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Hautdiagnose aus der Ferne Teledermatologie verbessert die Versorgung von jungen Patienten

Autor: Maria Weiß

Die Teledermatologie kann den Weg zur Diagnose verkürzen. Die Teledermatologie kann den Weg zur Diagnose verkürzen. © Hulahop - stock.adobe.com
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Ob Milchschorf oder Dellwarze: Viele dermatologische Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen erkennen erfahrene Hautärzte auf den ersten Blick. Die Teledermatologie könnte die Versorgung verbessern und Ärzte entlasten.

Auf einen Termin beim Dermatologen warten Patienten in Deutschland oft Wochen bis Monate – vor allem in ländlichen und strukturschwachen Regionen. Weil pädiatrisch erfahrene Dermatologen selten sind, gilt das ganz besonders für Kinder und Jugendliche mit Hauterkrankungen, schreiben Dr. Hanna Lindemann und Prof. Dr. Jorge Frank von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Universitätsmedizin Göttingen. 

Kinderärzte können diese Lücke nicht füllen, denn die Dermatologie kommt in ihrer Ausbildung zu kurz. Das kann man beispielsweise daran erkennen, dass 50–70 % aller von Pädiatern gestellten dermatologischen Diagnosen sich bei Nachuntersuchung durch einen Dermatologen als falsch erweisen, so die beiden Autoren. Auch für die adäquate Therapie von Hauterkrankungen beim Kind sind besondere Kenntnisse erforderlich. Die Teledermatologie könnte ein Ausweg aus dem Dilemma sein. Sie ermöglicht Blickdiagnosen ohne viele Zusatzuntersuchungen und dabei eine große diagnostische Sicherheit und Therapieeffizienz. Zumeist sind auch die Patienten mit dieser Möglichkeit zufrieden. 

Fotos hochladen oder direkt in Videokontakt treten

Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits zahlreiche Anbieter für Teledermatologie. Drei davon sind ausschließlich auf Kinder spezialisierte Dienstleister, bei zwei weiteren gibt es telepädiatrische und -dermatologische Angebote. Zur Wahl stehen Videokonsultationen im Direktkontakt zwischen Arzt und Patient oder Bild-Text-Verfahren, bei denen der Patient sowohl Fotos als auch anamnestische Angaben hochlädt, die der Arzt zeitlich unabhängig auswerten kann. 

Trotz der zunehmenden Verbreitung fehlten bisher aussagekräftige Studien zur pädiatrischen Teledermatologie. Die Autoren haben daher eine unselektierte Kohorte von Kindern und Jugendlichen (0–17,9 Jahre) analysiert, die zwischen Dezember 2021 und Juli 2023 zur Abklärung von Hauterkrankungen die Dienste eines zertifizierten Teledermatologie-Anbieters in Anspruch genommen haben. Alle Teilnehmer hatten drei Bilder ihrer Hautläsionen und einen kurzen Anamnesebogen zur Verfügung gestellt. Die jungen Patienten waren im Mittel acht Jahre alt – mit einem Altersgipfel von 0–2 sowie 15–17 Jahren. 

Es wurden 233 verschiedene Hauterkrankungen diagnostiziert. Am häufigsten (31 %) war die Diagnose Ekzem, wobei das atopische Ekzem bei Kindern unter zwei Jahren an erster Stelle stand. Die zweithäufigste Erkrankung war Akne (14 %) – vor allem bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren. Im Gegensatz zu ähnlichen Untersuchungen zeigte sich eine große Bandbreite von Erkrankungen, darunter häufige wie Mollusca contagiosa und Hämangiom genauso wie seltene und sehr seltene Diagnosen. Im Unterschied zu teledermatologischen Studien bei Erwachsenen wurden auch öfter Virusexantheme und andere infektionsassoziierte Erkrankungen diagnostiziert. 

Kinder und Jugendliche machen  einen beachtlichen Teil der teledermatologischen Konsultationen aus, schreiben die Autoren. Aus ihrer Sicht kann die pädiatrisch ausgerichtete Teledermatologie eine wertvolle Ergänzung zur Vor-Ort-Untersuchung sein und helfen, die Wartezeiten auf einen Facharzttermin zu verkürzen.

Quelle: Lindemann H, Frank J. Kinderärztliche Praxis 2024; 95: 26-30