
PML: BK-spezifische T-Zellen infundieren

Die durch das JC-Virus ausgelöste progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) ist nach wie vor eine potenziell tödliche Erkrankung. Bedroht sind Menschen, die aufgrund von AIDS, hämatologischen Malignomen oder einer Behandlung mit immunmodulierenden Antikörpern wie Natalizumab und Rituximab eine stark verminderte T-Zell-Antwort aufweisen, erklärte Prof. Dr. Matthias Klein von der Neurologischen Klinik und Poliklinik der LMU München.
Eine effektive antivirale Therapie gegen das JC-Virus fehlt bis heute. Auch gelingt es nicht, die Immunkompetenz von PML-Kranken rasch wiederherzustellen. Ein bedeutsamer Schritt nach vorne scheint jedoch die Behandlung mit allogenen T-Zellen zu sein, die sich gegen das BK-Virus richten. Dieses Virus ähnelt stark dem JC-Virus, BK-spezifische T-Zellen können somit auch gegen das JC-Virus wirken, erläuterte der Kollege.
Aufbauend auf den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen entwickelten Forschende aus Deutschland ein Verfahren, bei dem transfusionsfähige BK-spezifische T-Zellen aus dem Blut von HLA-kompatiblen Spendern gewonnen, rasch aufgearbeitet und dem Empfänger bzw. der Empfängerin infundiert werden. In einer Fallserie behandelten sie 28 PML-Patientinnen und -patienten im Alter zwischen 51 und 72 Jahren mit solchen DIAVIS* T-Zellen. Die erste Transfusion erfolgte mit „frischen“ Zellen, weitere nach zwei und ggf. sechs Wochen mit kryokonservierten.
22 Personen sprachen auf die Therapie an. Im Verlauf von sechs Monaten stabilisierte sich bei zwölf Erkrankten die anhand der modified Rankin Scale erfasste Symptomatik. Bei zehn Betroffenen besserte sie sich. Im Vergleich zu den sechs Non-Respondern ging die Viruslast bei diesen Respondern aber nur tendenziell zurück. Alle Non-Responder starben im Mittel 59 Tage nach der T-Zell-Gabe.
Im Vergleich zu historischen Kohorten mit bestmöglicher supportiver Behandlung führte die DIAVIS-T-Zell-Therapie zu einem deutlichen Überlebensvorteil. Die Ein-Jahres-Überlebensraten lagen bei 69 % vs. 50 %. Im Vergleich zur experimentellen Gabe von Checkpoint-Inhibitoren zeigte sich dagegen – wenn auch knapp – kein signifikanter Unterschied. Die Ein-Jahres-Überlebensraten lagen bei 69 % versus 56 %.
Prof. Klein bezeichnete das neue Verfahren als „superinnovativ“. Wer PML-Erkrankte damit behandeln möchte, kann mit Prof. Dr. Thomas Skripuletz von der MHH Hannover Kontakt aufnehmen. „Die Zellen werden durch die Republik geschickt, der PML-Patient muss nicht nach Hannover kommen.“
*directly isolated allogeneic virus–specific
Quelle: 13. Infektiologie-Update-Seminar 2025
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