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Der Gipfel der Feigheit

Autor: Erich Kögler

Ich bin mir sicher, dass es auch in zahlreichen deutschen Büros und Betrieben nach wie vor zu sexuellen Beläs­tigungen am Arbeitsplatz kommt. Ich bin mir sicher, dass es auch in zahlreichen deutschen Büros und Betrieben nach wie vor zu sexuellen Beläs­tigungen am Arbeitsplatz kommt. © iStock/PeopleImages
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Sexuelle Belästigung und Sexsucht – in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Cara Delevingne, Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow – immer mehr Stars erheben inzwischen schwere Vorwürfe gegen Harvey Weinstein. Jahrelang soll der berühmte amerikanische Filmproduzent Frauen belästigt und vergewaltigt haben. In einem Land, dessen Präsident sich schon vor mehr als zehn Jahren höchst anzüglich und abwertend über Frauen geäußert hat, darf man sich über einen derartigen Skandal eigentlich nicht sonderlich wundern. Schließlich hat Donald Trump schon damals mit seinen Verführungsküns­ten geprahlt.

Seine detaillierten Beschreibungen erfüllten zweifellos den Tatbestand der sexuellen Belästigung, ja, sogar sexueller Gewalt. „Wenn du ein Star bist, lassen sie dich alles machen“, tönte er und führte in nicht-jugendfreier Sprache aus, welche Intimzonen er bei Frauen begrapschen konnte. Geschadet hat das Trump im Wahlkampf in den ansonsten so prüden USA nicht – seine Anhänger (darunter ein erstaunlich hoher Anteil weiblicher Wähler) verhalfen ihm dennoch ins Weiße Haus.

Wegschauen und vertuschen ist also gängige Praxis. Harvey Weinstein beispielsweise lässt sich inzwischen in der luxuriösen Therapieeinrichtung „The Meadows“ im Bundesstaat Arizona wegen angeblicher Sexsucht behandeln. Dabei sind sich Experten einig, dass es sich bei derartigen Fällen nur höchst selten um eine Sucht handelt. Der Göttinger Sexualtherapeut Jörg Signerski-Krieger etwa ist sich sicher: „Die Krankheit gibt es wirklich, aber als reine Sucht ist sie extrem selten – meist handelt es sich nur um hypersexuelles Verhalten.“ Der Verdacht liegt also nahe, dass der saubere Herr Weinstein sich auf diesem Wege ein Unschuldsmäntelchen besorgen will, dass sich mildernd auf ein mögliches Strafmaß auswirken könnte.

Wir müssen aber gar nicht über den Großen Teich schielen. Ich bin mir sicher, dass es auch in zahlreichen deutschen Büros und Betrieben nach wie vor zu sexuellen Beläs­tigungen am Arbeitsplatz kommt. Viele betroffene Frauen schämen sich, derartige Attacken öffentlich zu machen – auch, weil sie berufliche Nachteile fürchten. Nur wenn man sie an den Pranger stellt, kann man den Grapschern und Bedrängern jedoch das „Handwerk“ legen. Es handelt sich hierbei nämlich keineswegs um ein Kavaliersdelikt, sondern in juristischer Hinsicht zumindest um Körperverletzung. Als solche muss es auch von Gerichten geahndet werden, wenngleich mir ein kräftiger Tritt in die Eier dieser „Männer“ als Strafe wesentlich angemessener erscheint. Sich hinterher noch in medizinisch untermauerte Sucht-Erklärungen zu flüchten, ist der Gipfel der Feigheit!

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