Bispezifischer Antikörper wirkt in Kombination mit allogenen NK-Zellen besser

EHA 2025 Josef Gulden

Bei rezidiviertem Hodgkin-Lymphom zeigen bispezifischer Antikörper und NK-Zellen vielversprechende erste Ergebnisse. Bei rezidiviertem Hodgkin-Lymphom zeigen bispezifischer Antikörper und NK-Zellen vielversprechende erste Ergebnisse. © JosLuis – stock.adobe.com

Das rezidivierte oder refraktäre Hodgkin-Lymphom hat eine sehr schlechte Prognose mit wenig wirksamen Salvage-Optionen. Ein in Deutschland entwickelter bispezifischer Antikörper erreichte nun mit aus Nabelschnur-Blut extrahierten natürlichen Killerzellen kombiniert vielversprechende erste Ergebnisse.

In den seltenen Fällen, in denen die systemischen Standardtherapien – wie Zytostatika, das Antikörper-Toxin-Konjugat Brentuximab-Vedotin (BV) und Checkpoint-Inhibitoren – beim klassischen Hodgkin-Lymphom nicht mehr wirken, verschlechtern sich die Aussichten drastisch. Wie Prof. Dr. Amitkumar Mehta von der University of Alabama in Birmingham berichtete, kommt hier das tetravalente, bispezifische Antikörper-Konstrukt Acimtamig (AFM13) ins Spiel: Es bindet selektiv an das CD30-Antigen, das auf Hodgkin-Zellen exprimiert wird, sowie an CD16A auf natürlichen Killerzellen. Der enge Kontakt, der dadurch hergestellt wird, soll Letztere befähigen, die Lymphomzellen hochwirksam abzutöten.

Als Monotherapie zeigte der Antikörper in Phase-1-Studien der Deutschen Hodgkin-Studiengruppe allerdings nur bescheidene Aktivität. Der Grund ist laut dem Referenten wahrscheinlich, dass die NK-Zellen bei Lymphomerkrankten häufig einen Teil ihrer Funktionsfähigkeit eingebüßt haben. Dagegen imponierte eine monozentrische Pilotstudie, in der Acimtamig mit allogenen, aus dem Nabelschnur-Blut von Neugeborenen gewonnenen und expandierten NK-Zellen kombiniert wurde. Das Vorgehen erzielte bei Patient:innen mit CD30+ rezidiviertem oder refraktärem Hodgkin-Lymphom hohe Ansprechraten.

Hohe Ansprechrate bestätigt

Bestätigen wollen Forschende diese Resultate in der Phase-2-Studie LuminICE-203, deren erste Ergebnisse Prof. Mehta vorstellen konnte. In der Studie verwendeten die beteiligten Hämatolog:innen ein „off-the-shelf“ verfügbares Präparat aus allogenen, kryokonservierten NK-Zellen und kombinierten es mit dem bispezifischen Antikörper. Während der Dosisfindungs-Phase erhielten vier Gruppen von Patient:innen nach einer Lymphodepletion je zwei verschiedene Dosierungen des Antikörpers bzw. der NK-Zellen. 

Bislang wurden 24 Erkrankte mit r/r Hodgkin-Lymphom behandelt, die im Median fünf Linien an Vortherapien erhalten hatten. Alle hatten bereits Chemotherapie, BV und CPI bekommen und die Standardoptionen ausgeschöpft. Als primären Endpunkt definierten die Verantwortlichen die objektive Ansprechrate, bestimmt als metabolisches Ansprechen in der PET-CT anhand der Lugano-Kriterien.

Wie wurde die Kombi vertragen?

Als häufigste Nebenwirkung wurde bei etwa der Hälfte der Behandelten meist leichte bis mäßige Infusionsreaktionen registriert. Graft-versus-Host-Reaktionen traten nicht auf, ebenso wenig Todesfälle oder Therapieabbrüche aufgrund von Toxizitäten. Leichte, rasch reversible Zytokin-Freisetzungs-Syndrome (nur in einem Fall vom Grad 3) fanden sich bei etwa einem Viertel der Patient:innen, ICANS kam nicht vor.
 

Angesichts des stark vorbehandelten Kollektivs fiel die Ansprechrate mit 87,5 % (21 Personen) hoch aus – bei 14 Komplettremissionen (58,3 %). „Wir sahen keinen dosisabhängigen Effekt“, merkte der Experte an. Zehn der Patient:innen waren zum Zeitpunkt der Auswertung immer noch in Remission, darunter drei von vier, die im Verlauf eine Transplantation erhalten hatten. Lediglich drei der Hodgkin-Lymphome zeigten einen Progress als bestes Ansprechen zu irgendeinem Zeitpunkt; die progressionsfreie Überlebensrate betrug nach sechs Monaten 61 %.

Die Kombination aus Acimtamig und dem NK-Zell-Präparat könnte nach Ansicht von Prof. Mehta eine sichere, effektive und anhaltend wirksame neue Behandlungsmöglichkeit für Erkrankte mit r/r Hodgkin-Lymphom darstellen. Er wies dabei auf die hohe Ansprechrate bei stark vorbehandelten Patient:innen hin, die die Standardoptionen bereits ausgeschöpft haben.

Quelle:
Mehta A et al. EHA2025; Abstract S225

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Bei rezidiviertem Hodgkin-Lymphom zeigen bispezifischer Antikörper und NK-Zellen vielversprechende erste Ergebnisse. Bei rezidiviertem Hodgkin-Lymphom zeigen bispezifischer Antikörper und NK-Zellen vielversprechende erste Ergebnisse. © JosLuis – stock.adobe.com