Cladribin wirkt bei MS auch im dritten und vierten Anlauf

Dr. Judith Lorenz

Bei stark schubförmiger MS kann Cladribin nach guter Wirkung in zwei Zyklen und einer Pause erneut eingesetzt werden. Bei stark schubförmiger MS kann Cladribin nach guter Wirkung in zwei Zyklen und einer Pause erneut eingesetzt werden. © MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Bei Menschen mit hochaktiver schubförmiger Multipler Sklerose (MS), die gut auf zwei Cladribin-Behandlungszyklen angesprochen haben, kann nach einer Therapiepause eine erneute Gabe des Nukleosidanalogons erwogen werden.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen, nach Auswertung der Patientendaten von sechs MS-Zentren in Deutschland.

Die Zulassung von Cladribin bei MS deckt aktuell nur einen Zeitraum von vier Jahren ab. In Jahr 1 und 2 ist jeweils eine Behandlungsphase vorgesehen, bestehend aus zwei Behandlungswochen im Abstand von einem Monat. In Jahr 3 und 4 ist keine weitere Gabe vorgesehen. Ab Jahr 5 bleibt die Situation bislang offen, da eine Wiederaufnahme der oralen Therapie nach diesem Zeitraum bislang nicht in klinischen Studien untersucht wurde. Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) empfiehlt allerdings für MS-Betroffene, die gut auf Cladribin angesprochen haben, im Fall eines Rezidivs die erneute Gabe des Wirkstoffs.

Die therapeutische Effektivität und Sicherheit dieser Strategie beleuchtete das Autorenteam anhand der Daten von 166 Erwachsenen mit hochaktiver MS, die zwei reguläre Cladribin-Behandlungszyklen absolviert hatten. Davon erhielten 105 Personen nach der zweijährigen Therapiepause nicht erneut Cladribin, sie dienten als Kontrollgruppe. 50 Personen absolvierten dagegen einen oder zwei weitere Behandlungszyklen, 11 erhielten Cladribin nach nur einem Jahr Pause erneut.

Ein dritter oder vierter Cladribin-Zyklus triggerte keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es kam lediglich zu milden Veränderungen der Lymphozytenzahlen, die klinisch gut beherrschbar waren; eine relevante Beeinträchtigung der Immunabwehr wurde nicht beobachtet.

Erhöhte Serumtransaminasen bei einigen Teilnehmenden

Während die Kontrollgruppe ohne Therapie weitgehend stabil blieb, erreichten Teilnehmende mit erneuter Krankheitsdynamik nach der Cladribingabe eine ebenso große Schub- und MRT-Freiheit. Auch der Grad der Behinderung blieb nach der Wiederaufnahme der Behandlung stabil. MS-Rezidive nach Abschluss einer regulären Cladribin-Therapie können demnach offenbar durch eine erneute Behandlung abgefangen werden, ohne dass dabei mit gravierenden Komplikationen gerechnet werden muss, schlussfolgert das Autorenteam.

Einige Teilnehmende entwickelten einen Anstieg der Serumtransaminasen, der jedoch das 2,5-Fache der Obergrenze des Referenzbereichs nicht übertraf. Daher empfehlen die Forschenden ein entsprechendes Monitoring. Gegenwärtig wird in einer prospektiven Studie (CLIP-5) die Sicherheit und Effektivität der Wiederaufnahme der Cladribin-Behandlung in Jahr 5 geprüft. 

Quelle: Kleinschnitz C et al. Mult Scler Relat Disord 2025; 97: 106398; doi: 10.1016/j.msard.2025.106398

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Bei stark schubförmiger MS kann Cladribin nach guter Wirkung in zwei Zyklen und einer Pause erneut eingesetzt werden. Bei stark schubförmiger MS kann Cladribin nach guter Wirkung in zwei Zyklen und einer Pause erneut eingesetzt werden. © MQ-Illustrations - stock.adobe.com