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Jodversorgung Mit der Nahrung allein kommen junge Menschen kaum auf ihr Quantum Jod

Autor: Maria Weiß

Jodhaltiges Salz lediglich zu Hause anzuwenden, reicht nicht aus. Jodhaltiges Salz lediglich zu Hause anzuwenden, reicht nicht aus. © janvier – stock.adobe.com
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Nachdem man glaubte, das Problem des Jodmangels in Deutschland durch jodiertes Speisesalz einigermaßen im Griff zu haben, zeigt sich seit einigen Jahren ein bedenklicher Rückwärtstrend. Das gilt insbesondere für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit dem Spurenelement, wie eine Untersuchung aus der KiGGS Welle 2 zeigt.

Schon bei der KiGGS-Basiserhebung in den Jahren 2003 bis 2006 erreichten junge Menschen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren mit im Mittel 117 µg/l Jodausscheidung im Spontanurin nur knapp die Werte, die für eine adäquate Jodversorgung sprechen (100 bis 199 µg/l).

Schlechte Werte in der früheren Erhebung

Gemessen an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nahmen Jungen vor zwanzig Jahren demnach nur eine geschätzte tägliche Jodmenge von rund 66 % des empfohlenen Quantums zu sich, berichten Dr. Roma Thamm von der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsforschung am Robert Koch-Institut in Berlin und Kollegen. Die Mädchen kamen damals lediglich auf 55 % des Bedarfs.

Im Rahmen der KiGGS Welle 2 erfolgte zwischen 2014 bis 2017 bei 3.567 repräsentativ ausgewählten Kindern und Jugendlichen eine erneute Messung der Jodausscheidung. Es zeigte sich, dass sich die Versorgung mit dem Spurenelement in dieser Altersgruppe innerhalb von zehn Jahren merklich verschlechtert hat. Es war ein Rückgang um 13 % zu verzeichnen, der bei den Jungen (minus 15 %) noch deutlicher ausfiel als bei den Mädchen (minus 11 %).

Über die gesamte Altersgruppe hinweg lag die Jodausscheidung bei den Jungen etwas höher als bei den Mädchen (92,6 vs. 86,3 µg/l), fiel mit zunehmendem Alter aber ab (von 105 µg/l bei den Jungen im Alter von 3 bis 6 Jahren auf 83,3 µg/l bei den 14- bis 17-Jährigen). Bei den Mädchen wiesen die 11- bis 13-Jährigen den höchsten Wert auf. Die 14- bis 17-Jährigen als älteste Gruppe hatte den niedrigsten Wert (78,7 µg/l). Die geschätzte mittlere Jodzufuhr der Jahre 2014 bis 2017 entspricht damit bei den Jungen nur 55 % der empfohlenen Menge, bei den Mädchen sind es nur rund 50 %.

Lebensmittelindustrie setzt jodhaltiges Salz selten ein

Eine Ursache für die Verschlechterung könnte der unzureichende Einsatz von jodhaltigem Salz in der Lebens- und Futtermittelindustrie sein. Eine Untersuchung aus 2019 hatte gezeigt, dass bei weniger als 30 % der mit Speisesalz hergestellten Nahrungsmittel entsprechend angereichertes Salz verwendet wird. Der alleinige Gebrauch von Jodsalz im Haushalt ist nicht ausreichend, betonen die Autoren. Sie raten zur Supplementierung mit 100 µg/d Jod für Jugendliche. Bei entsprechender Familienanamnese darf das aber nur nach Ausschluss einer Autoimmunthyreopathie geschehen.

Quelle: Thamm R et al. internistische praxis 2024; 67: 398-408