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Praxisgebühr adieu - was sagen die Kollegen?

Gesundheitspolitik Autor: MT

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Medical Tribune wollte von Kolleginnen und Kollegen wissen: Wie empfinden sie den Wegfall der Gebühr? Ist tatsächlich eine Entspannung im Praxisbetrieb zu verspüren? Hüpfen Patienten jetzt wieder von Doktor zu Doktor und dem Hausarzt gehen so wichtige Informationen verloren? Hier die Antworten.

Die Praxisgebühr hat nach neun Jahren ausgedient. Das Gros der befragten Ärzte äußerte sich erleichtert über das Ende der Praxisgebühr, einige Kollegen berichten über steigende Patientenzahlen.

Utha Spellerberg, Allgemeinärztin, Köln:
Seit dem Wegfall der Praxisgebühr kommen die Patienten wieder "eher" in die Praxis. Sie warten nicht mehr darauf, dass die Krankheit so schlimm geworden ist, bis der Arztbesuch unvermeidlich ist. Und bisher kommen die Patienten auch - wie vorher - um sich eine Überweisung zum Facharzt geben zu lassen. Die 10 Euro hatten nicht wirklich eine Lenkungsfunktion, zumal die Patienten oft zuerst zum Facharzt gegangen sind und sich von diesem dann die Überweisung zum Hausarzt haben ausstellen lassen. Ich glaube nicht, dass "Verdünnerscheine" wegfallen werden. 

Dr. Karl-Heinz Friese, HNO-Arzt, Weil der Stadt:
Die Anmeldung wurde spürbar entlastet. Keine überflüssigen Diskussionen mit den Patienten mehr, der bürokratische Aufwand mit den Quittungen, der Bargeldverwaltung und Dokumentation für das Finanzamt fallen weg. Früher musste ich am Quartalsanfang zum Teil sechs Überweisungen pro Patient ausfüllen und unterschreiben - fällt alles weg. Verdünnerscheine habe ich als Facharzt sowieso keine.

Gilbert König, Allgemeinarzt, Saarbrücken
Die Abschaffung der Praxisgebühr hat prima geholfen - weniger umständliche Geldaktionen im Alltag. Überweisungen gebe ich mit, sage, warum, nämlich um Briefe zu bekommen.
Wer direkt zum Facharzt geht, hat mich verpasst - selbst schuld. Als Hausarzt bin ich gewohnt, dass die Patienten gerne meinen Rat einholen.

Dr. Oliver Spang, Allgemeinarzt, Stuttgart
Obwohl bereits über die Hälfte der Patienten zum Schluß von der Praxisgebühr befreit war, so ist doch der Zeitgewinn, besonders am Quartalsanfang, an der Rezeption deutlich spürbar - die Zeit für Ausdrucke, fürs Kassenbuch und für unbequeme Diskussionen kann jetzt sinnvoller investiert werden. Die Patientenströme werden sich zwar sicher etwas verschieben, im Großen und Ganzen aber ausgleichen: Ältere kommen noch immer zuerst zum Hausarzt, holen sich Rat und ggfs. Überweisungen ab, einige jüngere Patienten gehen zwar jetzt vielleicht direkt zum Facharzt, andere dagegen kommen überhaupt erst wieder zum Arzt, weil jetzt ja der "Eintritt frei" ist. Unerfreulich und wenig hilfreich sind da die Äußerungen einiger weniger Fachkollegen, die Patienten bräuchten überhaupt keine Überweisungen mehr - das sind die "Kollegen", deren Praxis nur mäßig floriert und/oder die schlicht zu faul sind, Briefe zu schreiben. Für mich heißt das: Wer ohne mich zu fragen zum Facharzt geht, bekommt von mir auch weder Beratung noch Rezept - das überlasse ich dann gerne auch diesem Kollegen!

Dr. Thomas Balthasar, Allgemeinarzt, Gronau
In der Rezeption ist es sehr spürbar angenehmer, ruhiger, konfliktfreier, diskussionsärmer geworden. Auch meine Mitarbeiterinnen empfinden dies so. Wir sind sehr froh, diesen unsäglichen Quatsch nicht weiter mitmachen zu müssen. Bezüglich des Überweisungsverhaltens unsere Patienten vermag ich – bisher – noch keine Änderung zu erkennen. 

