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Adenoviren und Hepatitis Assoziation ja, kausaler Zusammenhang unklar

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Ob Adenoviren eine ursächliche Rolle spielen, blieb unklar. Ob Adenoviren eine ursächliche Rolle spielen, blieb unklar. © Ekaterina – stock.adobe.com
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Adenoviren sind dafür bekannt, dass sie respiratorische und gastrointestinale Infekte auslösen. Bei Kindern sind sie aktuellen Hinweisen zufolge auch mit akuten, teils schweren Hepatitiden assoziiert. Ob sie auch deren Ursache sind bleibt allerdings unklar.

Humane Adenoviren verursachen bei gesunden Kindern typischerweise selbstlimitierende respiratorische, gastrointestinale oder konjunktivale Infektionen. Auch die Leber kann betroffen sein, bei immunkompetenten Patienten meist nur in Form einer subklinischen Entzündung. Jetzt mehren sich Hinweise, dass Adenoviren eine akute Hepatitis auslösen können, berichtet eine Arbeitsgruppe um Dr. L. Helena Gutierrez Sanchez vom Alabama Hospital im US-amerikanischen Birmingham. Dort waren den Pädiatern einige zuvor gesunde Kinder aufgefallen, die aufgrund einer akuten Hepatitis aufgenommen worden waren und gleichzeitg eine Adenovirus-Virämie aufwiesen.

Insgesamt konnten die Kollegen 15 Kinder mit akuter Hepatitis in ihrer Patienten-Datenbank identifizieren. Bei sechs Kindern hatte die Hepatitis eine definierte Ursache, bei den übrigen neun Kindern nicht. Acht der Kinder mit Hepatitis unbekannter Ursache (89 %) wurden positiv auf Adenoviren getestet. Diese acht Patienten und ein zusätzliches Kind schlossen sie nun in eine Fallserie ein. Leberbiopsien ergaben bei sechs Kindern eine leichte bis mittelschwere aktive Hepatitis mit oder ohne Cholestase, aber keinen Hinweis auf Adenoviren in der immunhistochemischen oder elektronenmikroskopischen Untersuchung. Mittels PCR-Test ließen sich bei drei dieser Kinder (50 %) Adenoviren im Lebergewebe nachweisen. Bei zwei Kindern musste eine Lebertransplantation durchgeführt werden. Die übrigen erholten sich unter supportiver Therapie. Ob die Adenoviren die Hepatitis verursacht haben, bleibt unklar. Falls dies so war, kann nicht der Ausbruch eines einzelnen Stammes die Ursache gewesen sein. Denn Sequenzierungen fanden drei verschiedene Adenovirenstämme.

Kliniker aus dem britischen Birmingham beobachteten ebenfalls einen Zusammenhang zwischen akuter Hepatitis und Adenoviren bei Kindern. Unter 44 Kindern mit Hepatitis unbekannter Ursache testeten sie 27 (90 %) positiv für Adenovirus Typ 41. Bei sechs Kindern entwickelte sich ein fulminantes Leberversagen. Ob Adenoviren eine ursächliche Rolle spielen, blieb unklar. Um dies zu bestätigen, bräuchte man den Nachweis einer Adenovirus-vermittelten Gewebeschädigung, so Dr. Saul Karpen von der Emory University School od Medicine, Atlanta, in einem assoziierten Kommentar. Außerdem waren in beiden Kohorten auch noch andere Viren beteiligt wie Rhino-, Influenza- oder Enteroviren.

Quellen:
1. Gutierrez Sanchez LH et al. N Engl J Med 2022; 387: 620-630; DOI: 10.1056/NEJMoa2206294
2. Kelgeri C et al. N Engl J Med 2022; 387: 611-619, DOI: 10.1056/NEJMoa2206704
3. Karpen SJ. N Engl J Med 2022; 387: 656-657, DOI: 10.1056/NEJMe2208409