
Bei Verdacht frühzeitig biopsieren

Eine typische Organmanifestation des systemischen Lupus erythematodes (SLE) ist die Lupusnephritis (LN). Für den ersten Eindruck bei Lupusbetroffenen sei der „Spot-Urin“ völlig ausreichend, so Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke, Nephrologin an der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Prinzipiell richte man sich nach den internationalen Leitlinien, derzeit sei aber eine deutsche Leitlinie der Nephrologen zur Lupusnephritis für dieses Jahr in Arbeit.
Entscheidend für die LN ist die Proteinurie. Allerdings erfordert die hohe Fehleranfälligkeit auf jeden Fall einen zweiten Wert, sinnvoll ist auch ein Test auf Hämaturie. „Wenn das auffällig bleibt, geht es in Richtung Nierenbiopsie.“ Der internationale Grenzwert für die Biopsieindikation liegt bei einer Proteinurie ≥ 500 mg/d. „Das entspricht im Endeffekt etwas niedrigeren Werten in der Protein-Kreatinin-Ratio“, sagte Prof. Weinmann-Menke, wobei man sich für die Leitlinie entschieden hätte, bei 500 als Grenze zu bleiben – der Einfachheit wegen. Die rein persönliche Hemmschwelle der Nephrologin für eine Biopsie liegt sogar niedriger. „Wir sehen auch bei 300 mg hochaggressive Lupusnephritiden.“
Obwohl heutzutage bereits deutlich früher, d. h. bei Urinauffälligkeiten bei normaler Nierenfunktion eine Biopsie durchgeführt wird, „sehen wir genauso viele kranke Patienten“, führte Prof. Weinmann-Menke weiter aus. Der Anteil der gefundenen aggressiven LN (Klasse III und IV) blieb über die Jahre gleich. Es bestehe also keine Gefahr einer Unterversorgung, weil die Niere sozusagen zu früh biopsiert wurde, gab die Referentin Entwarnung.
„Der Urin ist das Fenster, das wir haben.“ Und wenn bisher vielleicht nur ein kutaner Lupus vorlag, hilft die Diagnose der Lupusnephritis bei der Neubewertung der Erkrankung. Denn die renale Biopsie mit dem Ergebnis einer LN Klasse III oder IV bringt allein die erforderlichen 10 Punkte für die Klassifizierung als SLE nach den EULAR-Kriterien.
Therapeutisch gleich voll einsteigen
Therapeutisch ist wichtig, direkt voll einzusteigen, denn „jeder Schub kostet Nierengewebe“. Das bedeutet für Betroffene, dass sie je nach Erkrankungsschwere bereits in den ersten 4–6 Wochen ggf. die gesamte Palette erhalten. Diese besteht u. a. aus Hydroxychloroquin, einer Nierenprotektion mit ACE-Hemmer/AT1-Antagonist plus SGLT2-Hemmer, systemischen Steroiden, MMF bzw. Cyclophosphamid und seit Neuestem auch Belimumab.
Quelle: expanda-Seminar Dermatologie (07.-08.02.23) – streamed-up.com
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