Warten auf einen Therapieplatz Kassen drängen auf bessere Terminvergabe für Psychotherapie

Gesundheitspolitik Autor: Angela Monecke

Obwohl es immer mehr Psychotherapeutinnen und -therapeuten gibt, hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz verlängert. Obwohl es immer mehr Psychotherapeutinnen und -therapeuten gibt, hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz verlängert. © Ilona - stock.adobe.com

Mehr Therapeutinnen und Therapeuten, längere Wartezeiten: Oft dauert es Monate bis zum Start einer Psychotherapie. Einen besseren Zugang für Betroffene fordern nun die Kassen.

Obwohl es immer mehr Psychotherapeutinnen und -therapeuten gibt, hat sich die Wartezeit auf einen Therapieplatz verlängert. Denn die Nachfrage ist gestiegen. Der GKV-Spitzenverband fordert einen besseren Zugang.

Für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen ist es oft problematisch, sich Hilfe zu organisieren. „Heute ist es vielfach so, dass psychisch Erkrankte eine Praxis nach der anderen anrufen, auf den Anrufbeantworter sprechen und dann zu Hause auf den Rückruf hoffen, der selten kommt“, berichtet Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsvize beim GKV-Spitzenverband. Dabei mangele es nicht an Therapieplätzen. Die etwa 40.000 Psychotherapeutinnen und -therapeuten sind nach den Hausärztinnen und -ärzten die zweitgrößte Fachgruppe der ambulanten Versorgung.

Heutzutage erhalten allerdings über 60 % mehr Patientinnen und Patienten eine Therapie als vor zehn Jahren. Die GKV-Ausgaben stiegen von 2,5 Mrd. Euro im Jahr 2014 auf 4,6 Mrd. Euro 2023, also um 80 %. Damit werden 10 % der vertragsärztlichen Vergütung für die psychotherapeutische Versorgung aufgewendet. Jährlich ist ein Viertel der Erwachsenen von einer psychischen Erkrankung betroffen. Diese stellt auch die dritthäufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehltage dar und führt am häufigsten in die Erwerbsminderung.

Doch auch zusätzliche Zulassungen hätten den Zugang zu ambulanter Psychotherapie für einige Patientengruppen, etwa für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen, nicht verbessert, bemängeln die Kassen. Was an Kapazitäten in der psychotherapeutischen Versorgung tatsächlich fehle, sei mangels Transparenz unklar. Der GKV-Spitzenverband hält allerdings nicht die Zahl der Kassensitze für das Problem, sondern den Zugang zur Versorgung. Er setzt daher auf eine bessere Patientensteuerung.

Zentrale Terminvergabe gegen lange Wartezeiten

In einem Positionspapier fordert der Verband u.a. eine „angemessene Zahl“ an Sprechstunden. Die Hälfte der Therapieplätze sollte an die Terminservicestellen der KVen (116 117) gemeldet werden. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen müssten innerhalb einer Woche einen Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde erhalten, die wiederum innerhalb eines Monats stattzufinden habe. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, so die Kassen. 2023 habe die Vermittlungsquote im Bereich der Psychotherapie bei nur 46 % gelegen. 

In ihrem Papier fordern die Kassen zudem mehr Gruppentherapien, eine höhere Sitzungsfrequenz und wieder mehr Langzeittherapien für schwer psychisch Kranke. Denn gerade die Förderung von Kurzzeittherapien gehe zulasten einer intensiveren Behandlung. „Unhaltbar“ findet es der GKV-Spitzenverband, dass nach der stationären Entlassung nicht in allen Fällen eine ambulante Anschlussbehandlung erfolgt. Krankenhäuser müssten die Dringlichkeit für eine Vermittlung durch die Terminservicestellen festlegen und eine psychotherapeutische Anschlussbehandlung an einen stationären Aufenthalt einleiten können.

Die Kassen fordern auch Änderungen bei der Vergütung psychotherapeutischer Leistungen. Diese sollten nach den gleichen Kriterien wie für vergleichbare Leistungen im EBM kalkuliert werden. Die Honorare seien seit 2013  im Vergleich zu den übrigen ärztlichen Fachgruppen drastisch gestiegen (+52 % vs. +33 %). Somit könnten Psychotherapeutinnen und -therapeuten höhere Erträge erzielen als die ärztliche Vergleichsgruppe.

Quelle: Pressemitteilung – GKV-Spitzenverband