Stimuluskontrolle statt Schlaftabletten Chronisch Kranke mit Insomnie profitieren von kognitiver Verhaltenstherapie
Unter Schlafstörungen leiden 10–15 % aller Erwachsenen.
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Unter Schlafstörungen leiden 10–15 % aller Erwachsenen. Deutlich höher ist die Rate, wenn eine chronische Erkrankung vorliegt. So klagen 60 % der Krebskranken und 70 % der Menschen mit chronischen Schmerzen über Insomnie, berichten Dr. Amelia Scott, Universität Sydney, und ihr Team. Bei diesen Patientinnen und Patienten ist eine effektive Therapie besonders wichtig, weil gestörter Schlaf die Grunderkrankung verschlimmern kann.
Eine kognitive Verhaltenstherapie der Insomnie umfasst Elemente wie Stimuluskontrolle, Schlafentzug und kognitive Umstrukturierung. Dass diese Methode auch bei psychiatrischen und körperlichen Komorbiditäten effektiv ist, konnte bereits belegt werden. Das Forscherteam wollte zum einen die bisherigen Erkenntnisse auf eine breitere Datenbasis stellen. Zum anderen sollte ihr systematisches Review Aufschluss darüber geben, ob Personen mit Schmerzen, Fatigue und kognitiven Einschränkungen auch in der Lage sind, diese Strategie anzuwenden. Die Forschenden fanden 67 randomisierte klinische Studien mit über 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Als primäre Endpunkte wurden der Schweregrad der Insomnie, die Schlafeffizienz, d. h. der Anteil der tatsächlichen Schlafdauer an der Zeit im Bett, sowie die Schlaflatenz definiert.
Es zeigte sich, dass kognitive Verhaltenstherapie den Insomnieschweregrad signifikant verbessern konnte. Moderate Effekte ließen sich bei den anderen beiden Kriterien erzielen, wobei die Ergebnisse bei längerer Behandlungsdauer besser ausfielen. Die Kranken nahmen die Behandlung gut an, was sich in einer niedrigen Abbruchrate (13,3 %) zeigte. Nebenwirkungen waren selten.
Die Ergebnisse rechtfertigen einen breiteren Einsatz von kognitiver Verhaltenstherapie bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen. Ihnen sollte ein besserer Zugang zu dieser Therapieform ermöglicht werden, meinen die Autorinnen und Autoren. Außerdem sollten die Auswirkungen der Methode nicht nur auf den Schlaf, sondern auch auf die chronische Krankheit erforscht werden.
Scott AJ et al. JAMA Intern Med 2025; doi: 10.1001/jamainternmed.2025.4610