
FGFR4-Inhibitor liefert vielversprechende Ergebnisse in der Erst- und Zweitlinie

Es war lange eine Diskussion, ob es bei kleinen Tumoren und typischen Charakteristika für ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) immer eine Biopsie braucht. Präzisionsmedizin ist aber nur möglich, wenn Gewebe zur Testung auf Treibermutationen und molekulare Zielstrukturen vorliegt. Noch ist die Genauigkeit der Liquid Biopsy nicht gut genug, um eine solche Präzisionsmedizin beim HCC zu ermöglichen. Deshalb empfahl Prof. Dr. Dr. Peter R. Galle, Universitätsmedizin Mainz: „Go for biopsies.”1
Ein Beispiel für eine zukünftig mögliche neue zielgerichtete Therapie für Erkrankte mit nicht-resektablem HCC (uHCC) ist Irpagratinib, ein oraler selektiver Inhibitor des Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptors 4 (FGFR4). Etwa 30 % der Tumoren aller HCC-Patient:innen weisen eine Überexpression des Fibroblasten-Wachstumsfaktors 19 (FGF19) auf. Das führt zu einer Überaktivierung des FGF19-FGFR4-Signalwegs, erläuterte Prof. Dr. Qi Cheng von der University of Science and Technology, Wuhan.2
Er und seine Kolleg:innen prüften in der Phase-2-Studie ABSK-011-201 die Kombination von Irpagratinib mit Atezolizumab (1.200 mg alle drei Wochen) bei Personen mit fortgeschrittenem oder nicht resektablem HCC mit FGF19-Überexpression. Die Teilnehmenden hatten bislang keine oder maximal eine vorherige systemische Therapie erhalten.
Studienpopulation
Prof. Cheng berichtete von den Ergebnissen der Kohorte von 33 Patient:innen, die mit einer Irpagratinib-Dosis von 220 mg zweimal täglich behandelt worden waren. 15 von ihnen hatten noch keine uHCC-Therapie erhalten, 18 waren vorbehandelt, unter anderem mit den CPI Sintilimab (n = 8), Tislelizumab (n = 4) und Atezolizumab (n = 3).
Gut verträgliche Kombinationstherapie
Die Kombination aus Irpagratinib plus Atezolizumab wurde gut toleriert. Unerwünschte Ereignisse (UE) des Grads 4 oder 5 traten im Zusammenhang mit der Behandlung nicht auf, berichtete Prof. Cheng. Häufigere UE (≥ 5 %) eines Grads 3 umfassten Leberwerterhöhungen, einen Kreatininanstieg und die Abnahme der Leukozytenzahlen. Diarrhö und Hyperphosphatämie erreichten meistens nur einen Grad 1 bis 2 und waren gut beherrschbar, eine okuläre Toxizität wurde nicht berichtet. Immunbedingte UE traten mit Irpagratinib plus Atezolizumab nicht häufiger auf als mit Atezolizumab alleine.
Prof. Cheng sprach von einer bemerkenswerten Effektivität der Kombination. 50 % der therapienaiven und 52,9 % der vorbehandelten Patient:innen sprachen an. Die Krankheitskontrollraten lagen bei 91,7 % und 70,6 %. Ohne Vorbehandlung betrug das mediane progressionsfreie Überleben 7,0 Monate, mit vorangegangener Therapie 8,3 Monate.
Nach Prof. Chengs Einschätzung könnte Irpagratinib nach diesen Ergebnissen sowohl in der Zweit- als auch in der Erstlinientherapie des HCC eine Rolle spielen. In der zweiten Linie scheint der orale FGFR4-Inhibitor die erneute Immuntherapie nach Versagen einer ersten Behandlung mit einem CPI zu ermöglichen. Für die Erstlinie kommt Irpagratinib als Teil einer Tripeltherapie infrage, beispielsweise mit Atezolizumab und Bevacizumab. Entsprechende klinische Studien seien angelaufen, berichtete der Referent.
Quellen:
1. Galle PR. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress 2025; Invited Discussant 149MO und 150MO
2. Cheng Q et al. ESMO Gastrointestinal Cancers Congress 2025; Abstract 149MO
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