Erkrankung bleibt vor allem bei Frauen länger aktiv als angenommen

DGRh 2023 Dr. Sonja Kempinski

Die axiale Spondyloarthritis brennt offenbar doch nicht einfach so aus. Die axiale Spondyloarthritis brennt offenbar doch nicht einfach so aus. © Foto-Ruhrgebiet – stock.adobe.com

Die ankylosierende Spondyloarthritis gilt traditionell als Erkrankung jüngerer Erwachsener.

Bisher ging man davon aus, dass sie nach 10- bis 20-jähriger Dauer – jenseits des 50. Lebensjahres – langsam ausbrennt und schließlich nicht mehr aktiv ist. So wurde es schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschrieben. Doch entspricht diese Annahme wirklich den Tatsachen? Dieser Frage ist Prof. Dr. Martin Rudwaleit von der Universitätsklinik für Innere Medizin und Rheumatologie am Klinikum Bielefeld Rosenhöhe nachgegangen. Er forschte in der Literatur nach entsprechenden Belegen.

Eine Gruppe aus Cornwall untersuchte beispielsweise 34 Betroffene per MRT auf Zeichen einer aktiven Entzündung. Die Patienten waren im Schnitt 48 Jahre alt, hatten durchschnittlich elf Jahre zuvor die Diagnose axiale Spondyloarthritis (axSpA­) erhalten und plagten sich schon mehr als zwanzig Jahre mit den Beschwerden herum. Deutliche Zeichen einer aktiven Entzündung wiesen in der MRT 6 % von ihnen auf, 29 % gar keine. Die übrigen Patienten bewegten sich in einer Art Grauzone. So ganz brennt die Erkrankung offenbar doch nicht aus, bewertete Prof. Rudwaleit diese Ergebnisse. 

Darüber hinaus war die Literatur­recherche wenig ergiebig. Deshalb kontaktierte der Rheumatologe mehrere pharmazeutische Unternehmen. Er wollte wissen, wie es in deren klinischen Studien bei Patienten mit aktiver ankylosierender Spondylitis in puncto Altersverteilung aussah. Die Ergebnisse überraschten: Die Real-World-Studien zu Secukinumab hatten einen Anteil an Patienten, die 50 Jahre oder älter waren, von 44 %. Bei SURPASS­ war jeder vierte Teilnehmer über 50 Jahre­, in der Phase-3-Studie­ mit Tofacitinib waren es etwa 24 %, in den drei COAST-Studien zu Ixekizumab 30 %. Die Zulassungsstudien zu Certolizumab basierten auf einer Kohorte, in der 23 % bzw. 35 % ihr 45. Lebensjahr hinter sich hatten. 

Frauen über 50 überraschend oft in den Studien vertreten

Eine ganz ähnliche Altersverteilung sah man in den drei Arbeiten zu Bimekizumab: Teilnehmer, die 50 Jahre oder älter waren, machten darin einen Anteil von 20–30 % aus. In allen Studien waren anteilig deutlich mehr Frauen als Männer über 50 Jahre.

Man darf nicht davon ausgehen, dass die ­axSpA bei allen Patienten mit der Zeit erlischt, lautet das Fazit von Prof. Rudwaleit­. In klinischen Studien liegt der Anteil der über 50-Jährigen mit aktiver Erkrankung gemittelt bei 25–30 %. Betrachtet man nur die Frauen, sind die Zahlen noch eindrucksvoller: 27–54 % der Patientinnen mit aktiver Erkrankung sind 50 Jahre und älter.

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2023

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Die axiale Spondyloarthritis brennt offenbar doch nicht einfach so aus. Die axiale Spondyloarthritis brennt offenbar doch nicht einfach so aus. © Foto-Ruhrgebiet – stock.adobe.com