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Naturschutz für Raucher und dann ab in den Zoo!

Autor: Dr. Robert Oberpeilsteiner, Foto:MT

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Die Moral militanter Rauchgegner nimmt unser Kolumnist Dr. Robert Oberpeilsteiner auf die Schippe. Und er findet eine verblüffende Gemeinsamkeit von Rauchern und FDP-Politikern.

Mein Freund Willy ist aktiver Nichtraucher. Aktiv heißt für ihn: null Toleranz gegenüber Rauchern. Sie gehören ausgerottet, wie die Tsetse-Fliege, die Pest und die Cholera, sagt er. Er meint natürlich „das Rauchen“, nicht die Raucher. Aber dieser kleine Unterschied spielt für ihn keine Rolle. Willy hat selbst jahrelang geraucht. Seit er damit aufgehört hat, ist er im lebenslangen Entzug. Und jede Zigarette, die ein anderer raucht, ist eine Zigarette, die Willy nicht rauchen darf. Aber rauchen möchte.

Wegen der Raucher kann man nicht im Freien sitzen

Kürzlich saßen wir auf dem Balkon seines Hotelzimmers, Blick mit Mondlicht über ein nächtliches flaches Land. Es war ein Vortragswochenende gewesen. Interessante Power-Points, gelungenes Product- Placement. Alle waren zufrieden. Jetzt tranken wir einen Absacker oder schon den zweiten, als Willy sagte: „Riechst du es nicht?“ Ich hielt meine Nase in den lauen Sommerabend. Ohne Erfolg. „Auf dem Balkon unter uns wird geraucht“, sagte Willy. „Seit wir das Rauchverbot haben, kannst du nirgendwo mehr im Freien sitzen. Da sind jetzt überall die Raucher und verpesten die Luft.“


Als ich mich kürzlich mittags zum Italiener in den Garten setzte, musste ich daran denken, was Willy gesagt hatte. Denn eine Frau kam an meinen Tisch und fragte: „Herr Doktor, darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Ich kannte sie irgendwoher. Ihr Name fiel mir nicht ein, nur dass sie einen Hund hat, der Chicco heißt.


„Ich trinke nur eine Tasse Cappuccino“, sagte das Frauchen von Chicco. „Dazu rauche ich immer eine Zigarette. Ich hoffe, sie haben nichts dagegen.“ „Gegen den Cappuccino nicht“, antwortete ich, etwas unschlüssig darüber, wie ich reagieren sollte. „Zum Cappuccino muss man eine Zigarette rauchen“, betonte sie. Ich kenne diesen Spruch zur Genüge. Ein Satz ohne Widerspruchsmöglichkeit. Alternativlos, würde Merkel sagen.


Ich wollte das Ganze nicht auf die Spitze treiben. Nachdem eine leichte Brise den Tabakdunst von mir fern hielt, konnte ich damit gut leben. Mir fiel noch ein, dass sie Lehrerin war. Ich fragte, wie es in der Schule so ginge, und als sie sich verabschiedete bat ich sie, Grüße an Chicco und ihren Mann auszurichten. Genau in dieser Reihenfolge sagte ich es.


Aber zurück zu meinem Freund Willy und den lauen Sommerabend. „Ich will ja nicht schon wieder übers Rauchen reden“, sagte er schön unlogisch. „Aber, fällt dir nicht auf, dass es nirgendwo mehr ein Thema ist?“

Mit Zigarette wie die Hühner auf der Stange

Er nahm sich einen Schluck. „Es ist ja auch kein Wunder, wenn man sieht, was man mit denen alles anstellt.“ Es hörte sich schon fast an, als hätte Willy Mitleid. „Als ich kürzlich in der Reha war, da saßen acht oder zehn von denen auf einer Bank vor dem Eingang. Wie die Hühner auf der Stange. Jeder eine Zigarette in der Hand. Auf den Zimmern dürfen sie ja nicht mehr rauchen. Es fehlten nur noch die Namensschildchen. Damit jeder sieht, wie der Täter heißt. Die Fenster über ihnen waren alle geschlossen. Damit der Mief nicht in die Zimmer zieht.“


Willy warf einen versonnenen Blick zum Mond hoch. „Hast du gehört, jetzt drucken sie in den USA auf die Zigarettenschachteln ganz grausige Bildchen. Von Leichen und von geräucherten Lungenflügeln und so Sachen. Da kriegt man ja beim Anschauen schon einen Infarkt. Nein, das halten die nicht mehr lange durch. Ich glaube die Raucher sterben aus.“

Raucher zwischen Berggorillas und Pandabären

Willys Stimme klang plötzlich melancholisch. Vielleicht entfaltete auch der Alkohol schon seine Wirkung. „Du wirst sehen, in zehn Jahren gibt es keine Raucher mehr. Oder die letzten sind im Zoo ausgestellt. Bei den geschützten Arten. Zwischen den Gehegen der Berggorillas und Pandabären. Da liegen sie dann in Höhlen auf Matten, qualmen und man kann sie fotografieren. Wie die Drogenjunkies in Bergdörfern in Asien.“ Willys Stimme wurde jetzt immer verwaschener. „Bestimmt kannst du die Aufnahmen gut gegen andere Raritäten eintauschen. Vielleicht zwei Raucherbildchen für ein Foto des letzten FDP-Abgeordneten oder so.“

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