Dr. Richard Barabasch, Allgemeinarzt, Pommersfelden
Eindeutig ist, dass die Fummelei am Tresen deutlich geringer und die Patientenannahme erheblich fließender und ruhiger geworden ist! Deutlich ist aber auch, dass - je nach gelegenheitsmäßiger Verfügbarkeit - der direkte Gang zum Facharzt "lockerer sitzt", z.B. wegen" Halsweh". Aber: Die Patienten, die sich bislang, sozusagen "individual-anamnestisch" bei i h r e m Hausarzt gut aufgehoben und betreut fühlten, die kommen auch wie bislang. Oder bitten den "ad hoc" in Anspruch genommen Facharzt, einen Arztbrief zu schreiben. So unser Eindruck hier vor Ort.

Dr. Dieter Wettig, Allgemeinarzt, Wiesbaden
Der Praxisablauf ist nicht ruhiger geworden, denn das Inkasso der PG war nie ein Problem und ging sehr schnell (10-15 Sekunden, Buchführung machte die EDV). Im Gegenteil: Es kommen jetzt ca. 4-5 % mehr Patienten. Würden die Patienten nach Wegfall der Gebühr tatsächlich wieder direkt die Fachärzte aufsuchen, könnten für Hausärzte zwei Nachteile daraus resultieren: Zum Einen gehen dem Hausarzt damit künftig wichtige Infos verloren (zu welchem Facharzt geht der Patient und warum?) und zum Anderen könnten wichtige Verdünnerscheine verloren gehen, woraus sich Budgetprobleme ergeben oder vergrößern könnten. Meine Einschätzung für meine Praxis: Es werden sicher deswegen weniger Arztbriefe kommen, das ist schlecht. Verdünnerscheine fehlen momentan eher nicht, denn es kommen jetzt ca. 4-5 % mehr Patienten.

Dr. Dieter Jung, Allgemeinarzt, Heidelberg
Patienten-Vorteil: Geldgewinn. Arzt-Vorteil: Zeitgewinn. Aber: Viele Patienten holen, bevor sie zum Facharzt gehen, nicht mehr den Überweisungsschein bei uns ab. Patienten-Nachteil: kein Arztbrief dokumentiert mehr Ihre Behandlung. Arzt-Nachteil: Wenn später Befunddokumentationen für Arbeitsamt, Rentenstelle oder Schwerbehinderung angefragt werden, können wir nur sagen: Naja, war mal wegen Schnupfen da - mehr ist nicht belegt. Und: Patient in Gefahr! Viele Kollegen verschreiben gute Sachen, aber nicht alle guten Sachen passen zusammen und da sogar gleiche Tabletten heute wunderbar vielfältige und äußerst verschiedene Namen haben, drohen unangenehme oder sogar gefährliche Wechselwirkungen! Unsere Lösung für alle vernünftigen Patienten: Holen Sie vorher den Überweisungsschein ab oder noch einfacher, rufen Sie uns an, dass wir den Überweisungsschein dem Facharzt zusenden oder faxen, dann muss er einen Bericht an uns schicken! Und den können Sie gerne ausgedruckt bekommen!

Dr. Wolfgang Schwinzer, Allgemeinarzt, Bad Sachsa
Nein, es nicht spürbar ruhiger geworden! Wir weisen die Patienten darauf hin, dass wir nur Facharztberichte bekommen, wenn eine Überweisung von uns vorliegt. Wir sind überglücklich, dass wir den Bürokratieaufwand nicht mehr haben – z.B. nachts um 2 Uhr im Notdienst kassieren und Quittung ausstellen! Die tatsächlichen Auswirkungen wird man natürlich erst in einigen Monaten sehen.

Dr. Peter Wiesel, Facharzt für Chirurgie, Wesseling
Deutlich mehr Patienten mit Bagatellen. Nachfragen wegen Überweisungen steigt. Mehr unerträgliche Diskussion durch Rabattverträge.

