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Rülpsen unmöglich Schleimhautwulst sorgt für Luftstau

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die retrograde krikopharyngeale Dysfunktion wurde erstmals 2019 beschrieben. Die retrograde krikopharyngeale Dysfunktion wurde erstmals 2019 beschrieben. © nicoletaionescu – stock.adobe.com
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Ein junger Mann suchte ärztliche Hilfe, weil er nicht mehr aufstoßen konnte. Schon nach kleinen Mahlzeiten entwickelte er ein Völlegefühl und ausgeprägte Flatulenzen, was sein Sozialleben stark beeinträchtigte. Zahlreiche Untersuchungen waren ohne rechte Ergebnisse geblieben. 

Endlich für Klarheit sorgen sollte eine hochauflösende Ösophagusmanometrie. Die Untersuchung ergab einen regelrechten Ruhetonus des oberen und unteren Ösophagussphinkters bei normaler Peristaltik beim Schlucken. Nach raschem Trinken von Mineralwasser gab der Patient ein ausgeprägtes Völlegefühl zu Protokoll, konnte aber nicht rülpsen. In der Manometrie zeigten sich deutliche abdominale und ösophageale Druckerhöhungen mit spastischem Tonus des oberen Speiseröhrensphinkters und fehlender Relaxation. Aufgrund dieser Befunde diagnostizierten die Ärzte eine sogenannte retrograde krikopharyngeale Dysfunktion, kurz R-CPD.

Erfolglose Rülpsversuche, exzessive Flatulenzen

Erstmals beschrieben worden ist  die Störung im Jahr 2019. Ihr Nachweis erfolgt primär anhand der Anamnese. Typisch ist der Symptomkomplex aus der Unfähigkeit zum Aufstoßen, abdominalem Völlegefühl vor allem nach dem Konsum kohlensäurehaltiger Getränke sowie einem retrosternalen Gurgeln, hervorgerufen durch die vergeblichen Rülpsversuche. Hinzu kommen exzessive Flatulenzen. Schwierigkeiten beim Erbrechen hat nur ein Teil der Betroffenen. 

Bei dem Patienten des Fallberichts führten die Ärzte nach der auffälligen Manometrie eine Laryngoskopie durch. Dabei erschien der M. cricopharyngeus im proximalen Ösophagusbereich als prominenter zirkulärer Schleimhautwulst.

Die R-CPD sorgt bei den Betroffenen für hohen Leidensdruck. Dieser lässt sich meistens mittels  krikopharyngealer Injektionen mit Botulinumtoxin lindern, ohne dass relevante Nebenwirkungen auftreten, schreibt das Autorenteam. Der Effekt scheint deutlich länger anzuhalten, als die Wirkdauer der Substanz vermuten lässt, wobei die Gründe hierfür unbekannt sind. Daten zum Langzeiteffekt fehlen. Laut Literatur entwickelt ein kleinerer Teil der Patienten nach Monaten oder Jahren erneut Beschwerden.

Dem Patienten der Züricher Kollegen hat das Nervengift gut geholfen. Seine Beschwerden besserten sich langsam, aber kontinuierlich. Einen Monat nach der Injektion konnte er wieder „richtig Luft aufstoßen“. Das Blähgefühl nach dem Genuss kohlensäurehaltiger Getränke und die gurgelnden Geräusche hatten sich deutlich zurückgebildet. Die manometrische Kontrolle nach etwa sechs Wochen zeigte weniger krankhafte Veränderungen.

Quelle: Runggaldier D et al. HNO 2024; 72: 72-75; DOI: 10.1007/s00106-023-01383-x