Intensive Blutdrucksenkung lohnt sich Blutdruck senken: Gewichtetes Nutzen-Risiko-Profil in Metaanalyse untersucht
Die Empfehlung zur intensiven Blutdrucksenkung auf 120 oder 130 mmHg ist in den Leitlinien der großen Fachgesellschaften angekommen.
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Die Empfehlung zur intensiven Blutdrucksenkung auf 120 oder 130 mmHg ist in den Leitlinien der großen Fachgesellschaften angekommen. Allerdings ist der klinische Nettonutzen je nach Zielblutdruck und individuellen Merkmalen unklar, so eine Gruppe um Dr. Xiaofan Guo, The First Hospital of China Medical University in Shenyang. Die europäische Leitlinie empfiehlt einen Zielkorridor von 120–129 mmHg und weicht damit das konkrete Ziel „120 mmHg“ aus aktuellen Studien auf. Zudem beruhen für manche Subgruppen die Schlussfolgerungen weitgehend auf kleinen Stichproben. Die Forschenden wollten daher Nutzen und Schaden einer intensiven Blutdrucksenkung dem ursprünglichen Standardvorgehen gegenüberstellen.
Hypotonie, Arrhythmie und Synkope galten als Schaden
In ihre Metaanalyse bezogen sie Daten aus sechs Studien mit insgesamt mehr als 80.000 Teilnehmenden (median 64 Jahre alt) ein. Eine Hälfte hatte randomisiert eine intensive Behandlung erhalten, mit den Zielwerten < 120 mmHg oder < 130 mmHg. Die andere Hälfte bekam die Standardbehandlung definiert i. d. R. über einen Zielwert von < 140 mmHg bzw. bei Älteren < 150 mmHg. Als Nutzen-Endpunkt galt die Kombination aus Myokardinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und kardiovaskulärem Tod. Der Schaden-Endpunkt waren unerwünschte Ereignisse wie Hypotonie, Synkope, Arrhythmie und Nierenversagen.
Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3,2 Jahren kam es unter intensiver Senkung deutlich seltener zu kardiovaskulären Ereignissen als unter Standardtherapie (5,3 vs. 7,1 %; Hazard Ratio 0,76). Daraus ergab sich für das intensive Vorgehen eine Number needed to treat von 58. Dies war vor allem auf eine Reduktion der Herzinfarkte zurückzuführen. Gleichzeitig stieg das Risiko für den Schaden-Endpunkt um 1,82 % (Number needed to harm: 55).
Das Team kommt aber zu dem Schluss, dass die intensive Senkung insgesamt ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis aufweist. Diese Aussage basiert auf einer gewichteten Bewertung: Der kardiovaskuläre Nutzen wurde gegenüber einem Risiko im Verhältnis 3,1:1 bewertet. Daraus ergab sich ein Nettonutzen von 1,14. Der Vorteil blieb auch unter Berücksichtigung von nierenbezogenen Ereignissen positiv. Ein größerer Nettonutzen zeigte sich bei Jüngeren, Schlaganfallbetroffenen, Menschen ohne Nierenerkrankung sowie bei einem diastolischem Ausgangsblutdruck von ≥ 70 mmHg.
In einem Kommentar betont Prof. Dr. John McEvoy von der Johns Hopkins University, Baltimore, den innovativen Ansatz der Gewichtung von Nutzen und Risiken. Die Arbeit zeige, dass eine intensive Blutdrucksenkung immer angestrebt werden sollte.
Quelle: 1.Guo X et al. Lancet 2025; 406: 1009-1019; doi: 10.1016/s0140-6736(25)01391-1
2.;McEvoy JW. a. a. O.: 980-982doi: 10.1016/S0140-6736(25)01670-8