Dr. Philip Sänger, Allgemeinarzt, Frankfurt a.M.
Insgesamt ist es in der Anmeldung deutlich ruhiger geworden und viele lästige Diskussionen sind nicht mehr zu hören. Auch der allabendliche Kassenabschluss spart Zeit und Nerven. Schon im Vorfeld des Wegfalls der Praxisgebühr haben wir in der Praxis in Gesprächen und Aushängen gebeten mit Überweisung zum Facharzt zu gehen, um auch weiterhin wertvolle Informationen zu Diagnostik und Therapien unserer Patienten zu erhalten. Dies wurde sehr gut von unseren Patienten angenommen und der größte Teil holt weiterhin vorher die Überweisung ab.

Dr. Werner Pötter, Allgemeinarzt, Lüdenscheid
Hier wurden politisch mehrere Punkte verknüpft (u.a. Betreuungsgeld), die nichts miteinander zu tun haben. Auch wenn Politik so laufen mag, wird es dadurch nicht richtiger und es ist auch nicht unbedingt vertrauensfördernd, was die Richtigkeit von Entscheidungen von Politikern betrifft. Denn einfach nur die Kassengebühr (das ist die zutreffende Vokabel) ersatzlos zu streichen, greift viel zu kurz. Richtig ist, dass diese Gebühr ein Bürokratiemonster war und nicht hinreichend steuernde Wirkung hatte. Das Inkasso erfolgte leider in den Praxen, nicht durch die Kassen, was aber richtig gewesen wäre. Zu befürchten ist aber auch, dass mit der Abschaffung Patienten noch ungezielter durch das Gesundheitssystem gehen mit der Gefahr von Doppeluntersuchungen o. ä., da kein Arzt wissen kann, wo seine Patienten evtl. noch behandelt werden. Doppelt- und Dreifach-Inanspruchnahme mitunter der gleichen Fachrichtung können nicht ausgeschlossen werden. Das verteuert die Behandlung und ist für die Patienten nicht unbedingt zielführend. Vor allem aber gefährden sich Patienten selbst damit. Die ersten Tage dieses Quartals scheinen das zu bestätigen: Ruhiger ist es nicht geworden, die Fallzahl nimmt zu. Leider ist auch die Gefahr zu sehen, dass der Wegfall von rund 2 Mrd. € an Einnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung schon bald für die Versorgung der Patienten fehlen könnte. Eine derartige Form der Selbstbeteiligung wird man dann auch auf absehbare Zeit kaum wieder einführen können, also ein potentielles politisches Dilemma in der Zukunft. Würde man stattdessen den Beitragssatz wegen hoher Überschüsse im Gesundheitsfonds senken, profitierten alle davon und man würde die Kosten des Faktors "Arbeit" senken. Eine differenziertere Ausgestaltung der Kassengebühr wäre sinnvoller gewesen, zum Beispiel im Rahmen der "Hausarztzentrierten Versorgung" (Hausarztverträge), bei denen sich Patienten fast aller Krankenkassen bei ihrem Hausarzt einschreiben können, damit dieser eine koordinierende Funktion für die Patienten wahrnimmt, um ggf. gezielt zum Facharzt zu leiten bzw. Doppel-Untersuchungen zu vermeiden. Derartig konstruktive Ansätze sind es dann allemal wert, mit dem Erlass der € 10 für den Patienten "belohnt" zu werden.

Dr. Michael Gurr, Allgemeinarzt, Eisenberg
In unserer ländlichen Hausarztpraxis zeigt sich in der Tat gerade am Quartalsanfang eine gewisse Beruhigung durch die Zeitersparnis. Die extremen Warteschlangen und ein Teil des Ärgers, den wir 9 (!) Jahre lang ertragen mussten, haben sich deutlich reduziert. Eine Scheinzahlreduktion ist in unserer Versorgerpraxis nach drei Wochen noch nicht zu sehen, eine signifikante Zunahme der gebietsärztlichen Konsultationen ohne Überweisung ist nach dieser kurzen Zeit noch nicht beurteilbar. Viele Patienten melden sich telefonisch, ob sie sich trotzdem eine Überweisung holen sollen, was wir natürlich befürworten. Die Abschaffung dieses bürokratischen Monstrums ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung - bedenklich ist nur, dass es fast 10 Jahre gedauert hat, bis ein offensichtlicher Fehler praxisferner Expertokraten korrigiert wurde!


