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Telemedizin Vernetzte Gesundheitsversorgung funktioniert

Patientenmanagement , Praxismanagement Autor: Bianca Lorenz

„Der digitale Umbruch in der Versorgung muss jetzt erfolgen“, lautet die Forderung. „Der digitale Umbruch in der Versorgung muss jetzt erfolgen“, lautet die Forderung. © iStock/metamorworks
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Digitale Lösungen verbessern Prozesse und Ergebnisse in der medizinischen Versorgung statistisch signifikant. Das zeigt eine neue Studie zum Innovationsprojekt TELnet@NRW. Doch wo konnte die Telemedizin besonders punkten?

Diese Veröffentlichung im Journal of Medical Internet Research lässt aufhorchen: Die größte Studie* zur Telemedizin in Europa beweist den Nutzen von TELnet@NRW, einem Projekt mit sektorenübergreifender telemedizinisch unterstützter Versorgung. Und zwar anhand von mehr als 150.000 Patientendaten!

„Das ist ein Meilenstein auf unserem Weg zur digital vernetzten Gesundheitsversorgung“, freut sich TELnet@NRW-Konsortialführer Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen. „Telekonsile verbessern die Behandlungsqualität sehr deutlich. Auf diesem Weg kann höchste medizinische Expertise schnell und unkompliziert flächendeckend verfügbar gemacht werden.“

Pandemie pushte Telekonsile

Die Pandemie habe gezeigt, dass es Alternativen zur Präsenzmedizin gibt, die technisch einwandfrei funktionierten, so Prof. Marx. Das Arbeiten auf Distanz und von zu Hause aus hat sich in den letzten Monaten in vielen Settings als effektiv erwiesen – warum nicht auch in der Medizin? In Zeiten knapper Personalressourcen sind Expertise und Unterstützung für den Intensivmediziner vor Ort über Telekonsile jederzeit schnell abrufbar. Entscheidungen können gerade bei kritischen Fällen ohne Zeitverlust getroffen werden.

Behandlungsqualität hochrelevant verbessern

So ermöglicht die Telemedizin eine direkte Interaktion rund um die Uhr über weite Entfernungen hinweg. Und zwar zwischen Intensivmedizinern oder Experten für Infektionskrankheiten und medizinischen Teams, die Patienten in Krankenhäusern oder Arztpraxen ohne direkten Zugang zu diesen Experten betreuen. Die Studie zeigt: Telekonsultationen von Experten erhöhen die Behandlungsqualität signifikant und klinisch hochrelevant und schaffen damit einen Mehrwert für die Patienten.

Infektiologie und Intensivmedizin punkten

Im stationären Bereich zum Beispiel stieg die Chance auf eine leitliniengerechte Behandlung von Blutstrominfektionen mit Staphylococcus Aureus um den Faktor 4,0. Ebenfalls positiv konnte die Behandlung von lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie schwerer Sepsis und septischem Schock beeinflusst werden. Hier konnte die Chance auf eine leitliniengerechte Therapie um den Faktor 6,8 gesteigert werden.

Weniger inkorrekte Antibiotika-Gaben

In den Praxen reduzierte die telemedizinische Intervention inkorrekte Antibiotikagaben bei unkomplizierten akuten oberen Atemwegsinfektionen sehr wirksam. Die Chance auf eine leitliniengerechte Behandlung stieg um 34,3 %, bei asymptomatischen Bakteriurien um den Faktor 9,3.

Auch die sekundären Outcomes können sich sehen lassen: So lag der Anteil lungenprotektiv behandelter Patienten mit akutem Lungenversagen dank der digitalen Netzwerkarbeit signifikant höher. International gültige Leitlinienempfehlungen, wie den Sepsis Bundles der Surviving Sepsis Campaign, wurden besser eingehalten. Die Sepsissterblichkeit sank damit zwar nicht signifikant, aber immerhin von 28,8 Prozent auf 23,8 Prozent.

Forderung nach Regelversorgung

Durch das Projekt TELnet@NRW entstand ein umfangreiches sektorenübergreifendes, telemedizinisches Netzwerk, das von Ärzten und Patienten gleichermaßen gut akzeptiert wird und technisch einwandfrei funktioniert. „Es eignet sich als Blaupause“, so Konsortialführer Prof. Marx und fordert angesichts der eindeutigen Vorteile, die Telekonsile zum Teil der Regelversorgung zu machen: „Der digitale Umbruch in der Versorgung muss jetzt erfolgen. Telemedizin wirkt!“

*Marx G et al. (2022): An innovative telemedical network to improve infectious disease management in critically ill patients and outpatients: a stepped-wedge, cluster randomized controlled trial (TELnet@NRW). In: J Med Internet Res. 2022, Jan 22. DOI: 10.2196/34098. Der Preprint der Studie ist unter https://s3.ca-central-1.amazonaws.com/assets.jmir.org/assets/preprints/preprint-34098-accepted.pdf frei abrufbar.

Quelle: Pressemitteilung der Uniklinik RWTHAchen

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