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Leitlinien für die Patient:innen Immer noch zu wenig verbreitet: Leitlinien für die Patient:innen

Gesundheitspolitik DKK 2024 Autor: Anouschka Wasner  

Um informierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen Patient:innen patientengerecht aufbereitete Informationen. Um informierte Entscheidungen treffen zu können, benötigen Patient:innen patientengerecht aufbereitete Informationen. © Summit Art Creations – stock.adobe.com
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Im Rahmen des Leitlinienpogramms Onkologie werden seit einigen Jahren auch Patientenleitlinien erstellt. Was macht diese Form der Information aus und warum werden Patientenleitlinien überhaupt benötigt? 

Das Erfordernis von Patientenleitlinien liegt auf der Hand: „Patient:innen haben ein Recht darauf, informierte Entscheidungen zu treffen. Also benötigen sie patientengerecht aufbereitete Informationen.“ Das sagt Dr. Jessica Breuing, Leiterin der Abteilung für evidenzbasierte Versorgungsforschung am Institut für Forschung in der Operativen Medizin der Uni Witten/Herdecke. In dieser Abteilung werden u.a. Evidenzsynthesen für klinische Leitlinien erstellt und methodische Beratung für die entsprechenden Entwicklungsprozesse angeboten. Zudem erstellt und beforscht man dort Patientenleitlinien und andere Patienteninformationen. 

Eine Patientenleitlinie vermittelt die Inhalte der klinischen Leitlinien in patientengerechter Sprache. Ergänzt werden diese Informationen mit Hintergründen z.B. zur Anatomie und Funktion des betroffenen Organs oder Gewebes, zu Patientenrechten oder  zu Selbsthilfeorganisationen. „Die Begrifflichkeit Leitlinie wurde dabei bewusst erhalten, auch wenn es sich um einen fachsprachlichen Ausdruck handelt, um die Information deutlich als Produkt der klinischen Leitlinien zu kennzeichnen,“ erklärt Dr. Breuing.

Projekt zur Anwendbarkeit und Implementierung

Im Rahmen des Projekts AnImPaLLO (Anwendbarkeit und Implementierung von Patientenleitlinien in der Onkologie) wurde das Verbesserungspotenzial hinsichtlich Gestaltung, Verständlichkeit und Inhalte der Patientenleitlinien identifiziert, sowie Strategien für die Verbreitung und Implementierung der Patientenleitlinien entwickelt. „Wir haben im Rahmen dieses Projekts Interviews und Fokusgruppen mit Betroffenen durchgeführt, viele Erfahrungsberichte eingesammelt und viel positives Feedback bekommen. Aber wir haben auch immer wieder gehört, dass die Leitlinien sowohl bei Patient:innen als auch bei den Leistungserbringern relativ unbekannt sind.“ Um das zu ändern, müsse auch überlegt werden, unterschiedliche Patienteninformationen, die im Umlauf sind, zu aggregieren, um sich nicht gegenseitig zu verdrängen. 

Patientenleitlinien für medizinische Leistungserbringer und Patient:innen

Ziel müsse sein, die Patientenleitlinien bei allen medizinischen Fachkräften,  die in die onkologische Versorgung mit einbezogen sind, bekannter zu machen. „Die Versorgungsstrukturen sind sehr heterogen. Manche Patient:innen sind zuerst in der Hausarztpraxis, andere direkt in der Onkologie, andere beim Gynäkologen bzw. der Gynäkologin. 

Onkologische Leitlinien sind in vielen Bereichen hilfreich

Deswegen möchten wir die Bekanntheit in allen Fachbereichen, unter allen medizinischen Fachdisziplinen und in der Pflege und der Psycho-Onkologie steigern“, unterstreicht Dr. Breuing. Deswegen habe man z.B. beim Innovationsfonds ein Projekt beantragt, in dem es um Schulungsmaßnahmen für Leistungserbringende geht.

Die Zukunft sieht Dr. Breuing allerdings nicht in DIN-A-5-Heftchen. „Patienteninformationen sollten so individuell wie möglich sein. Dabei hilft uns die Digitalisierung: Sie kann die Informationen sozusagen gestückelt dahin bringen, wo sie benötigt werden“, so Dr. Breuing. 

Medical-Tribune-Bericht

Patientenleitlinien – noch viel zu wenig genutzt