. In ersten Tests steigerte das Peptidhormon Kisspeptin die Erregung und machte den Probanden Lust auf Sex.

Von krankhaft verringertem sexuellen Verlangen sind bis zu 8 % der Männer betroffen. Ursächlich für die Störung ist unter anderem eine veränderte Hirnstruktur. Bei den Betroffenen führt der Libidoverlust zu hohem Leidensdruck und einer verringerten Lebens­qualität. Eine zugelassene Pharmakotherapie gibt es derzeit nicht, schreiben Dr. Edouard Mills vom Londoner Imperial College und Kollegen. Als möglichen therapeutischen Ansatz sehen sie Kisspeptin. Das Peptidhormon ist bei der Steuerung von Sexualität und Fortpflanzung von Bedeutung.

Die Wissenschaftler untersuchten die Effekte der Substanz bei 32 Männern mit hypoaktiver Sexualstörung (HSDD*). Primär interessierten sie sich für die Hirnaktivität, die sie mittels funktioneller Magnetresonanztomografie erfassten. Die Studienteilnehmer waren im Mittel 38 Jahre alt und lebten im Schnitt seit knapp acht Jahren in ihrer aktuellen Paarbeziehung.

Sexuelles Verlangen und Erektionen kamen zurück 

Im Abstand von mindestens sieben Tagen bekamen die Probanden jeweils eine 75-minütige Infusion, entweder mit Kisspeptin oder mit Placebo. Eine halbe Stunde später wurden ihnen Videos mit sexuellen Inhalten gezeigt.

Im Vergleich zu Placebo aktivierte das Peptidhormon die Areale im Gehirn, die für die Verarbeitung von sexuellen Stimuli zuständig sind, berichten Dr. Mills und Kollegen. Die Männer verspürten wieder 
sexuelle Begierde, zugleich besserte sich ihre Erektionsfähigkeit.

Alles in allem wurde die Behandlung recht gut vertragen, relevante Nebenwirkungen traten keine auf. Demnach könnten kisspeptin­basierte Therapeutika die erste sichere Pharmakotherapie für Männer mit HSDD sein, lautet das Fazit der Studienautoren.

*    hypoactive sexual desire disorder
Quelle: Mills EG et al. JAMA Netw Open 2023; 6: e2254313; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.54313