Cartoon Praxismanagement

Coronakrise: Jede zehnte Hausarztpraxis in Kurzarbeit?

Anouschka Wasner

Die Anzeigen bei der Arbeitsagentur spiegeln die Befürchtungen der Mediziner wider. Die Anzeigen bei der Arbeitsagentur spiegeln die Befürchtungen der Mediziner wider. © Stockfotos-MG – stock.adobe.com

Während der Coronakrise haben auch Arztpraxen Kurzarbeit anzeigen müssen. Medical Tribune hat sich die Zahlen von der Bundesagentur für Arbeit aufschlüsseln lassen.

Über zwei Millionen Beschäftigte waren im März, dem ers­ten Monat mit verschärften Auswirkungen der Coronakrise, in Kurzarbeit. Das geht aus Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Der bisherige Höchstwert der Krise 2008/09 wurde damit überschritten. Im April und Mai dieses Jahres dürfte die Zahl um ein Vielfaches höher liegen, so die Bundesagentur.

Diese Tendenz lässt sich auch den Anzeigen von Kurzarbeit entnehmen. Eine solche müssen die Betriebe vor Beginn der Kurzarbeit bei der Bundesagentur erstatten und damit über den voraussichtlichen Arbeitszeitausfall informieren. Im März und April wurde zusammen für über 10 Millionen Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, im Mai für über eine weitere Million.

Der Anteil der Zahnärzte an den Praxen ist groß

Auf Anfrage von Medical Tribune hat die Bundesagentur ihre aktuellen Zahlen mit Blick auf Arztpraxen aufgeschlüsselt – nach Art der Praxis, Anzahl der betroffenen Beschäftigten und nach Bundesland.

Corona-Kurzarbeit in Arztpraxen und Krankenhäusern in Deutschland
Anzeigen über Kurzarbeit
in den Anzeigen genannte Personenzahl
März 2020
April 2020
März 2020
April 2020
Insgesamt
163.562624.8701.638.6628.024.313
Gesundheitswesen
11.71564.72092.796461.908
Krankenhäuser
113868761660.769
Arzt- und Zahnarztpraxen
508038.55340.977259.662
... davon Arztpraxen für Allgemeinmedizin
110290174515.339
... davon Facharztpraxen
95812.181926991.775
... davon Zahnarztpraxen
401223.47130.963152.548

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Corona-Kurzarbeit nach Bundesland

*) Aus Datenschutzgründen und Gründen der statistischen Geheimhaltung werden Zahlenwerte von 1 oder 2 und Daten, aus denen rechnerisch auf einen solchen Zahlenwert geschlossen werden kann, anonymisiert.

Erstellungsdatum: 28.05.2020
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

So wurde im März von über 100 Arztpraxen für Allgemeinmedizin für rund 750 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet sowie von knapp 1000 Facharztpraxen für annähernd 10.000 Beschäftigte. Alle Arzt- und Zahnarztpraxen zusammen hatten im März für über 40.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet – einen großen Teil machen hier die Zahnärzte aus – und im April für 260.000. Diese Steigerung im April zeigt sich auf allen Ebenen: Auch bei Praxen für Allgemeinmedizin vervielfacht sich die Anzahl bis auf fast 3000 Praxen, die für über 15.000 Beschäftigte Kurzarbeit anzeigen. Bei rund 40.000 Hausarztpraxen im Land sind damit jetzt schon 7,5 % der Praxen betroffen. Und der Mai mit seinen weiteren Meldungen steht noch aus.

KuG für Krankenhäuser soll es eigentlich gar nicht geben

Bei den Krankenhäusern verzehnfachte sich die Anzahl der möglicherweise betroffenen Beschäftigten fast, sie stieg von rund 7500 auf über 60.000. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Krankenhäuser nach einer Weisung der Bundesagentur gar keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben. Ob jedoch alle diese Menschen, die hinter den Zahlen stecken, schlussendlich verkürzt gearbeitet haben, lässt sich erst mit zeitlicher Verzögerung feststellen. Dann nämlich, wenn die Zeiten abgerechnet werden. Dazu haben die Arbeitgeber bis zu drei Monate Zeit. Eine Tendenz lässt sich aber vielleicht doch ausmachen: Wenn im März tatsächlich über zwei Millionen Beschäftigte bei zuvor 2.638.662 gestellten Anzeigen in Kurzarbeit waren, könnte man davon ausgehen, dass auf 100 Anzeigen etwa 75 Inanspruchnahmen kommen. Übertragen auf die Hausarztpraxen könnte das heißen, dass in März und April schätzungsweise 12.000 Beschäftigte in Kurzarbeit waren. Und damit ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht.

Medical-Tribune-Recherche

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Die Anzeigen bei der Arbeitsagentur spiegeln die Befürchtungen der Mediziner wider. Die Anzeigen bei der Arbeitsagentur spiegeln die Befürchtungen der Mediziner wider. © Stockfotos-MG – stock.adobe.com