
Adjuvantes Training erhöht PFS und OS

Beobachtungsstudien haben vielfach belegt, dass eine höhere körperliche Aktivität mit einer geringeren Krebsinzidenz und Krebsmortalität assoziiert ist. Für Patient:innen mit Kolonkarzinom nach OP und adjuvanter Chemotherapie gibt es jetzt auch Evidenz aus der ersten randomisiert-kontrollierten Studie, dass eine Steigerung der körperlichen Aktivität die Krankheitsfreiheit und das Überleben verlängert, wie Professor Dr. Christopher Booth von der Queen’s Universität in Kingston berichtete.1,2
An der Studie CHALLENGE nahmen 889 Patient:innen mit reseziertem Kolonkarzinom im Stadium III (90 %) oder im Stadium II mit hohem Rezidivrisiko (10 %) teil. Sie hatten in den letzten zwei bis sechs Monaten eine adjuvante Chemotherapie abgeschlossen. Zunächst wurden sie einem Fitnesstest unterzogen und dann in zwei Gruppen randomisiert. In beiden Fällen erhielten die Teilnehmenden eine Broschüre zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil. Nur die Interventionsgruppe bekam zusätzlich ein strukturiertes Trainingsprogramm mit einem regelmäßigen persönlichen und App-gestützten Coaching über drei Jahre angeboten.
Ziel des Programms war die Steigerung der körperlichen Aktivität gegenüber der Ausgangssituation um 10 MET/Stunde pro Woche. Ein metabolisches Äquivalent (MET) pro Stunde entspricht einer Stunde Sitzen, 10 MET/Stunde pro Woche zusätzlich können beispielsweise durch flottes Gehen über 45 bis 60 Minuten drei bis vier Mal pro Woche erreicht werden. Das Übungsangebot wurde den persönlichen Vorlieben angepasst, die meisten entschieden sich für das Walken, berichtete Prof. Booth.
Strukturiertes Training wirkt nachhaltig
Auch wenn die Adhärenz zum Trainingsprogramm von 83 % im ersten auf 63 % im letzten Jahr abnahm, führte das strukturierte Übungsprogramm zu einer deutlichen Steigerung der wöchentlichen selbstberichteten körperlichen Aktivität, des Sechs-Minuten-Gehtests, der maximalen Sauerstoffaufnahme bei Ausbelastung und der körperlichen Funktion nach dem Fragebogen Short-Form-36 im Vergleich zur alleinigen Information über einen gesunden Lebensstil. Es traten etwas mehr muskuloskelettale unerwünschte Ereignisse auf (19 % vs. 12 % in der Kontrollgruppe), ansonsten war das Training eine sichere adjuvante Maßnahme.
Das dreijährige strukturierte und begleitete Training führte nach einer medianen Beobachtung von 95 Monaten zu einer signifikanten Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens (DFS; HR 0,72; 95%-KI 0,55–0,94; p = 0,017). Die Fünf-Jahres-DFS-Rate lag in der Interventionsgruppe bei 80,3 %, in der Kontrollgruppe bei 73,9 %. Insbesondere traten in der Trainingsgruppe bei weniger Patient:innen Lebermetastasen auf (16 vs. 29 in der Kontrollgruppe) und es gab weniger Diagnosen neuer Karzinome (5 % vs. 10 %).
Auch das Gesamtüberleben verlängerte sich durch das Training signifikant (HR 0,63; 95%-KI 0,43–0,94; p = 0,022). Die Fünf-Jahres-OS-Rate betrug in der Trainingsgruppe 90,3 %, in der Kontrollgruppe 83,2 %. Der Unterschied war vor allem auf Todesfälle aufgrund der Darmkrebserkrankung zurückzuführen.
Prof. Booth rechnete vor, dass man mit 16 Patient:innen trainieren muss, um über fünf Jahre einer Person ein Rezidiv, ein Zweitkarzinom oder den Tod zu ersparen bzw. mit 14 Menschen, um einen Tod zu verhindern. Ein OS-Unterschied von 7 % nach fünf Jahren entspricht dem, was in vielen Zulassungsstudien mit systemischen adjuvanten Therapien erreicht wurde, betonte Prof. Booth. Daher ist für ihn das angeleitete strukturierte Training eine First-in-Class-Adjuvanz mit klar belegtem Antikrebseffekt.
Quellen:
1. Christopher M. Booth et al. 2025 ASCO Annual Meeting; LBA3510
2. Courneya KS et al. N Engl J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2502760
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