
Modernisierungsbedarf Medizinischer Dienst registriert Überforderung bei Pflegebedürftigen und Angehörigen

„Hierauf sollten wir uns fokussieren und die Pflegebegutachtung zu einem initialen Fallmanagement ausbauen“, erklärt Carola Engler, Vorstandsvize des MD Bund. Eine intensivere Vernetzung zwischen MD, Pflegekassen und regionaler Pflegeberatung sei dringend notwendig, „damit die Empfehlungen der Gutachterinnen und Gutachter zum Wohle der Versicherten umgesetzt werden“. Die Anzahl der Begutachtungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf über 3 Mio. verdoppelt. Genauso wie die Zahl der Leistungsbezieher in der sozialen Pflegeversicherung – Ende 2024 waren das 5,6 Mio. Menschen.
Die meisten Personen beantragen Pflegegeld (2024: 57,4 %). Sie setzen auf die Pflege zu Hause durch Angehörige – oftmals ohne professionelle Hilfe. Rund 85 % der pflegebedürftigen Frauen und 88 % der Männer leben allein oder mit weiteren Personen in der eigenen Häuslichkeit. Und dies bleibt laut MD auch bei höheren Pflegegraden so bestehen. Gutachterinnen und Gutachter des MD berichten allerdings, dass Versicherte und Angehörige sich teilweise überfordert oder allein gelassen fühlen.
Schon bei der erstmaligen Antragstellung liegen bei den meisten Versicherten erhebliche Beeinträchtigungen vor. 2024 empfahl der MD den Pflegekassen bei rund 36 % der beurteilten Fälle den Pflegegrad 2 und bei 13 % den Pflegegrad 3.
Bei erwachsenen Antragstellern war eine demenzielle Erkrankung die führende pflegebegründende Diagnose im Jahr 2024. An zweiter Stelle wurde Senilität (Altersschwäche, Frailty-Syndrom) als entscheidende Diagnose benannt, was mit dem Eintrittsalter von Pflegebedürftigkeit zwischen 75 und 90 Jahren korreliert.
Empfehlungen zu Heilmitteln, insbesondere zu Maßnahmen der Physio- und Ergotherapie bzw. Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapie, wurden bei jeder zweiten bis dritten Begutachtung ausgesprochen. Der Bedarf an Hilfs- und Pflegehilfsmitteln ist gerade bei Erstantragstellenden hoch. Hier wurde 2024 bei 43 % der Begutachtungen mindestens eine Empfehlung ausgesprochen. In fast jeder fünften Erstbegutachtung lautete der Rat, eine Gehhilfe und in über 13 % der Begutachtungen eine Bade- und Duschhilfe anzuschaffen.
In Pflegeheimen fanden 2023 9.819 Qualitätsprüfungen statt. „Die Versorgungsqualität in Pflegeheimen ist insgesamt zufriedenstellend und es gibt Verbesserungen“, informiert MD-Vize Engler. Mängel bestünden allerdings bei der Behandlungspflege, wie der Wundversorgung, und beim Umgang mit sog. herausforderndem Verhalten. Optimierungsbedarf notiert der MD in seinem 8. Pflegequalitätsbericht bei der Unterstützung im Bereich der Mobilität sowie in der nächtlichen Versorgung. Würden Defizite festgestellt, berate der MD konkret, wie diese beseitigt werden können.