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Die Zukunft der ambulanten Medizin Jung, weiblich und in Teilzeit angestellt

Niederlassung und Kooperation Autor: Michael Reischmann

Zu den letzten von ­männlichen Kollegen klar dominierten Gruppen gehören die operierenden Fächer. Zu den letzten von ­männlichen Kollegen klar dominierten Gruppen gehören die operierenden Fächer. © Iryna – stock.adobe.com
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Die KBV bietet auf ihrer Website Gesundheitsdaten an, die mehr als zehn Jahre zurückreichen. Wenn man z.B. die Zahlen der Jahre 2009 und 2022 gegenüberstellt, fällt auf, welche strukturellen Änderungen eingetreten sind: Die ambulante Medizin ist deutlich weiblicher geworden und wird von immer mehr Angestellten erbracht.

Zum 31. Dezember 2022 nahmen 152.697 Ärztinnen und Ärzte sowie 32.601 Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Das sind 20,4 % mehr als es im Jahr 2009 waren. Da der Trend zur Teilzeittätigkeit ungebrochen anhält, fällt der Kapazitätseffekt aber geringer aus. Die Zahl der angestellten Mediziner betrug 2022 nach Angaben der KBV exakt 46.109.

Hausärzte: häufiger angestellt und in Teilzeit

Teilnahmeumfang

2009

2022

Anstellung ≤ 10 Std pro Woche

0,5%

1,9%

Anstellung > 10–20 Std pro Woche

1,2%

6,8%

Anstellung > 20–30 Std pro Woche

0,4%

2,6%

Anstellung > 30 Std pro Woche

3,1%

13,4%

hälftiger Versorgungsauftrag Vertragsarzt

0,3%

2,4%

voller Versorgungsauftrag Vertragsarzt

94,5%

72,9%

Hausärzte insgesamt 

54.468

55.112

Ungefähr jeder dritte in einer Praxis oder einem MVZ angestellte Allgemeinarzt ist mindes­tens 60 Jahre alt. Die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen ist allerdings nach wie vor klassisch in eigener Praxis tätig. Alle zusammen kümmern sich jährlich um rund 650 Mio. Behandlungsfälle.

Erstmals registrierte die KBV 2022 mehr Ärztinnen und Psychotherapeutinnen als männliche Kollegen in der ambulanten Versorgung; insbesondere in der Psychotherapie stellen sie eine deutliche Mehrheit. Da derzeit zwei Drittel der Studienanfänger im Fach Medizin Frauen sind, wird deren Anteil in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen. Die höchsten Anteile an Ärztinnen und Psychotherapeutinnen findet man in den ostdeutschen Bundesländern.

2022: erstmals über 50 % Frauen im KV-System 

Fachgruppe

2009

2022

Chirurgen und Orthopäden

10,2%

16,0%

Hausärzte

38,6%

49,7%

Hautärzte

47,2%

56,9%

(Fach-)Internisten

18,6%

28,3%

Nervenärzte

35,1%

45,1%

Psych. Psychotherapeuten

69,0%

76,8%

Gesamt

39,3%

50,7%

Mancherorts ist jeder dritte Hausarzt im Alter von 65+

„Der Anstieg des Durchschnittsalters der Ärzteschaft ist mittlerweile zum Stillstand gekommen“, stellt die KBV fest. Es liegt bei 54 Jahren. Allerdings: In der hausärztlichen Versorgung ist der Anteil der Über-60-Jährigen hoch (36,5 %), was vor allem die alten Bundesländer betrifft. In etlichen Städten und Landkreisen ist laut Statistik jeder vierte Hausarzt über 65 Jahre alt. In Kreisen und Städten wie Hof (Bay­ern), Kusel (Rheinland-Pfalz) oder Gelsenkirchen (NRW) trifft dies sogar auf jeden dritten Hausarzt zu.

Hausärzte: Mit 65 ist noch nicht Schluss

Altersstruktur

2009

2022

unter 40 Jahre

5,7%

7,5%

40–49 Jahre

31,6%

22,6%

50–59 Jahre

39,8%

33,4%

60–65 Jahre

16,8%

20,9%

über 65 Jahre

6,0%

15,7%

Durchschnittsalter

52,6 Jahre

55,3 Jahre

Quellen: Bundesarztregister, KBV

7.422 ausländische Vertragsärzte und -psychotherapeuten zählte das Bundesarztregister 2022, zwei Drittel davon sind aus EU-Staaten wie Österreich, Griechenland und Polen.

Medical-Tribune-Bericht

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