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Operation bietet Überlebensvorteil beim kleinzelligen Lungenkarzinom

Autor: Birgit Maronde

SCLC ist ein klarer Fall für den Chirurgen. SCLC ist ein klarer Fall für den Chirurgen. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com
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Auch wenn so mancher Kollege es immer noch nicht wahrhaben will: Für viele Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom ist die Operation eine sinnvolle Therapieoption. Als Standard gilt die Lobektomie.

Die Vorstellung, dass die Resektion des Kleinzellers keine gute Sache ist, fußt auf einer Arbeit von 1973. Damals publizierte eine britische Arbeitsgruppe die 10-Jahres-Daten einer kontrollierten Studie. In dieser war die Operation gegen eine radikale Radiotherapie u.a. bei Patienten mit kleinzelligem Lungenkarzinom (SCLC) angetreten und hatte sich als unterlegen erwiesen.

„Wegweisende“ Arbeit ist mehr als schlecht

1994 kam eine prospektive randomisierte Studie zu einem ähnlichen Ergebnis. Nach einer Induktionschemotherapie fiel das mediane Überleben nach einer OP plus Bestrahlung nicht besser aus als nach alleiniger Radiatio.

„Diese Studie ist mehr als schlecht“, kritisierte Professor Dr. Bernward Passlick von der Klinik für Thoraxchirurgie am Universitätsklinikum Freiburg. Zum einen lag die Responserate nach platinfreier Chemotherapie nur bei 68 % – „das kann man nicht akzeptieren.“ Zum anderen wurden nur 44 % der Chemotherapierten randomisiert. Die Crossover-Rate zwischen den beiden Therapiearmen lag bei 12 %. Es gab kein adäquates prätherapeutisches Staging und keine standardisierte Operation. Dennoch galt die Arbeit als wegweisend.

Mittlerweile ist man auch aufgrund positiver monozentrischer Erfahrungen schlauer und die meisten Leitlinien sehen die Operation als festen Bestandteil der Therapie des SCLC im Stadium I und II vor. Dennoch wird sie nicht durchgängig eingesetzt, bedauerte Prof. Passlick.

Dass auch Patienten im Stadium III von der Resektion profitieren könnten, unterstreicht eine Untersuchung auf Basis der US-amerikanischen National Cancer Database. Knapp 30.000 SCLC-Patienten der Stadien I–III wurden identifiziert, darunter 2619, die sich einer OP unterzogen hatten.

Vorteile der Chirurgie auch im Stadium III

Letztlich verglichen die Studienautoren die Daten von jeweils 2089 operierten und nicht-operierten, aber chemotherapiebasiert behandelten Patienten. Dabei wurden Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Einkommen, Versicherung, Herkunft und Komorbiditäten berücksichtigt. Im Hinblick auf das mediane Überleben zeigten sich deutliche Unterschiede, die für die Stadien I und III hochsignifikant ausfielen:

  • Stadium I: 38,6 vs. 22,9 Monate (p = < 0,001)
  • Stadium II: 23,4 vs. 20,7 Monate (p = 0,06)
  • Stadium III: 21,7 vs. 16,0 Monate (p = < 0,001)

Auch für Patienten im Stadium T3/T4 N0 und solche mit Lymphknotenmetastasen (N1, N2) brachte der chirurgische Eingriff Überlebensvorteile.

Welchen Effekt die operative Behandlung auf das Langzeitüberleben bei SCLC hat, war auch Thema einer Metaanalyse von zwei randomisierten kontrollierten Studien (darunter die bereits kritisierte Arbeit) und 13 retrospektiven Analysen.

Lobektomie eindeutig besser als Segmentresektion

Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 41.483 Patienten. In den retrospektiven Studien ging die Operation mit einem signifikant längeren Überleben einher. In der einen prospektiven Untersuchung, einer Arbeit aus China, zeigte sich ebenfalls ein deutliches Plus für die OP.

Angeschaut wurde in der Meta­analyse auch der Einfluss des Resektionsausmaßes – Lobektomie versus sublobäre Resektion. Die Lobektomie war eindeutig besser als die Segmentresektion. In einer anderen Arbeit, in der man bei 548 Patienten mit frühem SCLC die Lappenresektion mit der sublobären verglich, lagen die 3-Jahres-Überlebensraten der lobektomierten Patienten mit 60 % vs. 38 % signifikant höher. „Es ist evident, dass man eine vernünftige Operation machen muss, um den Patienten zu kurieren“, sagte Prof. Passlick.

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