
Allergen-Immuntherapien der Zukunft sind weniger aufwendig

Viele Patientinnen und Patienten, die an einer Allergie erkrankt sind, erhalten keine spezifische Allergenimmuntherapie. In Deutschland wird weniger als jede bzw. jeder Zehnte mit Heuschnupfen auf diese Weise behandelt, von den Tierhaarallergikerinnen und -allergikern ist es gerade einmal 1 %.
Sicherheitsbedenken bei den Standardverfahren
Als Ursachen dafür hat Prof. Dr. Pal Johansen vom Universitätsspital Zürich zufolge unter anderem die Umständlichkeit der beiden Standardverfahren sowie Sicherheitsbedenken ausgemacht: „Subkutane und sublinguale Immuntherapien (SCIT bzw. SLIT) sind effektiv, aber mühsam“, resümierte er. Sie müssen über einen Zeitraum von drei Jahren angewandt werden.
Zwei weitere Methoden für die Hyposensibilisierung sind die epikutane und intralymphatische Immuntherapie (EPIT bzw. ILIT). Die erste Variante können Betroffene selbst durchführen, indem sie sich ein allergenhaltiges Pflaster auf die Haut kleben. Die Epidermis ist reich an professionellen antigenpräsentierenden Zellen wie Langerhans-Zellen, enthält aber keine Mastzellen, was lokale allergische Reaktionen vermeidet. Im Gegensatz zur SCIT wird kein Bolus verabreicht.
Bei der ILIT injiziert man wenige Male unter Ultraschallkontrolle geringe Dosen eines Allergens in subkutane Lymphknoten. Die Behandlung erfordert seitens der Ärztin oder des Arztes etwas Training, lässt sich dann aber in wenigen Minuten durchführen.
Generell wird empfohlen, möglichst früh mit der Hyposensibilisierung zu beginnen. Allerdings existieren für Kinder unter vier Jahren noch keine zugelassenen Therapieoptionen. In einer Phase-3-Studie mit 362 Ein- bis Dreijährigen mit bestätigter Erdnussallergie konnte durch die tägliche Anwendung einer Erdnuss-EPIT über ein Jahr im Vergleich zu Placebo eine erhöhte orale Toleranz gegenüber Erdnussprotein erzielt werden. Weitere EPIT, z. B. bei Kuhmilchallergie sowie bei eosinophiler Ösophagitis, werden derzeit in klinischen Studien untersucht. „In wenigen Jahren wird diese Methode in der Praxis angewandt werden“, lautet Dr. Johansens Prognose.
Die ILIT wurde u. a. für Personen mit Gräserpollenallergie erprobt. Sie erhielten drei Injektionen im Abstand von vier Wochen in die inguinalen Lymphknoten. Die Dosierung war 15-mal geringer als bei einer SCIT. In der folgenden Pollenflugsaison fielen nicht nur die Symptome im Vergleich zur Placebogruppe schwächer aus, es verbesserte sich auch die Lebensqualität. Systemische Reaktionen wurden nicht berichtet.
Das gleiche Verfahren war Thema einer Studie mit Personen mit Bienengiftallergie. Nach Abschluss der Behandlung ließen sich die Teilnehmenden kontrolliert und unter ärztlicher Aufsicht von Bienen stechen.
Schwächere lokale Reaktion, halber Preis
Die lokale Reaktion fiel nach ILIT deutlich schwächer aus als zuvor. Die Methode eignet sich dem Referenten zufolge als Ergänzung zur SCIT oder SLIT, insbesondere für Personen mit Tierhaar-, Insektengift- oder Hausstaubmilbenallergie, und wenn die Immuntherapie-Allergene hochpreisig sind. Im Vergleich zur SCIT ist die ILIT nur etwa halb so teuer.
*American Academy of Allergy, Asthma & Immunology/World Allergy Organization
Quelle: AAAAI/WAO* Joint Congress 2025
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