Wolfgang Ermes, Allgemeinarzt, Plettenberg
Der Wegfall der Praxisgebühr ist für uns eine echte Erleichterung. Speziell im ersten Quartalsmonat ist unser Praxisablauf wesentlich entspannter. Ein mögliches "Doktorhopping" bereitet mir die geringste Sorge, es stellt für mich eine natürliche "Praxismauser" dar. Ich werde ohne emotionalen Stress von einem Teil meiner "toxischen Patienten "befreit. Dr.

Dr. Karl-Heiner Nöllgen, Allgemeinarzt, Flammersfeld
Durch den Wegfall der Praxisgebühr ist die Arbeit meiner Mitarbeiterinnen im Rezeptionsbereich wieder viel entspannter geworden. Einen Einfluss auf die Patientenzahlen kann ich derzeit noch nicht erkennen, allerdings scheint die Zahl derer wieder zuzunehmen, die den Wochenenddienst nutzen, um eine Zweitmeinung einzuholen oder dem Andrang in der Hausarztpraxis am Montagmorgen zu entgehen.

Dr. Klaus Günterberg, Facharzt für Frauenheilkunde, Berlin
Bisher standen die Leute zum Anfang des Quartals beim Hausarzt Schlange: "Ich brauche noch eine Überweisung zum Orthopäden, zum Gynäkologen, zum Augenarzt, zum Neurologen usw." Und sie haben die Überweisung auch anstandslos von der Schwester bekommen. Bei uns war es ähnlich. Davon sind wir jetzt spürbar entlastet. Kein Hausarzt konnte diese Überweisungen übernehmen oder kontrollieren. So sehe ich dort auch keinen Informationsverlust. Bei chronischen oder langwierigen Krankheiten kann ich mir vorstellen, dass mancher ungeduldige Patient nun zum zweiten, dritten oder vierten Orthopäden, Rheumatologen, Haus- oder Hautarzt geht. Wo in der Welt gibt es ein Gesundheitssystem, bei dem jeder Versicherte beliebig viele Ärzte beliebig oft aufsuchen kann? Die sog. Praxisgebühr hat versagt - nun brauchen wir ein anderes Steuerungsinstrument.

Petra Marschollek, Allgemeinärztin, Zernsdorf
Ich sehe es positiv, daß wir von der Belastung, das Geld für die Krankenkassen völlig ohne Honorierung einzutreiben, befreit sind. Trotzdem muß die tägliche unverhältnismäßig hohe Patientenanzahl, wobei der Arzt für Gespräche weniger Zeit und Ruhe hat als der Bäcker nebenan, unbedingt verändert werden. Interessant ist, daß junge etwa 20-jährige Patienten nach neun Jahren 10€-Einsparschein gar nicht wissen, welche ursprüngliche Bedeutung ein Überweisungsschein hat.

Dr. Johan van Stappen, Allgemeinarzt, Radevormwald
Im Walde der Bürokratie wurde einen Baum gefällt - die Lücke fällt kaum auf, der Wald ist weiterhin riesig. Und war es wohl der richtige Baum? War es nicht gerade ein schüchternes Pflänzchen, dass wenigstens etwas in Richtung Zukunft gedeutet hat? Hatten willige und fleißige Hausärzte nicht gerade dadurch eine kleine Chance, die gesundheitliche Entwicklung ihrer Patienten umfassend zu begleiten und ggfs. Irrwege im Urwald der zerstückelten Gebietsmedizin zu vermeiden? Eine Fortentwicklung zur Konsultationsgebühr (5,-Euro?) wäre besser gewesen, oder ein Fortbestehen als Praxisgebühr, aber nur bei fachärztliche Inanspruchnahme ohne Überweisung. So bleibt nur eine vertane Chance und eine Hoffnung auf die Bundestagwahl 2013.

