Explodierende Krankheitskosten Regierung muss jetzt handeln

Herz-Kreislauf-Erkrankungen an der Spitze
Die Krebserkrankungen sind dabei jedoch nicht der stärkste Kostentreiber, wie immer wieder vermutet wird. Tatsächlich rangieren diese mit 43,8 Mrd. € noch hinter den Ausgaben für die Krankheiten des Verdauungssystems und liegen erst an vierter Stelle in der Ausgabenstatistik (10,1 % der Gesamtkosten). Deutlich am meisten Mittel verschlangen 2020 die Erkrankungen des Kreislaufsystems (56,7 Mrd. €). Fast genauso hoch waren mit 56,4 Mrd. € die Kosten, die aus psychischen und Verhaltensstörungen resultieren (beide: 13,1 % der Gesamtkosten). Da hat sich gewaltig was verändert: 2002 lag der Gesamtkostenanteil für Kreislauferkrankungen noch bei 15,4 % und damit um 4,4 Prozentpunkte höher als die Kosten für psychische und Verhaltensstörungen.
Vorhersehbar ist heute schon, dass sich die Kostenspirale weiter kräftig nach oben drehen wird. Denn die richtig teuren Baby-Boomer-Jahrgänge kommen ja erst noch. In der Hausarztpraxis, in der besonders viele ältere und kostenintensive Patient:innen versorgt werden müssen, wird das besonders stark spürbar sein.
Ressourcen schonen
Deshalb müssen Staat und Regierung jetzt endlich eine vorausschauende Gesundheitspolitik einläuten. Höhere Kassenbeiträge können sie angesichts der weithin davongaloppierenden Preise und der satten Inflation kaum einziehen. Bei den Leistungen abzuspecken ist politisch heikel und nur begrenzt möglich. Bleiben zwei Möglichkeiten übrig: Noch mehr Geld in Form steuerfinanzierter Finanzmittel ins System schütten. Mindestens genauso wichtig wäre es aber, die Gesundheitspolitik endlich in ressourcenschonendere Bahnen zu lenken: Etablierung eines Primärversorgungssystems, eine "echte" sektorübergreifende Versorgung, Positivliste und Bürokratieabbau. Das würde den Geldbeutel aller schonen und uns Beitragszahler:innen mehr Sicherheit bieten – in diesen unsicheren Zeiten ein Gut von allerhöchstem Wert,
... meint Ihr

Erschienen in: doctors|today, 2022; 2 (10) Seite 33
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