Bei leichter bis mittelschwerer CU zu Mesalazin greifen
Entscheidend für den Therapieerfolg ist die Adhärenz und die Kombination mit der rektalen Therapie, betonte Dr. Klaus.
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Eine gut gemachte Mesalazintherapie sei das A und O bei einer Colitis ulcerosa (CU), sagte PD Dr. Jochen Klaus vom Universitätsklinikum Ulm. Bei leichter bis mittelgradiger Aktivität empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie nach wie vor die Therapie mit Mesalazin oral und rektal (für die alleinige Proktitis nur rektal).1 Im Falle eines steroidabhängigen oder steroidrefraktären Verlaufs sowie bei schwerer Krankheitsaktivität kommen Antikörper und andere Zweit- und Drittlinientherapeutika zum Einsatz.
Für die Priorisierung der zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten spielt das Bauchgefühl der Gastroenterologin oder des Gastroenterologen eine wichtige Rolle, sagte Dr. Klaus. Berücksichtigt werden dafür Studien, Netzwerkmetaanalysen, Vortherapien, Therapiekosten, Alter, Dauer der Erkrankung, Vor- und Begleiterkrankungen und Präferenzen der Betroffenen sowie die Option der OP diskutiert. Er brach eine Lanze für die Therapie der leichten bis mittelschweren CU mit Mesalazin: „Ich denke, Sie können mehr als 50 % der Patienten mit einer guten Mesalazintherapie in Remission bringen!“
Das untermauerte er mit einer randomisierten Studie, in der die Substanz zur Therapie der leichten bis mittelschweren Colitis ulcerosa zu Beginn in einer Dosis von 3,2 g/Tag eingesetzt wurde, die bei Nichtansprechen nach acht Wochen auf 4,8 g erhöht wurde.2 Die Studie bestätigte die Wirksamkeit von Mesalazin in der Akuttherapie der leichten bis mittelschweren CU: 22,4 % der Behandelten hatte nach 8 Wochen eine klinische und endoskopische Remission erreicht, 47,7 % zeigten ein endoskopisches Ansprechen. Von den 29,7 % ohne Ansprechen in Woche 8 erreichten drei Viertel mit der gesteigerten Dosis ein klinisches Ansprechen nach Woche 16.
In Woche 38 zeigte sich die Wirksamkeit der Erhaltungstherapie mit Mesalazin: Von denjenigen mit Remission nach acht Wochen waren 70,3 % immer noch in Remission. Diejenigen mit endoskopischem Ansprechen in Woche 8 wiesen zu 83,9 % in Woche 38 ein klinisches Ansprechen auf, 33,9 % auch eine klinische Remission. Und von denen mit Ansprechen auf die eskalierte Mesalazindosis in Woche 16 zeigten 78,4 % ein klinisches Ansprechen in Woche 38 und 30,7 % eine klinische Remission.
Entscheidend für den Therapieerfolg ist die Adhärenz und die Kombination mit der rektalen Therapie, betonte Dr. Klaus. Seiner Erfahrung nach wird die rektale Anwendung nicht konsequent durchgeführt. Auch die Empfehlung zur zusätzlichen Steroideinnahme bei nicht ausreichender Wirksamkeit von Mesalazin findet aus Angst vor Nebenwirkungen nicht immer Anwendung. In einer prospektiven Kohortenstudie waren 89 % der mit einer Mesalazintherapie adhärenten Patientinnen und Patienten nach 24 Monaten noch in Remission, aber nur 39 % der nichtadhärenten.3 Das Rezidivrisiko war bei Nonadhärenz um das 5,5-Fache erhöht, erklärte Dr. Klaus.
Einen einzelnen Biomarker, um zu entscheiden, wer doch eine andere Therapie braucht, gibt es nicht. Dr. Klaus schätzt, dass in der Breite etwa 20 % bis 30 % der CU-Kranken eine Therapie mit Antikörpern, Small Molecules und ähnlichem benötigen, die sie in einer spezialisierten Gastroenterologiepraxis erhalten sollten.
Quellen:
1. Kucharzik T et al. Z Gastroenterol 2024; 62: 769-858; DOI: 10.1055/a-2271-0994
2. D‘Haens GR et al. Aliment Pharmacol Ther 2017; 46: 292-302; DOI: 10.1111/apt.14164
3. Kane S et al. Am J Med 2003; 114: 39-43
51. Deutscher Koloproktologen-Kongress
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