Glosse Talking dead

Kolumnen Autor: Tim Förderer

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Wie realistisch sind Zombies? Die meisten filmischen Monsterapokalypsen setzen auf Virusinfektionen als Ursache – doch medizinisch bleibt das Untoten-Szenario reine Fiktion. Ein Faktencheck mit Augenzwinkern.

Ja war denn schon wieder Halloween? Allerdings! Grund genug, den Ursprung diverser filmischer Zombieszenarien medizinisch unter die Lupe zu nehmen. Auf Platz eins der Rangliste der meistgesehenen Monsterapokalypsen liegt „The Walking Dead“. Bei der Serie führt ein Virus zunächst zum Tod durch eine Wundinfektion. Danach kommt es zu einer Art Wiederbelebung. Der Übertragungsweg ist ein Biss (was die alten Vampire ja auch schon konnten). Die Inkubationszeit beträgt wenige Minuten bis Stunden. Nicht einmal unsere „Lieblingsinfektion“ COVID-19 schafft es in unter zwei Tagen ...

Medizinisch betrachtet ist die Sache klar: Bewegung ohne existierenden Kreislauf ist unmöglich. Zwar schlurfen die sog. Beißer oder Streuner eher behäbig durch die Gegend, aber sie bewegen sich. Sie werden ausschließlich vom Fresstrieb geleitet – physiologisch eher unplausibel, da keine Verdauung existiert, die gemeine biologische Wesen i. d. R. benötigen. Vielleicht werden Zombie-Toilettengänge aber auch einfach nicht gezeigt.

In Nummer zwei auf der Liste – „World War Z“ – erfolgt die Zombieverwandlung ebenfalls nach einem Biss, bei einer Inkubationszeit von Sekunden. Immerhin sind diese Exemplare quicklebendig, rasend schnell und hochaggressiv. Ihre Hyperaggressivität ist zwar durch eine virale Infektion des ZNS erklärbar, kommt aber einfach zu plötzlich. Es fehlt wie bei rabiaten Rabies-Erkrankten die Delir- und Prodromalphase.

Platz 3 belegt „28 Days Later“. Auch in diesem Streifen wird ein Virus vorwiegend über Bisse übertragen und die Erkrankung bricht innerhalb weniger Sekunden aus. In der Medizin existiert biss-lang aber kein Beispiel einer Viruserkrankung, bei der die Übertragungszeit nicht wenigstens einige Tage beträgt. Schaut man sich weitere filmische Adaptionen mit aggressiven Wesen nichtveganer Natur an, halten sich die meisten Geschichten an Viren als Auslöser. Eine Ausnahme ist „The Last of Us“. Dort macht ein aerogen übertragbarer Pilz aus Menschen Menschenfresser.

Trotz aller Bemühungen, infektiologische Grundlagen einzuhalten, bleiben Zombies Fiktion. Wobei: Zumindest der lethargische Phänotyp scheint seine Fühler in Richtung Realität auszustrecken. Man denke nur an Gesundheitspersonal nach Nachtdiensten.