
Hyperkalzämie: Parathormon hilft bei der Ursachenforschung

Kalziumstörungen sind mit erhöhter Mortalität verbunden – nicht wegen der Kalziumstörung an sich, sondern aufgrund der dahinterliegenden Erkrankung. Es ist also wichtig, nicht nur den Spiegel des Mineralstoffs zu bestimmen und ggf. zu korrigieren, man muss auch den Ursachen nachgehen, betonte PD Dr. Julius Schmidt, Sektion für Nieren- und Hochdruckerkrankungen am Klinikum Oldenburg. Die Symptome sind eher unspezifisch. Bei schwerer Hyperkalzämie (> 3,5 mmol/l) kann es zu neurologischen Symptomen wie Verwirrtheit oder Koma kommen sowie zu EKG-Veränderungen.
Dr. Schmidt berichtete von einem 55-jährigen Patienten, der als Notfall mit akutem Nierenversagen (Kreatinin 4,88 mg/dl) in die Klinik kam. Seit sechs Wochen litt er unter Rückenschmerzen, die sich durch Injektionen, Kortisontherapie und Analgetika nicht gebessert hatten. Der Mann berichtete zudem über Gewichtsverlust, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schwäche. Die Vitalwerte waren normal.
Der Serumkalziumspiegel war mit 4,16 mmol/l stark erhöht, ebenso das ionisierte Kalzium mit 1,93 mmol/l. Der Wert für das Parathormon (PTH) war mit 13,1 pg/ml aber unauffällig. Es fand sich ein hoher Wert für freie Leichtketten vom Typ κ (1.459 mg/l), in der Elektrophorese zeigte sich ein M-Gradient.
Der Patient litt an einem Multiplen Myelom, beschrieb Dr. Schmidt, einer häufigen Ursache für schwere Hyperkalzämie. Typischerweise sind die Betroffenen hypovoläm. Der Mann bekam zur Hydratation NaCl-Lösung, zur Bilanzierung das Schleifendiuretikum Furosemid sowie Calcitonin. Statt den sonst üblichen Bisphosphonaten setzte man Denosumab ein, das auch bei stark reduzierter Nierenfunktion verwendet werden kann. Außerdem erhielt der Patient wegen der Grundkrankheit Dexamethason.
Das Kalzium blieb zunächst relativ hoch. Das ist beim Multiplen Myelom häufig der Fall, erläuterte Dr. Schmidt. Der Mineralstoff werde auch an den Paraproteinen gebunden, wodurch es zu falsch-hohen Kalziumwerten kommen könne. Der Referent empfahl, immer auch das ionisierte Serumkalzium zu bestimmen.
90 % der Hyperkalzämien treten aufgrund einer malignen Erkrankung oder eines primären Hyperparathyreoidismus auf. Liegt ein solcher Hyperpara vor, ist die Störung PTH-abhängig, bei anderen Ursachen PTH-unabhängig. Deshalb ist es essenziell, den Serumspiegel zu bestimmen, betonte Dr. Schmidt.
Als Beispiel berichtete er von einem 68 Jahre alten Mann mit Verschlechterung des Allgemeinzustands und Nahrungsverweigerung, Muskellahmheit und trockenem Hautturgor. Das Labor ergab ein Serumkalzium von 5,97 mmol/l, ein Kreatinin von 3,08 mg/dl und ein PTH > 1.900 pg/ml.
Ein derart hoher Wert lässt einen primären Hyperpara vermuten, meinte Dr. Schmidt. Letzten Endes ergab die CT als Ursache ein Adenom. Da der Patient stark dehydriert war, erhielt er zunächst NaCl-Lösung, Calcitonin über fünf Tage, Pamidronat und Dexamethason. Aufgrund der schweren EKG-Veränderungen und Somnolenz musste er zudem dialysiert werden. Das Adenom wurde reseziert.
Quelle: Kongressbericht - 131. Kongress der DGIM
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