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Notfallversorgung Wer ist Schuld an übervollen Rettungsstellen?

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

KV-Notdienstpraxen befinden sich bei rund zwei Drittel der befragten Einrichtungen am Krankenhaus oder in dessen unmittelbarer Nähe. KV-Notdienstpraxen befinden sich bei rund zwei Drittel der befragten Einrichtungen am Krankenhaus oder in dessen unmittelbarer Nähe. © upixa – stock.adobe.com
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Die ambulante Notfallversorgung muss aus Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) dringend neu geordnet werden.

Begründet wird das unter anderem mit den Ergebnissen einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), an der sich 112 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten beteiligt hatten. 

Eine hohe Auslastung der Notaufnahmen zeigt sich laut Umfrage vor allem an Werktagen zu den sprechstundenfreien Zeiten der Niedergelassenen, konkret an Mittwoch- und Freitagnachmittagen, am Abend und an Wochenenden, daneben auch tagsüber an Montagen.

Zusammenarbeit mit KV-Notdienstpraxen ist defizitär

Zwar gibt es durchaus regionale Kooperationen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen, um nicht dringliche Fälle in die ambulante Versorgung zu leiten und die Notaufnahmen zu entlasten. Doch aus Sicht vieler Kliniken ist diese Zusammenarbeit nicht ausreichend. Rund drei Viertel der Befragten bewerten sie als mittel (48 %) bis schlecht (25 %), lediglich 14 % bewerten sie als gut. 

KV-Notdienstpraxen befinden sich bei rund zwei Drittel der befragten Einrichtungen am Krankenhaus oder in dessen unmittelbarer Nähe. Laut DKI-Umfrage sind die meisten dieser Häuser (81 %) über die Öffnungszeiten der nächstgelegenen KV-Notfallstruktur informiert. Allerdings weiß nur etwa jedes dritte Krankenhaus über die ärztliche und pflegerische Personalausstattung der nächstgelegenen KV-Notdienstpraxis Bescheid. 

„Es gelingt dem niedergelassenen Bereich nicht, seine Pflicht zur ambulanten Notfallversorgung umfassend zu erfüllen“, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß. 

„Es klingt wie der wohlfeile Ruf ‚Haltet den Dieb‘, wenn die DKG lautstark den ambulanten Bereich als Problem erkannt haben will“, kommentiert der stellv. KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister die Aussagen. Die Fallzahlen bei den Notaufnahmen der Krankenhäuser hätten das Vorcorona-Niveau längst nicht erreicht. „Zu behaupten, dass die Krankenhäuser die mangelnde Versorgungsleistung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ausgleichen müssen, ist unverschämt und deckt sich nicht mit der Realität“, empört sich auch der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Dr. Markus Beier. Recht habe die DKG, dass durch eine bessere Koordination der Patientinnen und Patienten medizinisch nicht notwendige Krankenhauseinweisungen verhindert werden könnten. „Diese Koordination kann nur durch die Hausarztpraxis erfolgen“, so Beier.

Medical-Tribune-Bericht

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