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BDI-Präsidentin fordert bessere Versorgungskonzepte für hausärztliche Internisten

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

BDI-Präsidentin Neumann-Grutzeck mit den beiden Vizepräsidenten ­Dr. Norbert Smetak (links) und Dr. Kevin Schulte. BDI-Präsidentin Neumann-Grutzeck mit den beiden Vizepräsidenten ­Dr. Norbert Smetak (links) und Dr. Kevin Schulte. © BDI
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Ein neues Trio mit der Diabetologin Christine Neumann-Grutzeck an der Spitze leitet den BDI in den kommenden Jahren. Die Belange der hausärztlichen Internisten werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

An der Spitze des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI) steht seit September erstmals eine Frau: ­Christine Neumann-Grutzeck (56), angestellte Internistin in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis in Hamburg. Die Vizepräsidenten sind nun der niedergelassene Kardiologe Dr. Norbert Smetak (62) und der Nephrologe Dr. Kevin Schulte (34). Das neue Führungstrio ist somit auch jünger geworden. „Eine wichtige Signalwirkung“, findet Neumann-Grutzeck.

Besonders wichtig ist es ihr, die Rolle der Internisten in der haus­ärztlichen Versorgung zu stärken. Die Facharztgruppe macht bereits jetzt 30 % der Hausärzte aus, Tendenz steigend. Für die Sicherstellung der Versorgung sind sie daher unentbehrlich. „Diese Versorgungsrealität wird jedoch sowohl in Teilen der Selbstverwaltung als auch der Politik häufig ausgeblendet“, kritisiert die neue BDI-Präsidentin. So würde die Facharztgruppe etwa in den Fördermaßnahmen für die ländliche Versorgung vernachlässigt.

Landarztquoten sollen Internisten berücksichtigen

Neumann-Grutzeck fordert, dass die Landarztquoten für die Vergabe von Medizinstudienplätzen auch Internisten berücksichtigen sollten. Bislang bezögen sie sich nur auf die Allgemeinmedizin. „Das Gleiche gilt für die Förderung der ambulanten Weiterbildung, die in unseren Augen noch viel schneller Versorgungsengpässe lösen könnte“, erklärt die Internistin. Dafür müsse allerdings das SBG V angepasst werden, was einem Großprojekt gleichkomme.

Die Diabetologin, die auch Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Hamburg ist, kritisiert zudem, dass die ärztliche Freiberuflichkeit durch die gedeckelte ambulante Vergütung sowie das DRG-System eingeschränkt werde. „Ich möchte nicht, dass meine Therapieentscheidung von außen beeinflusst wird.“

Die Honorarpolitik sei für die Berufsverbände allerdings meist ein undankbares Thema. Daher sei es wichtig, alternative Versorgungskonzepte voranzubringen, etwa Selektivverträge. In deren Entwicklung bringt sich der BDI ein – beispielsweise arbeitet er mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft an einem gemeinsamen Selektivvertrag „Telemedizinisches Facharzt-Konsil Diabetisches Fußsyndrom“. „Wir befinden uns zurzeit in Gesprächen mit diversen Krankenkassen, sodass wir hoffentlich zum Ende des Jahres mit einem konkreten Angebot für unsere Mitglieder aufwarten können“, berichtet Neumann-Grutzeck.

Ein weiteres Anliegen der BDI-Präsidentin ist es, die starren Sektorengrenzen aufzubrechen. Sie kennt die Probleme, die oft in der Kommunikation zwischen ambulant und stationär bestehen. Ihrer Ansicht nach würden Patienten am meisten von einem intersektoralen System profitieren, in dem niedergelassene Fachärzte und Kliniken reibungslos zusammenarbeiten und sich barrierefrei austauschen. „Hieran arbeiten wir zusammen mit dem Spitzenverband Fachärzte Deutschlands.“

ePA könnte Kommunikation der Sektoren erleichtern

Abhilfe könnte auch die elektronische Patientenakte schaffen, die 2021 von den Kassen eingeführt werden soll. „Wenn diese sinnvoll strukturiert und anwenderfreundlich gestaltet ist, kann sie für die Patientenversorgung ein echter Gewinn sein“, sagt die Ärztin. Grundsätzlich möchte der Verband die Digitalisierung der Medizin mitgestalten.

Berufspolitisch legt Neumann-Grutzeck Wert darauf, dass Gremien die vielfältigen Interessen ihrer Mitglieder widerspiegeln, von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung bis hin zu Internistinnen und Internisten in Kliniken und Praxen. Auch der steigende Anteil von Frauen sollte repräsentiert sein. „Wir wissen alle, dass die Medizin weiblicher wird. Das sollte auch in den Führungspositionen zum Ausdruck kommen.“

Ihre eigene Rolle als erste Frau an der Spitze des BDI will die 56-Jährige nicht überbetonen. „Natürlich hat es eine gewisse Vorbildfunktion, wenn eine Frau einen großen Verband leitet. Wenn eine Kollegin sich dadurch ermutigt fühlt, in den BDI einzutreten oder sich zu engagieren, dann finde ich das sehr positiv“, erklärt die Internistin. „Allerdings lege ich auch viel Wert darauf, nicht auf mein Geschlecht reduziert zu werden.“

Medical-Tribune-Bericht

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