Heiter bis wolkig Gibt es ein Leben vor der Rente?
So sah ich doch vor einer Drogerie einen Werbeaufsteller (Abb. 1), der unter medizinischem Gesichtspunkt ein echter Fauxpas ist. Da sitzt ein fröhlich gestimmter Vater mit seinen zwei Kindern am Tisch, beim Ausrollen von Teig, überschrieben mit der Aussage "Husten können wir beim Backen nicht gebrauchen!" Das mag so stimmen und ist wohl auch als diskreter Hinweis zu werten, wo die entsprechenden Hilfen zu bekommen sind. Weitaus bemerkenswerter fand ich aber den neben der Teigschüssel residierenden Familienhund (roter Kreis), Schnauze und bakterienschleudernde Nase exakt auf Höhe des Rührschüsselrandes.
Ich empfinde das schon als ein Foul gegen das Schienbein einfachster Hygienestandards. Immerhin wurde erst kürzlich die Fallgeschichte eines Patienten publik (EJCRIM 2019; 6: DOI: 10.12890/2019_001268), der trotz Immunkompetenz und ohne vorherige Bissverletzung an einem multiplen Organversagen gestorben war, nachdem er sich mit dem Bakterium Capnocytophaga canimorsus aus dem Speichel seines Hundes infiziert hatte.
Doch während ich noch über diesen werbetechnischen Fehltritt grübelte, vertieften sich meine Stirnfalten skeptisch, als ich im Schaufenster eines neuen medizinischen Etablissements ein Behandlungsangebot zum Facelifting fand (Abb. 2). Ich konnte da natürlich nicht widerstehen und ja, es half. Die avisierte Faltenglättung trat schon kurze Zeit nach dem Genuss einer dampfenden Schale Kaffee bei Blaubeerkuchen mit Sahneguss und Schokostreuseln ein. Vollkommen schmerzfrei und zumindest ohne kurzfristig bemerkbare Nebenwirkungen. Und überdies ist belegt, dass schon zwei bis vier Tassen Kaffee am Tag das Selbstmordrisiko um 50 % senken, dunkle Schokolade bei mehr als zwei Dritteln der Konsumenten Depressionen aufhellt und die Flavonoide der Blaubeeren Körperzellen vor freien Radikalen schützen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Ich glaube, diese Therapie kann zur Nachahmung empfohlen werden.

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2020; 42 (19) Seite 84
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.