Umfrage Patienten wollen Hausarzt als ersten Ansprechpartner

Gesundheitspolitik Autor: Ingolf Dürr

Pünktlich zum diesjährigen Deutschen Ärztetag in Hamburg präsentierte der Deutsche Hausärzteverband (DHÄV) die Ergebnisse einer Umfrage. Wissen wollte man, welche Bedeutung der Hausarzt für die Patienten bzw. die Menschen hat. Wie kaum anders zu erwarten, fällt das Ergebnis überaus positiv für die Hausärzte aus.

Der Forsa-Umfrage unter 1.000 zufällig ausgewählten Bürgern zufolge ist es für 91 % aller Deutschen wichtig, einen Hausarzt in der Nähe zu haben, an den sie sich bei gesundheitlichen Beschwerden wenden können. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 %) erachtet dies sogar als sehr wichtig. Für 88 % ist darüber hinaus die Rolle des Hausarztes als erster Ansprechpartner im Gesundheitswesen entscheidend. 60 % der über 60-Jährigen geben an, bei einem Termin bei ihrem Hausarzt schon einmal mehrere Beschwerden gleichzeitig besprochen zu haben.

Hausärzte im Zentrum der Versorgung

Die Ergebnisse seien ein deutliches Signal, dass die Menschen Hausärzte im Zentrum der Versorgung sehen wollen, kommentierte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, die zentralen Aussagen der Umfrage. Weigeldt betonte, dass diese zentrale Rolle der Hausärzte nicht delegierbar sei, ohne die Qualität der Versorgung massiv zu gefährden. "Die primärärztliche Versorgung kann nur von Hausärztinnen und Hausärzten geleistet werden, denn sie sind die Einzigen, die hierfür weitergebildet wurden. Das kann nicht von anderen Facharztgruppen quasi im Vorbeigehen miterledigt werden", warnte Weigeldt vor den Plänen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zukünftig auch Spezialisten an der medizinischen Grundversorgung beteiligen zu wollen.

Ganzheitliche Betreuung

Die Tatsache, dass fast zwei Drittel der älteren Befragten angegeben hatten, bei einem Termin bei ihrem Hausarzt schon einmal mehrere gesundheitliche Beschwerden gleichzeitig besprochen zu haben, zeige zudem, dass die Hausärzte hier eine besondere Rolle einnehmen, denn sie arbeiten nicht organ- oder krankheitszentriert, sondern ganzheitlich. Dabei behandeln sie häufig auch mehrere Beschwerden gleichzeitig, die dann natürlich nicht isoliert, sondern im Ganzen betrachtet werden. Dieser Ansatz sei nicht nur ein Garant für eine hohe Qualität, sondern auch besonders effizient, so Weigeldt weiter.

Sinnvolle Patientensteuerung

Tatsächlich setze der DHÄV mit seinen Hausarztverträgen, in Verbindung mit den Versorgungslandschaften der Pro Versorgung, seit vielen Jahren sehr erfolgreich eine sinnvolle Patientensteuerung um, bei der der Hausarzt konsequent der erste Ansprechpartner für die Patienten ist, unterstrich Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des DHÄV. Die Qualität der Versorgung sei nachgewiesenermaßen höher und überzeuge auch immer mehr Spezialisten, sich über diese Versorgungslandschaften direkt in diese selektivvertraglichen Strukturen einzubinden.

Selbstverwaltung ohne Lösungen

Vor dem Hintergrund des Deutschen Ärztetages sagte Weigeldt: "Wir erleben momentan wieder einmal, dass sich die Selbstverwaltung insbesondere mit sich selbst beschäftigt, anstatt an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten." In Anbetracht der aktuellen Situation der Selbstverwaltung sei es die absolut richtige Entscheidung gewesen, schon vor Jahren damit zu beginnen, alternative hausärztliche Strukturen jenseits der Selbstverwaltung aufzubauen und flächendeckend umzusetzen. Diese hätten sich inzwischen bewährt, und dies müsse auch in Zukunft der Weg sein, denn es zeige sich momentan ganz deutlich, dass die Lösungen für die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen nicht aus der Selbstverwaltung kommen werden.


Autor:
Dr. Ingolf Dürr

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2016; 38 (11) Seite 25-26
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.