Enthesitis im Anmarsch?

Dr. Sonja Kempinski

Frauen mit axialer Spondyloarthritis entwickeln häufiger periphere Manifestationen wie Enthesitiden oder Arthritiden. Eine Assoziation mit den HLA-B15- und HLA-B37-Allelen ließ sich ebenfalls nachweisen. Frauen mit axialer Spondyloarthritis entwickeln häufiger periphere Manifestationen wie Enthesitiden oder Arthritiden. Eine Assoziation mit den HLA-B15- und HLA-B37-Allelen ließ sich ebenfalls nachweisen. © Valentina - stock.adobe.com

Frauen mit axialer Spondyloarthritis entwickeln häufiger periphere Manifestationen wie Enthesitiden oder Arthritiden. Eine Assoziation mit den HLA-B15- und HLA-B37-Allelen ließ sich ebenfalls nachweisen.

Die axiale Spondylitis macht sich nicht nur mit Rückenschmerzen bemerkbar. In der Peripherie drohen Arthritiden und Enthesitiden. Doch nicht alle Patientinnen und Patienten entwickeln extraspinale Manifestationen. Eine Rolle für das Risiko spielen u. a. Geschlecht, HLA-B-Variante und die Medikamenteneinnahme.

Zu den typischen extraspinalen Manifestationen einer axialen Spondylitis (AS) gehören Achillessehnenentzündungen und Plantarfasziitiden. Studien zufolge leiden an AS erkrankte Frauen häufiger darunter als an der Wirbelsäule radiologisch gleich stark betroffene Männer, berichten Dr. Benjamin Naovarat vom University of Texas Health Science Center, Houston, und sein Team. Ob dies stimmt und welche Faktoren mit der Entwicklung extraspinaler Manifestationen bei Menschen mit AS zusammenhängen, untersuchte das Team anhand einer etablierten AS-Kohorte. Außerdem wollten die Forschenden mehr zu der bereits beobachteten Assoziation zwischen HLA-B15 und dem Auftreten einer peripheren Arthritis herausfinden.

Eingeschlossen in die Arbeit waren 1.075 AS-Patientinnen und -Patienten aus der PSOAS*-Kohorte, die die modifizierten New-York-Kriterien erfüllten. Rund 65 % von ihnen berichteten über vorangegangene periphere Arthritiden, knapp 26 % über Fersenschmerz. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erfassten demografische Daten und ließen die HLA-B-Allele typisieren. Zu den durchschnittlich fünf Kontrollterminen im Studienzeitraum wurde u. a. die Krankheitsaktivität gemessen und die Medikation dokumentiert.

329 der Teilnehmenden (31 %) wiesen bei mindestens einer Kontrolle eine objektive Gelenkschwellung auf, die laut rheumatologischer Expertise auf die AS zurückzuführen war. Unter einer Plantarfasziitis oder Achillessehnentendinitis litten 339 AS-Patientinnen und -Patienten (32 %). Von den 291 AS-Erkrankten, die vor der Studie noch frei von Gelenkentzündung und Enthesitis waren, entwickelten 76 im Untersuchungszeitraum eine dieser beiden Manifestationen. Bei 35,4 % der Teilnehmenden kam es zudem zu einer Uveitis, bei 10,6 % zu einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Mehr periphere Arthritiden bei gleichzeitiger Psoriasis 

Nach univariabler Analyse waren Menschen mit peripherer Arthritis – definiert durch objektive Gelenkschwellungen während mindestens eines Kontrolltermins – häufiger von einer erheblichen funktionellen Beeinträchtigung betroffen (BASFI**-Score über 40/100) als diejenigen ohne Gelenkbeschwerden (Odds Ratio, OR, 1,72). Außerdem litten sie öfter an Psoriasis (OR 1,68), wiesen eher eine BSG > 20 auf und verwendeten häufiger TNF-Blocker oder Sulfasalazin/Methotrexat (OR 1,5 bzw. 2,25). Beim multivariaten Verfahren zeigten sich ähnliche Zusammenhänge.

Betroffene mit Plantarfasziitiden und/oder Achillessehnentendinitis waren eher weiblich und älter (> 44 Jahre), verwendeten häufiger TNF-Blocker (OR 1,48) sowie Sulfasalazin oder Methotrexat (OR 1,86) und wiesen stärkere Funktionseinschränkungen auf. Außerdem litten diese AS-Patientinnen und -Patienten häufiger an Gelenkschwellungen.

Anhand der HLA-B-Typisierung untersuchten Dr. Naovarat et al. auch den Zusammenhang von HLA-B-Allelen und extraspinalen Manifestationen der AS. Unter den weißen Studienteilnehmenden zeigte sich eine Korrelation zwischen dem Vorliegen von HLA-B15 und einer peripheren Gelenkentzündung, Frauen und Männer unterschieden sich dabei nicht. Bei den hispanischen Patientinnen und Patienten gab es einen nicht-signifikanten Trend, bei den asiatischstämmigen Personen und Afroamerikanerinnen und -amerikanern war keine Assoziation zwischen HLA-B15 und Arthritis nachweisbar.

Ebenso fanden die Forschenden einen Zusammenhang zwischen dem psoriasisassoziierten HLA-B37 und peripherer Arthritis bei weißen Teilnehmenden, wobei HLA-B37 in dieser Kohorte auch mit Psoriasis korrelierte. Zwischen HLA-B-Varianten und der Plantarfasziitis oder Achillessehnenentzündung wurde keine Assoziation festgestellt. Gleiches gilt für Fersenschmerzen in der Anamnese. 

Frauen mit AS berichten offenbar nicht nur öfter von Enthesitiden, sie leiden auch objektiv häufiger darunter als Männer, fasst das Autorenteam zusammen. Sie führen dies u. a. auf eine bei den Frauen geringere Wirksamkeit einer TNF-Blockade zurück. 

Fehlende Assoziation durch unterschiedliche Pathogenese

Die HLA-B-Typisierung konnte den Zusammenhang zwischen HLA-B15 und einer peripheren Arthritis bei weißen, nicht-hispanischen Menschen unterstreichen. Dass es keine Assoziationen von HLA-B-Allelen mit Enthesitiden oder Fersenschmerz gab – insbesondere mit HLA-B27 und 37 –, könnte dem Autorenteam zufolge an möglichen Unterschieden in der Pathogenese der extraspinalen Manifestationen bei AS liegen.

* Prospective Study of Outcomes in Ankylosing Spondylitis
** Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index

Quelle: Naovarat BS et al. RMD Open 2025; 11:e004589; doi: 10.1136/rmdopen-2024-004589

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