Digitale Verhaltenstherapie bei Tinnitus

Obwohl sehr viele Menschen unter einem chronischen Tinnitus leiden, gibt es bislang keine wirksame und evidenzbasierte medikamentöse Behandlungsoption. Während der oft mit einer plötzlichen Hörminderung auftretende akute Tinnitus wie ein Hörsturz mit der Applikation von Glukokortikoiden behandelt wird, empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie chronischer Tinnitus die kognitive Verhaltenstherapie als Methode der Wahl. Außerdem liegt für hörverbessernde Maßnahmen und Physiotherapie Evidenz vor. Aufgrund des Mangels an psychotherapeutischen Behandlungsplätzen sind digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) eine willkommene Alternative.

Für eine im offiziellen Verzeichnis des BfArM gelistete DiGA liegt erstmals wissenschaftliche Evidenz vor, die die Wirksamkeit bei chronischem Tinnitus belegt. Nach der Diagnosestellung kann der Arzt die DiGA auf Rezept verordnen. Der Patientinnen und Patienten können das Rezept bei ihrer GKV einreichen und erhalten einen Zugangscode. Nachdem die App geladen wurde, können sich Patientinnen und Patienten zunächst mit der Benutzeroberfläche vertraut machen. Die eigentliche Therapie beginnt erst nach Eingabe des Codes.

Sebastian Alsleben ist Arzt im 5. Weiterbildungsjahr und diskutiert mit dem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. Uso Walter aus Duisburg, der die DiGA zur Behandlung des chronischen Tinnitus entwickelt hat, nicht nur das Konzept der digitalen Verhaltenstherapie bei Tinnitus, sondern stellt auch praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Evidenz zu dieser digitalen Gesundheitsanwendung vor.