Lungenembolie Wie lange antikoagulieren?

Autor: M. Marshall

Ein 64-jähriger Patient besucht meine Praxis wegen sehr starker, plötzlich aufgetretener Luftnot. Ich weise ihn sofort in die Klinik ein wegen dringenden Verdachts auf Lungenembolie, was sich dann bestätigt. Wie lange soll die Antikoagulation fortgesetzt werden?

Antwort: Ich gehe von folgenden Prämissen aus: Es handelt sich um ein Erstereignis, d. h. es ist keine frühere tiefe Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie (LE) bekannt. Ein auslösendes Ereignis im Sinne einer – sekundären – Venenthrombose war nicht zu eruieren (Op., Unfall, Reise, längere Bettlägerigkeit u. a.). Eine thrombophile Diathese wurde nicht nachgewiesen (Faktor-V-Leiden-Mutation, Prothrombin-Mutante 20210, Antithrombin-, Protein-C-, Protein-S-Mangel); eine familiäre Disposition zu TVT/LE besteht nicht. Demnach würde es sich um eine idiopathische/primäre – offenbar große – LE aus unbekannter Quelle (Beckenvenen?) handeln. In diesem Fall sollte die Antikoagulation für mindestens zwölf Monate mit einem Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar®) oder Rivaroxaban (teurer, aber einfacher in der Handhabung) durchgeführt werden. Danach ist eventuell eine „tertiäre“ Prophylaxe mit ASS 100 mg/d [Becattini et al. 2012] für ein bis zwei Jahre sinnvoll. Darüber hinaus empfiehlt sich eine sorgfältige weitere Überwachung, speziell bei Risikosituationen (Op., längere Immobilisation, Reisen).

Kontakt
Prof. Dr. med. Markward Marshall
Facharzt für Innere Medizin, Phlebologe
83700 Rottach-Egern

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (19) Seite 50
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.