Diana Meichel, Allgemeinärztin, Serres
Mit Wegfall der Praxisgebühr ist eine deutlich spürbare bürokratische Erleichterung im Praxisbetrieb  eingetreten - wie erwartet. Weniger Druckerbetrieb, kein Handling mit Bargeld, keine Kontrolle, ob schon wo anders bezahlt wurde; keine Warteschlange für Überweisungen. Die Kehrseite der Medaille: Geringere bzw. verschobene Liquidität der Praxis, denn die Praxisgebühr wurde bei der monatlichen Abschlagszahlung durch die KV berücksichtigt und die Richtigstellung/ Auszahlung verschiebt sich; mehr Patientenkontakte bei Banalerkrankungen ("Ich war in der Nähe und dachte, ich lasse mal gucken"); Informationsverlust über Arztbesuche des Patienten, da die Kollegen bei einem "Originalschein" kein Berichtspflicht haben und sich die Schreibarbeit selbst bei bekanntem Hausarzt sparen; mehr Doktorhopping vor allem in Regionen mit "Ärztemangel" (Der Patient geht dahin, wo er Termin bekommt, egal ob er im Quartal schon mal fachgleich woanders war); die Praxisversicherungsprämie bleibt hoch, obwohl kein Bargeld und damit weniger Einbruchsgefahr droht. Eine grundlegende Änderung des Systems ist dringend notwendig.

Dr. Harald Altrogge, Allgemeinarzt, Duisburg
Die Patienten gehen sofort zu Fachärzten und wollen dann die Medikamente und Berhandungen von mir weiter verschrieben haben. Dies ist im Januar mir schon etwa zehnmal passiert. Ohne Facharztbrief läuft dann aber meinerseits nichts. Aber es ist erstaunlich, welche Barbeträge die ärmsten Patienten für Igeleien beim Facharzt zur Verfügung haben. Welche Geschäfte man mit Schmerz so machen kann ... Der Praxisablauf ist nicht gestört, Zeitersparnis ist nicht eingetreten, nur die lästige Buchführung fällt Gott sei dank weg. Facharzt-Überweisungspatienten waren noch nie Verdünnerscheine, aber die Verwandten und Bekannten, die den Orthopäden dann auch mal "ausprobieren" wollen, verdünnen nun auch nicht mehr. Liebe Kollegen, schickt den Fachärzten die Patienten zurück, die sich nicht haben überweisen lassen. Ordinationsgebühr und Chronikerziffer sind allemal für die Dauermedikation plausibel. Zu welchen Fachärzten meine Privatpatienten gehen, das weiß ich nebenbei doch auch nicht, die sind aber für sich selber verantwortlich.

Dr. Rainer Hakimi, Allgemeinarzt, Stuttgart
Im ärztlichen Notdienst ergibt sich durch den Wegfall der Praxisgebühr, die dort Notfallgebühr hieß, eine spürbare Entlastung. Es war schon sehr lästig und eine Zumutung für uns Ärzte, alte schwerhörige Menschen anzusprechen und dazu zu bringen, die Notfallgebühr zu bezahlen. Besonders ärgerlich war dies, wenn die Diskussion um "die 10 €" in der Nacht oder am Wochenende stattfinden musste. In Altenheimen gab es oft das Problem, dass weder der Patient noch die Station die Notfallgebühr zahlen konnte oder wollte. Dies hat regelmäßig zu sehr lästigen Zeitverzögerungen geführt. Außerdem musste die Erhebung der Notfallgebühr dann in der Folgewoche "nachgearbeitet" werden. 

Katrin Asmussen, Praktische Ärztin, Bochum
Es ist keinesfalls ruhiger geworden. Der Wegfall der Praxisgebühr wird von uns nicht begrüßt, denn die Selbstbedienungsmentalität nimmt dadurch noch zu. Bei einem guten Arzt-Patienten-Kkontakt läuft die Kommunikation über FA-Besuche ebenso gut, aber warum gehen wir immer weiter von Eigenverantwortung weg?

 

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