Anzeige

Medizinische Versorgungszentren Lauterbach will die „absolute Profitgier“ stoppen

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Der Trend zeigt: Ärzte verkaufen ihre Sitze und wählen die Anstellung. Der Trend zeigt: Ärzte verkaufen ihre Sitze und wählen die Anstellung. © makibestphoto – stock.adobe.com
Anzeige

Im ersten Quartal 2023 will Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) einen Gesetzentwurf vorlegen, der helfen soll zu verhindern, dass immer mehr Arztpraxen aus „absoluter Profitgier“ von Finanzinvestoren übernommen werden. Das kündigte der Bundesgesundheitsminister in der „Bild am Sonntag“ an. Die Reaktio­nen darauf fallen in der Ärzteschaft unterschiedlich aus.

Die KV Berlin begrüßt die Ankündigung, „den Einfluss von Finanzinvestoren einzuschränken, die Praxen aufkaufen, zu Ketten zusammenführen und nach wenigen Jahren mit dem höchst möglichen Gewinn weiterverkaufen“. Eine solche Entwicklung gelte es auch in Berlin zu verhindern, so der KV-Vorstand. Vor allem in der Kardiologie, Orthopädie, Urologie und Radiologie bemerkt er „ein vermehrtes Interesse von Investorengruppen“. Die KV meint, dass Praxisketten und MVZ einen regionalen Bezug haben und räumlich begrenzt werden müssen. Es sollte Haltefristen bei Übernahmen geben sowie die Bereitschaft, sich auch in schlechter versorgten Regionen zu engagieren. Unabdingbar sei ein öffentliches Register, aus dem Besitzverhältnisse sowie wirtschaftliche und medizinische Verantwortlichkeiten hervorgehen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, äußerte sich in einem Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ differenziert. Zum einen gebe es Kolleginnen und Kollegen, die lieber in Anstellung arbeiteten. Auch könne die Medizintechnik in Fach­bereichen wie etwa der Kardiologie kaum noch durch einzelne Ärzte finanziert werden. Andererseits werde es kritisch, wenn beschäftigte Ärzte unter hohem Renditedruck stünden oder es eine Monopolisierung durch große MVZ‑Strukturen gebe.

Dr. Reinhardt verweist auf die Gesetzesvorschläge der Bundes­ärztekammer. Danach sollten z.B. künftig nur noch fachübergreifende Versorgungs­zentren zugelassen und der Marktanteil der von Finanzinvestoren betriebenen MVZ regelhaft auf 10 % begrenzt werden.

Dr. Peter Velling, Vorsitzender des Bundesverbandes Medizinische Versorgungszentren und selbst in Berlin in einem MVZ angestellter Hausarzt, moniert die „Schwarz-Weiß-Perspektive“ des Bundesgesundheitsministers. Immer wieder werde vergessen, dass es die Ärzte selbst seien, die die Trends zur Anstellung und zur MVZ-Verbreitung befeuerten. „Ohne Ärzte, die sich anstellen lassen und ohne Praxisinhaber, die ihre Sitze in MVZ einbringen, würde jedes Investoreninteresse ins Leere laufen.“

Es gebe auch keine Belege für eine qualitativ schlechtere Versorgung in MVZ. Das Gegenteil sei der Fall, erwidert Dr. Velling. Gerade bei Operationen gelte, dass gebündelte Quantität auch Qualität bedeute. „Keinesfalls aber braucht es eine plakative Grabenziehung zwischen großen Praxisverbünden und der zum Ideal erhobenen Einzelpraxis.“

Medical-Tribune-Bericht

Anzeige