Cartoon Aus der Redaktion
Emotionen im Schafsjejunum
© MT
Die einen sagen: „Ein Leben ohne Bratwurst ist möglich, aber sinnlos.“ Andere hingegen finden: „Wenn Schlachthäuser Glaswände hätten, wäre jeder Mensch Vegetarier.“ Das erste Zitat stammt – keine Überraschung – von Dr. Markus Söder, das zweite von Ex-Beatle Sir Paul McCartney.
Wurst weckt Emotionen. Auf Social Media wird dies besonders deutlich. Man wehrt sich gegen den „Tofuterror“, wie ihn die „Verbotsparteien“ verbreiten. Und als Henkersmahlzeit würde der bayerische Ministerpräsident „keinen Brokkoliauflauf“ wählen, sondern Nürnberger Rostbratwürste. Veganerinnen und Veganer kontern: „Bayern ist Tierleidland.“ Beim Schweine-Wettgrillen in der Kleinstadt Viechtach, zu dem Söder selbstverständlich auch angereist war, protestierte die PETA mit einer Hundeattrappe auf dem Rost. Sogar in Frankreich diskutiert man inzwischen über den bayerischen „Gastro-Populisten“. Mir als ehemalige Krebsforscherin kommen bei den vielen Fotos, die den Verzehr verarbeiteten, roten Fleischs zeigen, vor allem gesundheitliche Fragen in den Sinn.
Während sich Söders Wurstwerbetrommel immer weiter dreht, ist der Fleischkonsum in Deutschland nach einem langjährigen Rückgang wieder leicht angestiegen. Gleichzeitig flaut der Vegan-Trend ab. Zahlreiche vegane Restaurants mussten schließen und McDonalds strich zuletzt in Österreich den McPlant von seiner Speisekarte (der aber ohnehin nicht vegan war, obwohl es der Name suggeriert). Das EU-Parlament hat mehrheitlich dafür gestimmt, dass pflanzliche Produkte nicht mehr als Burger oder Wurst bezeichnet werden dürfen. Denn es bestehe echte Verwechslungsgefahr, außerdem würden Hersteller vegetarischer Alternativen den guten Ruf der Fleischerzeugnisse missbrauchen. Ob Scheuermilch, Honigmelonen und Walnüsse jetzt auch umbenannt werden sollen?
In welche Richtung die kulinarische Reise langfristig geht, bleibt abzuwarten. Ich habe das Gefühl: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat keins.
Dr. Anna-Lena Krause
Redakteurin Medizin
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