
Fitte Patient:innen und erfahrene Operierende sind die Voraussetzung

Der optimale Zeitpunkt für die maximale zytoreduktive Resektion bei Patient:innen mit operablem fortgeschrittenem Ovarialkarzinom (OC) werde immer wieder diskutiert, erläuterte Prof. Dr. Sven Mahner, LMU Klinikum, München.1 Über Jahrzehnte stellte die radikale primäre zytoreduktive Operation (PCS) den Standard dar, es wird aber zunehmend eine zytoreduktive Intervall-Operation nach neoadjuvanter Chemotherapie (NACT-ICS) durchgeführt. Die TRUST-Studie (ENGOT ov33/AGO-OVAR OP7) sollte für mehr Klarheit sorgen und stellte beide Therapiekonzepte einander gegenüber.
Primäre Operation erreichte einen signifikanten PFS-Vorteil
Von den 796 randomisierten Erkrankten mit fortgeschrittenem, aber operablem OC (Eierstock-/Tuben- und Peritonealkarzinom im Stadium IIIB–IVB) konnten die Wissenschaftler:innen 688 auswerten (Intent-to-treat[ITT]-Population). Über 90 % der Patient:innen hatten ein „high-grade“ seröses OC und alle galten als ausreichend fit für eine PCS (ECOG PS 0–1). Primärer Studienendpunkt war das Gesamtüberleben. Der Experte betonte, dass nur Zentren an der Studie teilnahmen, die definierte operative Qualitätsanforderungen der ESGO (European Society of Gynecologic Oncology) erfüllten.
Die Personen im PCS-Arm überlebten nur numerisch länger als jene im Kontrollarm (median 54,3 Monate vs. 48,3 Monate; HR 0,89; p = 0,24). Der primäre Studienendpunkt wurde damit verfehlt. Aber, so Prof. Mahner, erstmals konnte für besagte Betroffene in einer randomisierten Phase-3-Studie ein statistisch signifikanter PFS-Vorteil zugunsten der PCS erreicht werden, ohne dass dies die Lebensqualität beeinträchtigte. Im Median blieben die Patient:innen im PCS-Arm 22,1 Monate ohne Progress versus 19,7 Monate im Kontrollarm, was einer relativen Risikoreduktion um 20 % entspricht (HR 0,80; p = 0,018).
Besonders ausgeprägt fielen die Vorteile bei den Erkrankten im FIGO-Stadium III aus, mit einem medianen PFS von 26,3 Monaten (vs. 21,4 Monate; HR 0,73; p = 0,005) und einem medianen OS von 63,7 Monaten (vs. 53,2 Monate; HR 0,84; p = 0,14). Nach 60 Monaten waren noch 23 % (vs. 11 %) der PCS-Teilnehmenden ohne Progress und 52 % noch am Leben (vs. 45 %).
Operative Qualität entscheidet über die Prognose
Die Rate kompletter Resektionen erwies sich in beiden Studienarmen als hoch (70 % [PCS] bzw. 85 % [NACT-ICS]) bei niedriger Morbidität und Mortalität, schilderte der Referent. Die postoperative Mortalitätsrate nach 30 Tagen lag in beiden Gruppen unter 1 %. Die günstigste Prognose hatten die Patient:innen mit kompletter Tumorresektion unter PCS. Das mediane OS betrug dann 67 Monate (vs. 55 Monate mit NACT-ICS; p = 0,0521) bei einem medianen PFS von 27,9 Monaten (vs. 21,8 Monate; p = 0,0009). Nach 60 Monaten waren noch 26 % bzw. 11 % derjenigen, bei denen eine Komplettresektion gelang, progressionsfrei und 55 % bzw. 46 % am Leben.
Gibt es einen Überlebensvorteil?
Die Vorteile zugunsten der PCS seien eng mit der hohen Rate kompletter Resektionen assoziiert, resümierte Prof. Mahner, und die operative Qualität spiele eine große Rolle. Diskutantin Prof. Dr. Emma L. Barber, Northwestern University, Chicago, wies darauf hin, dass die frühe Operation insgesamt mit höheren Komplikationsraten einhergehe.2 Es lasse sich jedoch nicht ausschließen, dass bestimmte Subpopulationen unter PCS doch einen OS-Vorteil erreichten.
Quelle:
1. Mahner S et al. 2025 ASCO Annual Meeting; LBA 5500
2. Barber EL. 2025 ASCO Annual Meeting; Abstracts Discussion „Cuts Both Ways: Surgical Impact in Gynecologic Malignancies“
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