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Wegfall der Praxisgebühr: Mehr Zeit für die Behandlung

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

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Die schwarz-gelbe Koalition hat den Wegfall der Praxisgebühr zum 1.1.2013 vereinbart – und schon gibt es neue Ideen zur Steuerung der Arztbesuche.

Jährlich wenden niedergelassene Ärzte und ihre Praxisteams im Schnitt etwa 120 Stunden auf, um die Praxisgebühr einzubehalten und zu quittieren, betont die KV Schleswig-Holstein. Dieser Verwaltungsaufwand fällt nach dem Beschluss der Berliner Regierungskoalition ab 2013 weg. Doch das Problem der fehlenden Steuerungswirkung und der vielen Arztbesuche ist damit nicht gelöst, sagt KVSH-Chefin Dr. Monika Schliffke.

Statt der Praxisgebühr, die wie eine Flatrate wirke, könnte als Steuerungsinstrument eine sozial ausgewogene und bargeldlos eingezogene Eigenbeteiligung der Versicherten an den Behandlungskosten eingeführt werden. Die KV hat dafür zusammen mit dem Kieler Gesundheitsökonomen Dr. Thomas Drabinski und dem Verband der Privatärztlichen Verrechnungsstellen das Modell „Gesundheitskonto mit Solidargutschrift“ (www.solidargutschrift.de) erarbeitet. „Es macht deutlich, dass die ärztliche Leistung einen Geldwert hat“, so Dr. Schliffke.

Mit dem Ende der Praxisgebühr wird in den Hausarztpraxen vermutlich der Ansturm von Patienten abnehmen, die gleich zu Quartalsbeginn Überweisungen zu Fachärzten einsammeln. Der Hausärzteverband Hessen hatte sich im Oktober dafür ausgesprochen, die Praxisgebühr nur bei den Patienten wegfallen zu lassen, die sich in Hausarztverträge eingeschrieben haben.

1,6 Millionen Unterschriften gegen die Praxisgebühr

„Wir sind froh, dass die Praxisgebühr abgeschafft wird und die Ärzte sich wieder mehr um ihre eigentliche Aufgabe, die Behandlung ihrer Patienten, kümmern können“, kommentierte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler die „längst überfällige“ Entscheidung. Bei einer bundesweiten Unterschriftenaktion von KBV und KVen in den Arztpraxen hatten sich in den vergangenen Monaten 1,6 Millionen Patienten gegen die Zuzahlung von 10 Euro ausgesprochen.

Der Wegfall der 2004 eingeführten Praxisgebühr wird sich bei den GKV-Finanzen mit jährlich etwa 1,5 Mrd. Euro bemerkbar machen. Die Koalition beschloss zudem, dass der Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds im Jahr 2013 um 500 Mio. Euro und im Jahr 2014 um zwei Mrd. Euro gekürzt werden soll. Die KKH-Allianz bewertete die Maßnahmen als „verkraftbar“. 

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