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Campylobacter Bei jedem fünften Patienten verändertes Mikrobiom nachweisbar

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das 0,5 bis 5 µm lange gramnegative Bakterium Campylobacter jejuni tritt beim Menschen vor allem mit Durchfallerkrankungen in Erscheinung. Das 0,5 bis 5 µm lange gramnegative Bakterium Campylobacter jejuni tritt beim Menschen vor allem mit Durchfallerkrankungen in Erscheinung. © LASZLO – stock.adobe.com; Kateryna_Kon - stock.adobe.com
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Nach Darminfektionen mit Campylobacter jejuni leiden die Betroffenen oft langfristig noch unter Blähungen, weichem Stuhl und Drangbeschwerden. Dahinter könnte ein durch den Keim veränderes Darmmikrobiom stecken, wie Forscher kürzlich herausgefunden haben.

Einer der häufigsten Erreger bakterieller Gastroenteritiden in Europa ist Campylobacter jejuni. Doch nicht immer verläuft die Infektion als kurzer Magen-Darm-Infekt: Ein erheblicher Anteil der Betroffenen leidet nach der akuten Erkrankung noch über Wochen an Verdauungsstörungen.

In diesen Fällen erholt sich offenbar die Darmflora langsamer und nicht vollständig, fanden Wissenschaftler um Joanna Jalanka von der Universität Nottingham heraus. Um zu klären, inwiefern sich eine Campylobacter-Gastroenteritis auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms innerhalb der folgenden drei Monate auswirkt, unterzogen die Forschenden Stuhlproben von 99 Männern und Frauen mit mikrobiologisch gesicherter Infektion einer 16S-rRNA-Sequenzierung. Die erste Probe hatten die Erkrankten innerhalb von 40 Tagen nach der Akutproblematik abgegeben, die zweite nach 40 bis 60 Tagen und die dritte später als 80 Tage.

Bei 77 Personen hatte sich die Verdauung nach drei Monaten wieder normalisiert. Die übrigen 22 Personen litten dagegen unter einer anhaltenden postinfektiösen Darmfunktionsstörung im Sinne einer schnelleren Darmpassage, die sich in Form weicherer Stühle, Blähungen und Drangbeschwerden manifestierte.

Ballaststoffarme Ernährung begünstigte Proteobakterien

Die Stuhlproben dieser Patienten zeichneten sich noch Wochen nach der Akutinfektion durch eine geringere mikrobiologische Diversität aus, wobei zahlreiche Taxa (inklusive Firmicutes-Stämme) in deutlich reduzierter, Proteobakterien dagegen in deutlich größerer Menge nachweisbar waren. Eine ballaststoffarme Ernährung begünstigte dabei offenbar die Proliferation von Gammaproteobakterien. Antibiotika waren in beiden Kollektiven ähnlich häufig verordnet worden.

Weitere Studien müssen nun klären, so die Forschenden, ob sich nach einer Gastroenteritis durch eine gezielte Manipulation der Darmflora die Darmfunktion schneller wiederherstellen lässt. Als vielversprechend erachten sie diesbezüglich die präbiotischen Effekte einer ballaststoffreichen Diät, Probiotika sowie Stuhltransplantationen.

Quelle: Jalanka J et al. Gut 2022; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-326828