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Akutes Koronarsyndrom Herzpatienten können noch im Krankenhaus ein hoch dosiertes Influenza-Vakzin erhalten

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Infarktkomplikationen treten häufig innerhalb 
der ersten drei Monate auf. Infarktkomplikationen treten häufig innerhalb der ersten drei Monate auf. © MAGNIFIER– stock.adobe.com
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Ohne Frage: Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung sollten so schnell wie möglich gegen Influenza geimpft werden. Wie zeitnah genau und mit welcher Dosis, bleibt derzeit aber offen.

Eine Impfung gegen Influenza reduziert das Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse nach einem akuten Koronarsyndrom. Doch wann sollten Betroffene die Injektion erhalten? Vor dem Hintergrund, dass entsprechende Komplikationen häufig bereits innerhalb des ersten Vierteljahres nach Hospitalsierung auftreten, könnte eine Impfung während des Klinikaufenthaltes sinnvoll sein. Außerdem deuten Studien daraufhin, dass eine höhere Impfstoffdosis zu einem stärkeren Schutz vor Grippeviren führt.

Eine brasilianische Forschergruppe um Dr. ­Henrique ­Fonseca vom Hospital Israelita ­Albert ­Einstein in ­São ­Paulo hat in der VIP-ACS-Studie nun die Punkte Impfzeitpunkt und -dosis gemeinsam adressiert. In die Analyse waren 1.801 Patienten eingeschlossen, die in den Grippesaisons 2019 und 2020 aufgrund eines akuten Koronarsyndroms ins Krankenhaus gekommen und nicht gegen Virusgrippe geimpft waren. 

Die eine Hälfte erhielt schon während des Klinikaufenthalts die doppelte Dosis eines quadrivalenten Influenzaimpfstoffs. Doppelt deshalb, weil Hochdosis-Vakzine in Brasilien nicht zur Verfgüng stehen. Die restlichen Teilnehmer bekamen die Standarddosis desselben Impfstoffes erst 30 Tage nach Randomisierung.

Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, Hospitalisierung wegen instabiler Angina pectoris oder Herzinsuffizienz, Bedarf nach Revaskularisierung und Einweisung infolge einer Atemwegsinfektion. Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Auch beim wichtigsten sekundären Endpunkt – der Kombination aus kardiovaskulärem Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall – unterschieden sich die Gruppen nicht.

Nachdrückliche Empfehlung zur jährlichen Grippeimpfung

Prof. ­Orly ­Vardeny von der Universität ­Minneapolis liest aus den Resultaten der VIP-ACS-Studie die nachdrückliche Empfehlung für die alljährliche Grippe­impfung, insbesondere für Personen mit hohem Risiko für grippe­dedingte Komplikationen. Als wichtige Erkenntnis leitet er ab, dass die Influenzaimpfung nach akutem Koronarsyndrom noch im Krankenhaus sowohl sicher als auch gut verträglich ist.

Quellen: 1. Fonseca HAR et al. Eur Heart J 2022;  DOI: 10.1093/eurheartj/ehac472 / 2. Vardeny O. Eur Heart J 2022;  DOI: 10.1093/eurheartj/ehac491