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Demenz Flott unterwegs gegen das Vergessen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Etwa 3.800 Schritte pro Tag senken das Demenzrisiko um 25 %. Etwa 3.800 Schritte pro Tag senken das Demenzrisiko um 25 %. © hedgehog94- stock.adobe.com
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Der tägliche Spaziergang oder ein paar kurze Sprints - beides zahlt sich aus im Hinblick auf die Gesundheit im Alter. Und das gilt nicht nur für Demenz.

Wer lange geistig fit bleiben möchte, sollte auf Bewegung setzen. Knapp 10.000 Schritte pro Tag genügen, um das Demenzrisiko zu halbieren, wie ein dänisch-australisches Forscherteam herausfand. Mindestens genauso effektiv scheinen 30  Minuten zügiges Gehen mit einer Schrittfrequenz von 112 pro Minute zu sein.

Prof. Dr. Borja del Pozo Cruz von der Abteilung für Sportmedizin und klinische Biomechanik, Universität Odense, und Kollegen stützten sich bei ihren Untersuchungen auf Daten der UK-Biobank. Im Rahmen dieser groß angelegten prospektiven Bevölkerungsstudie hatten 78.000 Männer und Frauen im Alter zwischen 40 und 79 Jahren – mithilfe eines am Handgelenk zu tragenden Akzelerometers – unter anderem täglich ihre Schritte gezählt.

9.800 Schritte pro Tag senken das Risiko um 50 %

Nach rund sieben Jahren zeigte sich, dass bereits etwa 3.800 Schritte pro Tag das Demenzrisiko um 25 % senken. Am deutlichsten war die präventive Wirkung bei etwa 9.800 Schritten (50 % Risikoreduktion). Wer noch mehr Strecke machte, erzielte dadurch keinen weiteren Nutzen.

Doch ist nicht nur die Gesamtzahl der Schritte, sondern auch deren Intensität für die Demenzprävention entscheidend, so Prof. del Pozo Cruz. Personen, die sich über den Tag verteilt insgesamt 30 Minuten lang mit einer Frequenz von 112 Schritten pro Minute auf Touren brachten, konnten ihre Erkrankungswahrscheinlichkeit sogar um 62 % schmälern. Dass ein Tagespensum von bis zu 10.000 Schritten auch die körperliche Gesundheit fördert, bestätigte das Forscherteam anhand einer zweiten Analyse derselben Kohorte. Demnach verringert sich mit steigender Anzahl Schritte das Risiko, an einem Krebs-, Herz-Kreislauf- oder sonstigen Leiden zu sterben. Insgesamt sinkt die Inzidenz maligner und kardiovaskulärer Erkrankungen. Auch in dieser Untersuchung erwies sich eine hohe Schrittfrequenz als vorteilhaft.

Möglicherweise können diese Studienergebnisse dazu beitragen, Menschen zu mehr Bewegung zu motivieren, hoffen Dr. ­Elizabeth ­Planalp und Prof. Dr. ­Ozioma ­Okonkwo vom Wisconsin Alzheimer’s Disease Research Center der University of Wisconsin in ihrem Kommentar. Die Devise „3.800 Schritte pro Tag“ stelle dabei ein realistischeres Ziel dar als die vielfach propagierten täglichen 10.000 Schritte – v.a. für ältere, weniger aktive Personen. Psychologisch noch günstiger, da weniger abschreckend, sei die Zahl 112: Eine halbe Stunde schnelles Gehen mit einer Schrittfrequenz von 112/min könnte für viele Menschen über den Tag verteilt problemlos umsetzbar sein.

Quellen: 1.    Del Pozo Cruz B et al. JAMA Neurol 2022; DOI: 10.1001/jamaneurol.2022.2672 / 2.    Del Pozo Cruz B et al. JAMA Intern Med 2022; DOI: 10.1001/jamainternmed.2022.4000 / 3.    Planalp EM, Okonkwo OC. JAMA Neurol 2022; DOI: 10.1001/jamaneurol.2022.2312